Bildschirmfoto 2025 05 07 um 10.13.30stellt die Spielzeit 2025/26 vor, Teil 1 

Redaktion 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Im Vorwort der Broschüre zu seiner 24. Frankfurter Spielzeit schreibt Intendant Bernd Loebe: „Jahr für Jahr stimme ich Sie mit einigen Zeilen auf die kommende Spielzeit ein. Der Blick zurück warnt vor sich wiederholenden Plattitüden. Schon seit Jahren ist die Rede von der Fragilität der Demokratie und der Verantwortung demokratischer Parteien. In der noch laufenden Spielzeit brachten wir Guercoeur heraus, eine Oper, in der das Volk sich von demokratischen Verhältnissen verabschiedet und einen Diktator herbeisehnt. Fast prophetisch wirkt das in einer Zeit, in der sich unsere vermeintlich robuste Demokratie als äußerst anfällig erweist. Die Oper als Institution wirkt dagegen wie eine ideale Parallelwelt: Fachwissen, künstlerische Visionen und Handwerk fließen zusammen zu einem Gesamtkunstwerk, das als Kommentar zur Vergangenheit und zur Gegenwart sowie als Entwurf einer Utopie zu verstehen ist.

Die Würde des Menschen ist unantastbar – auch für den Umgang auf und hinter der Bühne gilt das, trotz aller abverlangter Arbeitskraft und durchaus streitbarer Auseinandersetzungen. Doch anders als in der tosenden Politik geht es hier nicht um Eitelkeiten, sondern um das bestmögliche Ergebnis für das Publikum, für die Stadt, die Region sowie für die internationale Opernwelt, die uns mit Argusaugen begleitet.“
Generalmusikdirektor Thomas Guggeis fasst in derselben Publikation zusammen: „Wissen Sie, was mich an unserem – an Ihrem! – Opernhaus so fasziniert? Dass hier immer wieder aus vielen kleinen künstlerischen Einzelteilen Musiktheaterabende entstehen, die uns alle im besten Sinne ‚abheben’ lassen: in eine Welt, in der Ideale fühlbar werden, Konzepte emotional erfahrbar, die großen philosophischen Fragen hörbar. Wenn Musik die emotionalen Pforten dafür öffnet, was auf der Bühne in Worten gesungen und dargestellt wird, entwickelt diese Symbiose eine enorme Kraft, die uns gestärkt, nachdenklich und vielleicht ein wenig hoffnungsvoll in eine sehr heftige Realität entlässt. Dass dieses kleine Wunder Abend für Abend gelingt, verdanken wir dem großartigen Engagement jeder einzelnen Person auf und hinter der Bühne und im Graben, die trotz finanzieller und technischer Herausforderungen mit ganzem Herzen für dieses Opernhaus brennen. In Zeiten existenzieller, ja unmenschlicher Krisen glaube ich umso mehr an die Notwendigkeit und das Geschenk einer zutiefst menschlichen Kunstform wie der Oper. Und deswegen wollen wir Sie auch in der kommenden Spielzeit wieder mit großartigen Abenden beschenken.“

Der Spielplan der Oper Frankfurt in der Saison 2025/26 bietet mehr als 500 Veranstaltungen insgesamt, davon 171 Musiktheatervorstellungen. Auf dem Programm stehen 10 Premieren mit insgesamt 85 Aufführungen, davon finden 8 Neuinszenierungen mit 71 Vorstellungen im Opernhaus sowie 2 Premieren mit 14 Vorstellungen im Bockenheimer Depot statt. Darüber hinaus sind 14 Wiederaufnahmen mit 86 Vorstellungen geplant. Zudem sind 8 Liederabende im Opernhaus und weitere Recitals im Holzfoyer sowie ca. 300 Sonderveranstaltungen angesetzt.
 
