Mahlers Sechste in der Berliner Philharmonie

 

Helmut Marrat

 

Berlin(Weltexpresso) - Mahler wurzelt in der Romantik und blickt in die Moderne.Mit der 5.Sinfonie wird das liedartige Element verlassen. Die 6. Sinfonie zählt zu den Instrumentalwerken größten Ausmaßes tragischen Inhalts.

 

 

Sie wurde von Mahler selbst die „Tragische“ genannt. Entstanden 1904. Sie endet mit zwei Hammerschlägen und mit einem Pianissimo. Der Untergang des Helden als tragische Pointe. In starkem Gegensatz dazu der als stürmischer Marsch einsetzende erste Satz. Man könnte sagen, es beginnt ein Aufstieg. Zwischendurch ertönen gar Herdenglocken; Mahler galt als begeisterter Alpinist und im 2. Satz verwendet er bei der Oboe ein Prinzip des beständigen Wechsels, das auf Strawinskij und Bartok vorausweist.Ein Aufstieg also. Ursprünglich sollte ihn der derzeitige Münchner GMD Kirill Petrenko anführen. Und da er als möglicher Nachfolger des derzeitigen Berliners Sir Simon Rattle gehandelt wird, war die Erwartung groß.

 

Doch Petrenko erkrankte. Als reizvoller Ersatz sprang der Brite Daniel Harding ein, der bei Mahler wie in Berlin als erfahren gilt. Er war Assistent bei Claudia Abbado. Und er erklomm nun diese Anhöhe mit ansteckender Verve.

 

Zudem waren beim Orchester zahlreiche Krankmeldungen zu verkraften. Doch da die Berliner Philhamoniker ein großartig eingespieltes Orchester sind, gelang erneut ein hervorragendes Klangerlebnis. Immer wieder leuchteten Momente auf, denen man in der voll besetzen Arena überrascht begegnete. Und als das Finale mit präziser Stille ausgeklungen war, war der Jubel groß.

 

 

Info:

 

Gustav Mahler lebte von 1860 bis 1911. Er stammte aus Kalischt in Böhmen und starb in Wien. Er war nicht nur Komponist, sondern auch der bedeutendste Dirigent seiner Zeit als Operndirektor in Wien, wo er auch das Musiktheater reformierte. Zuvor war er Kapellmeister in Hamburg und seine Anfänge hatte er in Kassel.

Seine Ehe mit Alma Mahler, später nach seinem frühen Tod Alma Mahler-Werfel, war spektakulär. Ihretwegen suchte er Sigmund Freud auf, weil er sich – zurecht – nicht geliebt fühlte und gleichzeitig verbot er der talentierten Musikliebhaberin das Komponieren. Alles sehr widerprüchlich auf der menschlichen Ebene, was sich - einbeschlossen das zerrissene Jahrhundert - in seiner Musik widerspiegelt, die erst weit nach dem 2. Weltkrieg international als musikalischer Ausdruck der Moderne anerkannt und vom Publikum in besonderem Maße geliebt wurde und wird.