Serie: Tutanchamun in Frankfurt am Main, Teil 4/5
von Claudia Schulmerich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Gleich zwei Veranstalter hat dieser sagenhafte Chor, der international ausgezeichnete muslimisch-koptische Chor, das Ensemble SAMAA – HIMMEL - aus Ägypten, das am Montagabend in der Katharinenkirche in Frankfurts Mitte den Wunsch nach Frieden auch in den Religionen wie den Dialog der Kulturen als Klangteppich ausbreitete, mitsamt der deutschen und der ägyptischen Nationalhymne.
Zum einen ist dies Semmel Concerts, die im Rahmen des FESTIVALS ÄGYPTISCHER KULTUR IN FRANKFURT das heutige Ägypten vorstellen, das seine kulturellen Wurzeln derzeit in der großen Halle am Güterplatz mit TUTANCHAMUN und seinen Grabfunden ausbreitet. Mitveranstalter ist die Tourismusabteilung des Ägyptischen Generalkonsulats in Frankfurt -Generalkonsul der Arabischen Republik Ägypten in Frankfurt, Seine Exzellenz Botschafter Amr Moawad -, das mit diesem Chor auch einen Auftakt zur diesjährigen Internationalen Tourismusbörse (ITB) gestaltet, die ganz im Zeichen Ägyptens steht: WO ALLES BEGINNT und mit Ägypten den Eröffnungsabend am 6. März bestreitet.
Mohamed Gamal, Direktor der hiesigen Tourismusabteilung begrüßte den Chor und die zahlreichen Zuhörer, nachdem Gastgeber Pfarrer Schneider sein Willkommen ausgesprochen hatte. Gamal qualifizierte die vier ganz unterschiedlich gewandeten Gruppen des Chors mit an diesem Abend 29 Sängern, darunter drei Frauen, als einen Chor, dem die Nächstenliebe das oberste Ziel sei, die ausdrücklich nicht nach Herkunft und Religion frage. SAMAA wolle die doch an einen Gott glaubenden Religionen durch Musik verbinden, gerade weil das gegenwärtig in der Heimat Ägypten Probleme mache. Es gehe um Frieden zwischen den Konfessionen und um Ägyptens Einheit als Nation bei unterschiedlicher Herkunft und unterschiedlich kultureller Praxis seiner Bevölkerung, die im Miteinander Toleranz ausüben.
Wo kann man das besser als beim gemeinsamen Singen, ging einem durch den Kopf, als Entessar Abdel Fatah, ein charismatischer ägyptischen Künstler, der im Jahr 2007 SAMAA gegründet hatte, den Einsatz zum ersten Konzert in Deutschland gab. Es ist ganz schwierig, die musikalische Basis dieser Musik mit dem mitteleuropäischen Musikvokabular auszudrücken. Die gesungenen Töne erscheinen einem, unterstützt durch spezifische Instrumente, zuerst als typisch orientalisch-arabische Musik, deren vokaler Anteil folgenden musikalischen Dialog führt: ein Vorsänger bringt in leicht klagendem Ton eine Botschaft, die vom Chor aufgegriffen zur Antwort wird. Schnell wird dies abgelöst durch die kleinste Gruppe von sechs Personen, die als Sopran/Tenor eine Melodie vorgeben, die von den anderen Chorteilen mit der zweiten Stimme begleitet wird. Dabei werden die Töne lang gezogen und erzeugen eine emotional berührende Stimmung.
Fragt man nach, hört man, daß dieser Chor einerseits Elemente muslimischer Sufi-Musik kombiniert mit andererseits mystisch koptischen Liedern und Hymnen des altägyptischen, aber auch europäischen Erbes der ägyptischen Christen, die zusammen eine vielfältige Klangfusion zuwegebringen. Dieses „Erbe“ war dann innerhalb des Konzertes deutlich herauszuhören. Da gab es Gospel mit dem typischen Rhythmus und den Wiederholungen und dann auf einmal, man sang innerlich schon etwas mit, wusste aber nicht, was man da sang, bis einem klar wurde, es ist EIN BISSCHEN FRIEDEN, der deutsche Beitrag von Nicole und ihr Sieg im Contest 1982, der vom ägyptischen Chor auch auf Deutsch gesungen wurde.