Als erste Neuproduktion der Spielzeit feiert am 21. September 2025 Wolfgang Amadeus Mozarts Così fan tutte im Opernhaus Premiere. Die musikalische Leitung übernimmt Generalmusikdirektor Thomas Guggeis, dem für die Produktion ein völlig neues Mozart-Ensemble fast gänzlich aus dem Haus zur Verfügung steht. Für die Inszenierung zeichnet die Französin Mariame Clément verantwortlich, die mit dieser
Produktion ihr Regiedebüt an der Oper Frankfurt gibt.

Am 2. November 2025 folgt, ebenfalls unter der Leitung von Thomas Guggeis, Modest Mussorgskis Boris Godunow, dessen Thematik von Politik, Macht und Intrigen wohl nie an Aktualität einbüßen wird. Die Titelpartie wird von dem ukrainischen Bass Aleksander Tsymbalyuk übernommen. Die Regie liegt bei Keith Warner, den seit Jahren eine enge Zusammenarbeit mit der Oper Frankfurt verbindet.

Eine weitere Mozart-Produktion der Spielzeit feiert mit Wolfgang Amadeus Mozarts Mitridate, re di Ponto in einer Inszenierung von Claus Guth am 7. Dezember 2025 Premiere. Die Koproduktion mit dem Teatro Real Madrid, deren musikalische Leitung bei Leo Hussain liegt, ist gleichzeitig die Frankfurter Erstaufführung dieser frühen Mozart-Oper. Im Bockenheimer Depot kommt am 11. Dezember 2025 die Frankfurter Erstaufführung von Punch and Judy des britischen Komponisten Harrison Birtwistle heraus. Sein Frankfurter Debüt gibt der junge Regisseur Wolfgang Nägele; die musikalische Leitung liegt bei Kapellmeister Alden Gatt.

Ein Highlight der Saison verspricht die Opernrarität Amor vien dal destino des italienischen Barockkomponisten Agostino Steffani zu werden, die ab dem 25. Januar 2026 im Opernhaus gezeigt wird – auch diese Produktion eine Frankfurter Erstaufführung. Der Komponist hat dabei einen ungewöhnlichen Bezug zur Mainmetropole: 1728 verstarb er hier auf der Durchreise nach Italien und fand im Kaiserdom seine letzte Ruhestätte. Die Produktion dirigiert Václav Luks, die Inszenierung besorgt der international renommierte US-Regisseur R.B. Schlather, der in Frankfurt u.a. mit Macbeth begeisterte. Das Bühnenbild wird von Anna Kirsch gestaltet.

Eine weitere zeitgenössische Oper feiert am 1. März 2026 ihre Frankfurter Erstaufführung im Opernhaus: Written on Skin des britischen Komponisten George Benjamin. Die Regie liegt bei Tatjana Gürbaca, die zuletzt eine gefeierte Inszenierung von Fromental Halévys La Juive in Frankfurt vorlegte. Die Titelpartie des Protector verkörpert der dänische Bariton Bo Skovhus, an seiner Seite Liz Reiter als Agnès. Unter der Leitung von Generalmusikdirektor Guggeis steht am 12. April 2026 Puccinis Turandot auf dem Spielplan. In der Titelpartie ist das ehemalige Frankfurter Ensemblemitglied Elza van den Heever zu erleben, die unlängst an der Metropolitan Opera als Elisabeth in Tannhäuser begeisterte. Die Inszenierung übernimmt die gefeierte Theater- und Opernregisseurin Andrea Breth, die mit dieser Produktion ihr Debüt am Haus gibt. Vorangestellt wird Puccinis Werk der als Auftragswerk der Oper Frankfurt entstandene Prolog Io tacerò der italienischen Komponistin Lucia Ronchetti.
 
Weiter geht es am 10. Mai 2026 mit Wolfgang Fortners Bluthochzeit, auch diese Produktion eine Frankfurter Erstaufführung. Die Regie liegt bei Àlex Ollé, von dessen vergangenen Produktionen an der Oper Frankfurt Arthur Honeggers Jeanne d’Arc in Kombination mit Debussys La Damoiselle élue noch in Erinnerung sein dürfte. Am Pult gibt der junge britische Dirigent Duncan Ward sein Debüt. In der Rolle der Mutter ist Ensemblemitglied Claudia Mahnke zu erleben, der Tod wird von Schauspielerin Dagmar Manzel verkörpert.

