freischuetz seebuehne anjakoehler 240137Der Freischütz kehrt zurück nach Bregenz

Sabine Zoller

Bregenz (Weltexpresso) - Wenn am 17. Juli 2025 die erste Arie über den Bodensee hallt, wird es trotz Sommerhitze wieder schaurig schön: Der Freischütz, Carl Maria von Webers romantische Oper und Meilenstein der Musikgeschichte, kehrt in einer atemberaubenden Inszenierung auf die Bregenzer Seebühne zurück. Bereits im Sommer 2024 verzauberte die Schauergeschichte rund um Liebe, Verzweiflung und dunkle Mächte über 190.000 Besucher – nun folgt die zweite Saison.

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Romantischer Nervenkitzel auf dem See

Die Oper, die Richard Wagner einst als stilistisches Vorbild für seine monumentalen Werke nannte, gilt als Geburtsstunde der deutschen Romantik im Musiktheater. Und genau diese Ursprungsenergie fängt Regisseur Philipp Stölzl mit einer radikal bildgewaltigen Neuinterpretation ein: In einem halb versunkenen Dorf kämpft der junge Amtsschreiber Max um seine Liebe zu Agathe – beobachtet von der argwöhnischen Dorfgemeinschaft und vom Teufel persönlich.

Der dämonische Samiel ist dabei nicht bloß dunkle Randfigur, sondern tritt als Erzähler und Strippenzieher auf. Nebelschwaden, Wind, Feuer, geisterhafte Gestalten und eine feuerspeiende Schlange machen die Seebühne zur alptraumhaften Freiluftkulisse. Die berühmte Wolfsschlucht wird so zum Gänsehautmoment zwischen Theater und Film.

der freischuetz 28c29 anjakoehler 240154 0Stölzl, der bereits mit Rigoletto in Bregenz begeisterte, legt besonderes Augenmerk auf die Sprechszenen der Oper – fast die Hälfte des Stücks besteht daraus. Gemeinsam mit Autor Jan Dvořák wurden diese neu gefasst, um noch dichter an der dramatischen Essenz zu arbeiten. Auch musikalisch bleibt es hochkarätig: Die musikalische Leitung liegt bei Patrik Ringborg und Christoph Altstaedt, am Pult stehen die Wiener Symphoniker. Wer klassische Musik in spektakulärer Kulisse erleben möchte, kommt an diesem Sommer nicht vorbei: Der Freischütz läuft an 27 Abenden auf der Bregenzer Seebühne – und zieht sicherlich erneut Zehntausende in seinen Bann.

Regisseur Philipp Stölzl
Philipp Stölzl ist in der Opernwelt längst kein Unbekannter. Mit seinem filmischen Blick und einem Gespür für bildgewaltige Erzählungen gelingt es ihm, klassische Stoffe neu zu denken – ohne ihnen ihre emotionale Wucht zu nehmen. Bekannt wurde er zunächst als Musikvideo-Regisseur (u.a. für Rammstein, Madonna und Mick Jagger), bevor er sich dem Musiktheater zuwandte. In Bregenz hat er sich bereits mit der gefeierten Rigoletto-Inszenierung (2019–2021) einen Namen gemacht. Auch beim Freischütz gelingt ihm das Kunststück, ein romantisches Meisterwerk in eine moderne Bildsprache zu übersetzen: visuell überwältigend, erzählerisch präzise und atmosphärisch dicht.

Fotos: „Der Freischütz” © Bregenzer Festspiele / Anja Koehler