Spielzeiteröffnung der Saison 2015/16 der Oper Frankfurt am 18. September mit Helmut Lachenmann

 

Sibylla von Suden

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Die erste Premiere in der Spielzeit 2015/16 an der Oper Frankfurt wird als Frankfurter Erstaufführung DAS MÄDCHEN MIT DEN SCHWEFELHÖLZERN, Musik mit Bildern von Helmut Lachenmann sein. Wir konnten diese ungewöhnliche Oper, die auf traditionelle Melodien und die herkömmliche Weise,mit Instrumenten Musik zu machen verzichtet, in einer Aufführung der Wiener Festwochen 2003 im Gasometer sehen.

 

1997 war die spektakuläre Uraufführung in Hamburg. Und wohl immer noch haben sich außer Berlin, Stuttgart und Salzburg keine weiteren Häuser an das „Mädchen mit...“ herangewagt. Der 1935 geborene Komponist hat seinen Text nach dem gleichnamigen Märchen von Hans Christian Andersen sowie Texten von Leonardo da Vinci und Gudrun Ensslin gestaltet, wobei 'Gestalten' eine wichtige Aussage bleibt, denn hier geht es nicht um die Vertonung von Text, sondern das Entstehen von Tableaus, in denen die Töne eine Funktion des Inhalts erhalten. Schwer zu beschreiben. Sehen ist nötig.

 

Die Oper auf und hinter der Bühne

 

DAS MÄDCHEN MIT DEN SCHWEFELHÖLZERN

Musik mit Bildern von Helmut Lachenmann (*1935)

Text vom Komponisten nach dem gleichnamigen Märchen von Hans Christian Andersen sowie Texten von Leonardo da Vinci und Gudrun Ensslin

Mit Übertiteln

Musikalische Leitung: Erik Nielsen / Matthias Hermann

Inszenierung: Benedikt von Peter

Bühnenbild: Natascha von Steiger

Kostüme: Cinzia Fossati, Natascha von Steiger

Licht: Joachim Klein

Video: Bert Zander

Dramaturgie: Sylvia Roth, Mareike Wink

ChorWerk Ruhr: Michael Alber

Sopran: Christine Graham, Yuko Kakuta

Klavier: Yukiko Sugawara, Tomoko Hemmi

Shô: Mayumi Miyata

Sprecher: Helmut Lachenmann

Schauspieler: Michael Mendl

ChorWerk Ruhr; Statisterie der Oper Frankfurt; Frankfurter Opern- und Museumsorchester

 

 

Über den Künstler Helmut Lachenmann und „Das Mädchen mit...“ in Frankfurt

 

Helmut Lachenmann gilt als einer der herausragenden Komponisten der musikalischen Avantgarde. In seinen Werken geht es ihm stets um die Erweiterung des herkömmlichen Musikbegriffs, die er u.a. mit der Loslösung von Tonalität und Tonhöhe erreicht. Geräusche verwendet er als integrale Teile des Klangs, innovative Spieltechniken auf traditionellen Instrumenten sollen zu einem neuen Hörverständnis des Publikums beitragen. Dem vielfach ausgezeichneten Künstler wurde u.a. 2015 der Deutsche Musikautorenpreis für sein Lebenswerk verliehen.

 

Musik mit Bildern“ lautet der Untertitel von Lachenmanns zentralem Bühnenwerk Das Mädchen mit den Schwefelhölzern, das am 26. Januar 1997 an der Hamburgischen Staatsoper mit großem Erfolg uraufgeführt wurde. Basierend auf dem gleichnamigen Märchen des dänischen Schriftstellers Hans Christian Andersen, verknüpft Lachenmann das Schicksal der Titelfigur mit dem der RAF-Terroristin Gudrun Ensslin, aus deren Texten er neben anderen in seinem Libretto zitiert. Dabei gibt es keine Handlung im eigentlichen Sinn. Das Schicksal der Protagonistin wird vornehmlich durch die Musik vermittelt, wobei das Publikum zwischen den im Zuschauerraum verteilten Orchestermitgliedern Platz nimmt und so Teil des Geschehens wird.

 

Andersens kleines Mädchen, zu Silvester ausgeschickt um Streichhölzer zu verkaufen, entzündet eines nach dem anderen, um sich zu wärmen und erfriert am Ende doch in der physischen und gesellschaftlichen Kälte. Während dem Kind die Streichhölzer einen Moment Wärme geben, dienen sie Gudrun Ensslin als Waffe gegen das verhasste System. Benedikt von Peters Inszenierung beginnt dort, wo 1968 Kaufhäuser brannten: in einer Großstadt, mitten in der Gesellschaft mit all ihren sozialpolitischen Facetten.

 

Die musikalische Leitung der Neuproduktion hat Frankfurts ehemaliger Kapellmeister Erik Nielsen, der in naher Zukunft Chefpositionen in Bilbao und am Theater Basel antreten wird. Regisseur Benedikt von Peter ist seit 2012 Operndirektor am Theater Bremen und wird 2016 die Intendanz des Luzerner Theaters übernehmen. Zu den Mitwirkenden gehören zudem Helmut Lachenmann als Sprecher sowie der renommierte Schauspieler Michael Mendl, der bereits 2014/15 anlässlich der Uraufführung von Rolf Riehms Sirenen in Frankfurt zu Gast war.

 

Die weiteren an der Produktion beteiligten Künstlerinnen und Künstler sind überwiegend bereits mit Lachenmanns Werk vertraut, darunter die japanische Sopranistin Yuko Kakuta sowie ihre Landsfrauen Yukiko Sugawara – Lachenmanns Ehefrau – und Tomoko Hemmi am Klavier. Das Instrument der Shô-Spielerin Mayumi Miyata ist eine traditionelle japanische Mundorgel. Auch das Vokalensemble ChorWerk Ruhr hat Lachenmanns Mädchen bereits aufgeführt, so wie der Dirigent Matthias Hermann, der als Schüler Lachenmanns die Leitung einiger Vorstellungen übernehmen wird. Die amerikanische Sopranistin Christine Graham gibt ihr Frankfurt-Debüt.

 

Foto: (c) Monika Rittershaus

 

INFO:

Das Werk wird auf Grund der technischen Ansprüche, die es an seine Realisierung stellt, nur sieben Mal im September 2015 „en bloc“ gespielt wird und darüber hinaus nicht zu sehen sein wird. HINWEIS auf drei Begleitveranstaltungen zum Stück, die in diesem Zeitraum auf dem Spielplan stehen: Oper extra am 6. September 2015 um 11.00 Uhr, Gesprächskonzert mit Helmut Lachenmann am 13. September 2015 um 11.00 Uhr und Oper im Dialog am 20. September 2015 um 18.30 Uhr (im Anschluss an die Vorstellung).

 

Premiere: Freitag, 18. September 2015, um 19.30 Uhr im Opernhaus

 

Weitere Vorstellungen: 20. (15.30 Uhr; mit kostenloser Betreuung von Kindern zwischen 3 und 9 Jahren), 21., 23., 24., 26., 27. September 2015

 

Falls nicht anders angegeben, beginnen diese Vorstellungen um 19.30 Uhr

Preise: € 19 bis 165 (12,5% Vorverkaufsgebühr nur im externen Vorverkauf)

Karten sind bei unseren bekannten Vorverkaufsstellen, im Telefonischen Vorverkauf 069 – 212 49 49 4 oder online unter

 

www.oper-frankfurt.de erhältlich.