Am 7. Juni 2026 folgt Gioachino Rossinis Tancredi, vom Komponisten als Melodramma eroico bezeichnet. Die musikalische Leitung liegt bei Giuliano Carella, die Regie bei Manuel Schmitt, der in Frankfurt bereits Brittens The Prodigal Son /The Burning Fiery Furnace im Bockenheimer Depot inszenierte. Die Titelrolle singt Opernstudio-Mitglied Cláudia Ribas.

Die letzte Premiere der Spielzeit schließlich bildet die Frankfurter Erstaufführung von Georg Friedrich Händels Der Triumph von Zeit und Erkenntnis im Opernhaus (13. Juni 2026). Deren musikalische Leitung liegt bei Kapellmeister Simone Di Felice, mit der Inszenierung ist die ehemalige Abendspielleiterin der Oper Katharina Kastening betraut.

Nicht weniger als 14 Produktionen werden im Opernhaus wiederaufgenommen: Den Auftakt macht Puccinis Tosca in der Inszenierung von Andreas Kriegenburg am 31. August 2025. Die musikalische Leitung übernimmt der Heidelberger Generalmusikdirektor Elias Grandy, Tosca wird von der aufstrebenden italienischen Sopranistin Chiara Isotton gesungen und Cavaradossi verkörpert ihr Landsmann Angelo Villari.
Ab dem 6. September 2025 dirigiert Thomas Guggeis Brittens Peter Grimes in der Inszenierung von Keith Warner, die Titelpartie singt Alan Clayton. Die musikalische Leitung von Puccinis Manon Lescaut in der Sicht von Àlex Ollé übernimmt Simone Di Felice (Wiederaufnahme: 26. September 2025). In der Titelpartie ist die moldawische Sopranistin Ghiulnara Raileanu zu erleben; die Rolle des Des Grieux singt Matteo Lippi, der zuletzt in Macbeth in Frankfurt begeisterte.

Im Bockenheimer Depot wird Blühen von Vito Žuraj in der Inszenierung von Brigitte Fassbaender wiederaufgenommen (1. Oktober 2025), unter anderem mit Bianca Andrew als Aurelia. Ab 3. Oktober 2025 kehrt Händels Giulio Cesare in Egitto in der Regie von Nadja Loschky zurück, in der Titelrolle der ukrainische Countertenor Jurij Mynenko, der zuletzt in Händels Ottone in Frankfurt zu erleben war. Lawrence Zazzo ist als Tolomeo besetzt, die musikalische Leitung liegt mit Laurence Cummings in den Händen eines erfahrenen Barock-Spezialisten.

Jacques Offenbachs launische Opéra bouffe Die Banditen in der Regie Katharina Thomas wird von Karsten Januschke dirigiert (Wiederaufnahme am 7. November 2025); Michael Porter singt die Rolle des Falsacappa.
 
Erstmals nach Ende seiner Amtszeit als Frankfurter Generalmusikdirektor kehrt Sebastian Weigle als Gast zurück und leitet ab dem 16. November 2025 Vorstellungen von Rudi Stephans Die ersten Menschen. Die Inszenierung des von Stephan als „erotisches Mysterium“ untertitelten Werks stammt vom designierten Intendanten an der Hamburgischen Staatsoper Tobias Kratzer. Die Frankfurter Erfolgsproduktion von Carmen in der Inszenierung von Barrie Kosky wird ab dem 13. Dezember 2025 unter der musikalischen Leitung Jader Bignaminis wiederaufgenommen. In der Titelpartie ist erstmals Bianca Andrew zu erleben, als Don José steht ihr Joseph Calleja zur Seite. Mieczysław Weinbergs tiefgründig-politische Holocaust-Oper Die Passagierin in der Inszenierung des Frankfurter Schauspiel-Intendanten Anselm Weber, die unter anderem bei den Wiener Festwochen gastierte, erlebt ihre Wiederaufnahme am 1. Februar 2026. In der Hauptrolle der Lisa ist Katharina Magiera zu erleben; es dirigiert Leo Hussain.
In R.B. Schlathers Inszenierung von Puccinis Madama Butterfly (Wiederaufnahme: 6.

