Die Alte Oper Frankfurt stellt die Saison 2012/13 und den neuen Intendanten Stephan Pauly vor

 

Felicitas Schubert

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Unsere Überschrift, daß allem Anfang ein Zauber innewohne (Hesse) ist als Wunsch für den neuen Intendanten gedacht, der vom Mozarteum in Salzburg an den Main kommt, denn er übernimmt ein wohlbestalltes Haus und da sind die zufriedenen Konzertbesucher und ihre Verwalter des musikalischen Geschehens meist sehr zufrieden, wenn sich nichts ändert.

 

Welche Wertschätzung der bisherige Leiter der Alten Oper, Michael Hocks, in Frankfurt nach 14 Jahren Amtszeit genoß, konnte er an seinem aus Altersgründen letzten Arbeitstag bei der Vorstellung des Programms der nächsten Spielzeit zur Jahrespressekonferenz durch die Anwesenheit der Frankfurter Oberbürgermeisterin Petra Roth und des Kulturdezernenten Semmelroth sehen, wobei für Petra Roth dies ein freiwilliger Abschied ist. Am 11. März ist in Frankfurt vorgezogen Oberbürgermeisterwahl. Es gehört zu den Besonderheiten des internationalen Konzertgeschäftes, daß hochrangige Interpreten, Dirigenten und Orchester schon über Jahre hin ausgebucht sind und man sich deshalb um sie sehr frühzeitig bemühen muß.

 

Insofern wird die Handschrift des neuen Intendanten erst mit der nächsten Saison sichtbar. Dazu gleich mehr.  Der Rückblick auf die vergangene Saison fiel traditionsgemäß kurz aus. Wenn alles läuft, gilt es den Blick nach vorne zu richten, damit es gut weiterläuft. Darum nur in Kürze: es fanden 352 Veranstaltungen statt mit insgesamt rund 464 00 Besuchern. Dabei betrug das Gesamtbudget der Alten Oper Frankfurt etwa 17 Millionen Euro. Rund 10 Millionen kamen durch Kartenverkauf und Vermietungen sowie Fördermittel der Freunde der Alten Oper und Sponsoring zustande, beide letztere mit an die 1,6 Millionen. Damit beträgt die Eigenfinanzierungsquote dieses Konzerthauses etwa 60 Prozent, zu dem die Stadt Frankfurt wie in den Vorjahren 6,8 Millionen dazugab.

 

Weiterhin werden Gastspiele bedeutender Künstler und Orchester aus den großen Kulturmetropolen stattfinden, wobei die Alte Oper in ihrem eigenen Programm auf die von ihr veranstalteten Konzerte hinweist und die Veranstalter, wie Pro Arte, mit eigenen hochrangigen Reihen die  Alten Oper  bespielend, hier nicht vorkommt, auch nicht im kleinen Programmbuch der A&O für die Saison 2012/13. Dies wurde moniert, durchaus mit Recht. Denn andere Konzerthäuser in anderen Städten haben in repräsentativen Broschüren ihre Juwelen leuchtend angekündigt. Die Alte Oper müßte sich zu einer neuen Art der Veröffentlichung durchringen, was leichter geschieht, wenn sich andere finanziell beteiligen.

 

Eine der nun schon liebgewordenen Gewohnheiten ist es, den Auftakt der neuen Saison mit dem AUFTAKT-FESTIVAL  zu begehen. Zwei Künstler – Komponist und Interpret -  werden in den verschiedenen Aspekten ihrer künstlerischen Arbeit deutlich

. Diesmal sind es junge Künstler. Die Sopranistin Mojca Erdmann und der Komponist und Klarinettist Jörg Widmann stellen sich dem Publikum in 14 Konzerten und einem wissenschaftlichen Symposium vor. Hans-Klaus Jungheinrich wird das Komponistenporträt von und mit Jörg Widmann am 15. September leiten.

 

Wie gleichzeitig das, was einst als Auftakt begann, andauernde Früchte trägt, zeigt die Ankündigung von IN ANDEREN RÄUMEN  für den 16. September, wo ebenfalls Hans-Klaus Jungheinrich ein Kolloquium von und über Rolf Riehm moderiert. Im September findet auch jeweils der Dirigentenwettbewerb statt, diesmal der 6. Georg-Solti-Wettbewerb, dessen Abschlußkonzert am 23.9. im Großen Saal stattfindet, weil sich inzwischen die hochkarätige Wettbewerber schon ihr Publikum erobert haben.

 

Kommen wir auf einen weiteren Schwerpunkt – der großen Konzerte gibt es so viele, daß die hier nicht aufgeführt werden können und Sie unbedingt einen Blick in das kleine Büchelchen mit den Daten zur Saison 2012/13 werfen sollten. Auf den Spuren der Romantik heißt nach dem PHÄNOMEN EXPRESSIONISMUS ein weiterer Schwerpunkt, den der Kulturfonds Rhein-Main für die Jahre 2012-14 als übergreifendes Thema formuliert hat. Unter IMPULS ROMANTIK: RHEINROMANTIK – MAINROMANTIK  soll dieses interdisziplinäre Projekt die verschiedenen Künste binden, die sich an dieser das Rhein-Main-Gebiet übergreifenden Kooperation mit ihren Institutionen, Gemeinden und Veranstaltungsorten beteiligen.

 

Darauf kann man sich schon heute freuen, denn die Romantik ist eine der Zeiten und Stilrichtungen, in denen die inhaltliche Vorgabe auch die Form bestimmte. 15 Veranstaltungen werden davon schon in der nächsten Spielzeit künden. Wie es dem Thema gemäß ist, werden die ‚kleinen Formen’ wie Lied, Kammermusik, Klaviermusik im Mittelpunkt stehen, aber auch die romantischen Sinfonien durch große Klangkörper wirken. So wird der Romantik-Schwerpunkt in der Alten Oper durch das Gastspiel der Staatskapelle Dresden unter der Leitung ihres neuen Chefdirigenten Christian Thielemann am 5. September mit der 7. Sinfonie von Bruckner und Auszügen aus Wagners  TRISTAN  UND  ISOLDE eröffnet.

 

In der Diskussion kam die Rede auch auf das Kinder- und Jugendprogramm, das für Stephan Pauly ein Ansatz sein wird, eigene Akzente zu setzen, was sich frühestens in der übernächsten Saison auswirken kann. Angeregt wurde auch eine Zusammenarbeit mit der Messe Frankfurt, hier der Musikmessen, die seit dem Vorjahr im Rahmen der Musikmesse einen eigenen Pianistenwettbewerb mit dem Deutschen Pianistenpreis  ausschreibt und durchführt, wo das Abschlußkonzert sowieso in der Alten Oper stattfindet. Der letztjährige und erstmalige Wettbewerb war von sehr guter Qualität.

 

Aber auch andere Formen der Zusammenarbeit mit der Frankfurter Messe sind denkbar, deren Festveranstaltungen wie die Buchmesseneröffnung und der Hessische Filmpreis sowieso dort stattfinden. Denn längst ist die Alte Oper zu einem gerne besuchten Ballhaus avanciert: vom Deutschen Opernball bis zum Sportpresseball und noch vielen Ereignissen dazwischen.

www.alteoper.de