Das steigerte sich noch, nachdem erst einmal karibische Klänge musikalisch die ganze Welt andeuteten, im Zusammenschluß der Ode an die Freude, dem abschließenden Chor Beethovens in der 9. Symphonie ALLE MENSCHEN WERDEN BRÜDER – auch dies auf Deutsch. Und dann wurden zur großen Überraschung der Zuhörer die beiden Nationalhymnen gesungen, die die einen und anderen leise mitsangen. Das war ein beeindruckender Abschluß eines Konzerts, von dem die Tausendundeine Nachttöne in Erinnerung bleiben: jubilierende Flötentöne, sehnsuchtsvolles Streichen, gemäßigtes und wildes Trommeln.
Info:
Weitere Konzerte finden statt
München:29. Februar 2012, Beginn 19 Uhr (Einlass: ab 18Uhr), St. Maximilian, Deutingerstraße 4, 80469 München
Würzburg: 02.03.2012, Beginn 19 Uhr (Einlass: ab 18 Uhr), Stift Haug, Haugerpfarrgasse 14, 97070 Würzburg
Berlin: 04.03.2012 Beginn 15 Uhr (Einlass ab 14.30 Uhr), Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche, Breitscheidplatz, 10789 Berlin
Besuchen Sie Ägypten auf der ITB Berlin vom 07.-11.März 2012 in Halle 23
Die Ausstellung geht bis zum Sommer 2012
HÖRZU WISSEN FORUM
Mainzer Landstraße 124/Güterplatz
Info:
Jeden ersten Freitag im Monat ist die Ausstellung von 19 Uhr bis Mitternacht geöffnet und es finden sowohl wissenschaftliche Vorträge wie auch Kurzvorträge und Führungen sowie Galeriegespräche rund um Tutanchamun und das Alte Ägypten statt. Am 2. Dezember kommt der Ägyptologe Wilfried Seipel, bekannt als Ex-Direktor des Kunsthistorischen Museum Wiens (KHM).
Es gibt darüberhinaus ein Festival der ägyptischen Kultur in Frankfurt, auf dem Autoren, Filmemacher, Musiker und zeitgenössische Kunst aus Frankfurts Partnerstadt seit 1979: Kairo zu Gast in Frankfurt sind und über das die Oberbürgermeisterin Petra Roth Schirmherrin ist.
Das gesamte Festivalprogramm, zu dem Ausstellungen, Lesungen, Vorträge. Ägyptisches Kino im „Cinema“ u.a. gehören, findet man unter
www.tut-ausstellung.com/frankfurt/veranstaltungskalender.html
Der Zufall oder die Vorsehung will es, daß Frankfurt und rundherum in den nächsten Monaten tatsächlich Frankfurt am Nil heißen kann, denn es gibt verschiedene Aktivitäten, vor allem aber zwei herausragende Ausstellungen, die beide Italien zu verdanken sind.
Bis zum 26. Februar 2012 fand im Archäologischen Museum in Frankfurt die „Reise in die Unsterblichkeit. Ägyptische Mumien und das ewige Leben statt. Eine wunderbare Ausstellung der florentiner Funde, über die wir berichtet hatten:
http://weltexpresso.tj87.de/index.php/kunst2/199-der-tod-als-lebensversicherung
Das Historische Museum Speyer zeigt MEISTERWERKIE AUS DEM ÄGYPTISCHEN MUSEUM TURIN vom 11.3. bis 2.9. 2012, wobei die Pfälzer wieder einer Kinder- und Jugendausstellung hinzugeben ÄGYPTENS SCHÄTZE ENTDECKEN zum selben Zeitpunkt. Wir werden darüber berichten.