Christian Tetzlaff spielt Schubert und Widmann

 

Helmut Marrat

 

Berlin (Weltexpresso) - „Artist in Residence“ bedeutet so viel, dass einzelne Institutionen Künstlern unentgeltlich einen vorübergehenden Aufenthaltsort für ihr Schaffen bieten. In Deutschland kennt man etwa den „Stadtschreiber“, wo einem Schriftsteller Kost und Logis geboten wird, wofür er sich meist mit einigen Artikeln bedankt.

 

Auch die Berliner Philharmoniker haben regelmäßig Gäste, die das Angebot gerne wahrnehmen. Und in aller Regel revanchiert sich der Gast mit einem Konzert. Christian Tetzlaff stammt aus Hamburg. Er ist Jahrgang 1966, studierte an der Musikhochschule in Lübeck und am College-Conservatory of Music in Cincinnati, USA. Er gilt als einer der besten Violinisten seiner Generation.

 

Ein ganz besonderes Konzert zweier Oktette war angekündigt: Das F-Dur Oktett von Franz Schubert von 1824 und das Oktett des Münchners Jörg Widmann, entstanden als Auftragswerk für das Kammermusikfest Heimbach 2004.

 

Die acht Musiker versammelten sich passend im Kammermusiksaal der Philharmonie.

Er stammt – nach Plänen von Hans Scharoun - vom Architekten Edgar Wisniewski und wurde 1987 eröffnet.

 

Kritiker bemängeln häufiger die zu geringe Platzauslastung von 60%, aufgrund der zu großen Dimension des Baus. So ist es nicht verwunderlich, dass der Saal nicht ausverkauft ist. Aber er ist gut gefüllt. Selbst nach der Pause, beim Oktett von Widmann, sind die meisten geblieben.

 

Und sie werden auch hier mit einem erstklassigen Klangerlebnis belohnt. Der Komponist Widmann bedankte sich schließlich bei den Musikern mit einer tiefen Verbeugung. Sein Oktett nimmt Bezug auf Schubert. Dessen Komposition ist besonders schwer. Es erscheint als gar nicht leicht, hinter sein Geheimnis zu kommen. Schubert befand sich auf dem Weg zur großen Symphonie und er orientierte sich an Beethovens Septett aus dem Jahre 1799. Er nimmt allerdings eine zweite Violine hinzu. Die anderen Instrumente sind: Viola, Cello, Kontrabass, Horn, Fagott und Klarinette. Dabei beeindruckte mich der Klarinettist Wenzel Fuchs ganz besonders durch sein Spiel.

 

Schuberts Oktett ließ die Bemühungen Franz Schuberts um das Schaffen einer Symphonie erkennen, auch wenn vielfach die einzelnen Passagen und Partien der Sätze nicht wirklich bis zur größten Intensität durchformt waren. Die Ansätze aber sah man. Und so leuchteten wiederholt tiefgehende Klänge auf. Immerhin! Zu recht stark beklatscht.

 

Nach der Pause das Oktett von Jörg Widmann. „Das Neue sei noch lange nicht ausgeschöpft,“ wird der Komponist zitiert. Sein Bezug zu Schubert „liege im Tonfall“. Widmanns Oktett ist tatsächlich klang-gewaltig und gefühlvoll. Und gleichermaßen immer wieder auf der Suche nach der Stille. Er nähere sich ohne Furcht der „fabelhaften Spur der Jahrhunderte“, bescheinigt ihm konsequent Wolfgang Stähr im hervorragenden Konzertprogrammheft.

 

Auch hier sehr freundlicher Applaus mit einigen Bravos.

 

 

Info:

Franz Schubert lebte von 1797 bis 1828, in Wien. Er komponierte in diesem kurzen Leben 8 Symphonien, 17 Ouvertüren, mehrere Opern, Singspiele und Chöre und mehr als 600 Lieder. - Seine berühmtesten Kompositionen sind „Die Winterreise“, „Der Erlkönig“ und „Die Schöne Müllerin“ und vor allem seine „unvollendete Symphonie“ (Nr. 8, B moll, D 759). Er galt als Bewunderer Beethovens.