Februar 2026) liegt die musikalische Leitung bei Lorenzo Passerini; die Partie der Cio-Cio-San wird von der russischen Sopranistin Anna Princeva gesungen. Jules Massenets Werther (Regie: Willy Decker) kehrt ab dem 6. März 2026 unter dem Dirigat von Felix Bender zurück. Die Hauptrolle singt erneut John Osborn, neben ihm wird Bianca Andrew als Charlotte auf der Bühne stehen. Wagners Tristan und Isolde in der Inszenierung von Katharina Thoma (Wiederaufnahme: 22. März 2026) dirigiert Generalmusikdirektor Thomas Guggeis. Neben Marco Jentzsch als Tristan ist in der Rolle der Isolde die finnische Sopranistin Miina-Liisa Värelä zu erleben, die in Frankfurt zuletzt als Färberin in Strauss‘ Die Frau ohne Schatten reüssierte.

Auch die erfolgreiche Premiere Macbeth aus der Spielzeit 2024/25 (Regie: R.B.Schlather) kehrt am 18. April 2026 zurück: Die musikalische Leitung liegt bei Giacomo Sagripanti, den Macbeth singt erneut Nicholas Brownlee. Als Lady wird Signe Heiberg zu erleben sein, die bei der Premierenvorstellung im Dezember 2024 als Einspringerin das Publikum begeisterte.

Den Abschluss der Spielzeit macht die Wiederaufnahme des Doppelabends Der Zar lässt sich fotografieren von Kurt Weill und Die Kluge von Carl Orff (ab 14. Juni 2026). In der Inszenierung von Keith Warner übernimmt die musikalische Leitung der junge tschechische Dirigent Jiří Rožeň, der sein Debüt an der Oper Frankfurt gibt. Die Liederabend-Reihe vereint erneut Namen etablierter Sänger*innen mit denen
vielversprechender Nachwuchskünstler*innen: Sopranistin Slávka Zámečníková (28. Oktober 2025); Bass Franz-Josef Selig (16. Dezember 2025); Sopran Corinne Winters (13. Januar 2026); Tenor Patrick Grahl (24. Februar 2026); Mezzosopran Alice Coote (10. März 2026); Tenor Joseph Calleja (7. April 2026), Bassbariton Simon Bailey (5. Mai 2026). Einen besonderen Liederabend gibt es am 2. Juni 2026:  Schauspielerin Dagmar Manzel, die auch als Operetten- und Musicaldarstellerin auftritt, wird Lieder und Chansons von den 1920er-Jahren bis heute zu Gehör bringen.
 
Weitere Liederabende bietet die Reihe Lieder im Holzfoyer. Ein Gedenkkonzert mit Bezug zur Frankfurter Geschichte wird am 5. und 6. September 2025 geboten: Mezzosopranistin Zanda Švēde, Mitglieder des Opern- und Museumsorchester und weitere Mitwirkende erinnern an die Frankfurter Opernsängerin Magda Spiegel. Die als eine der größten Opernstimmen ihrer Zeit gerühmte Künstlerin wurde als Jüdin im Nationalsozialismus diffamiert und 1944 in Auschwitz ermordet.

Selbstverständlich werden auch in der Spielzeit 2025/26 wieder zahlreiche Sonderveranstaltungen zum Programm der Oper Frankfurt gehören, fast 300 sind es in der kommenden Saison. So hat sich das erfolgreiche Vermittlungsprogramm JETZT! für Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit einem vergleichsweise hohen Anteil von ca. 230 Terminen an der Gesamtzahl der Sonderveranstaltungen inzwischen fest etabliert.

Foto:
©