Serie: Musikmesse und Prolight +Sound tönen auf der Frankfurter Messe (Teil 2/3)

 

Felicitas Schubert und Hans Weißhaar

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Einverstanden, das mit der LEA-Gala müssen wir erklären. Denn eigentlich ist dies nicht die erste, sondern die sechste LEA-Gala, aber die erste in Frankfurt am Vorabend der hiesigen Musikmesse. Von Hamburg abgekauft nach Frankfurt. Aber durchaus sinnvoll an diesem Platz im Umfeld der weltweit größten Musikmesse.

 

Und LEA bedeutet in unserem in der U-Musikbranche noch schlimmeren Anglizismen als sonst: Live Entertainment Award. Das dazugehörige Komitee geht nach der „LEA Philosophie“ vor, dernach endlich einmal diejenigen Preise gewinnen, die Tag für Tag hinter den Kulissen dafür sorgen, daß auf der Bühne Hully Gully abgeht. Das sind sowohl die Manager wie auch sonstige Macher, auch Bühnenarbeiter und die, die den Kaffee kochen oder die Künstler sonstwie aufrechterhalten.

 

Das Ganze ist also ein Branchenpreis der Musikszene, wobei eine unabhängige Jury aus Musikjournalisten und Experten des „Live-Entertainments“, auch aufgetretene Künstler selbst,  ihr Augenmerk insbesondere auf junge Veranstalter, Manager und Agenten werfen will. Und es geht auch nicht um den pekuniären Erfolg, der mit dem LEA-Award belohnt werden soll, sondern um die Qualität der Veranstaltungen: „Im Zweifelsfall gilt der Grundsatz ’Klasse vor Kasse!“ Und besieht man sich, wer alles zum Erfolg einer Veranstaltung beitragen kann, weiß man, daß der LEA-Preise viele sind – 14 an der Zahl! - und sich ein solcher Preisabend lange hinziehen kann.

 

Die Frankfurter Festhalle – einen besseren Ort kann man sich einfach nicht wünschen – war festlich geschmückt, denn diese Gala ist von der Art, die sich herumsprechen soll als ein öffentliches Ereignis, wo man die Stars  -wir sahen und hörten Klaus Doldinger, Helene Fischer, Michael Bolton - so nebenbei auch noch erlebt. Dazu und den Preisverleihungen gleich. Vorab aber kommt etwas ganz Ehrwürdiges. Der Frankfurter Musikpreis. Der wurde schon bisher im Verbund von Stadt Frankfurt, dem Bundesverband der Deutschen Musikinstrumentenhersteller und der Messe Frankfurt am Vorabend der Musikmesse verliehen, wobei das Prozedere war, daß jährlich wechselnd einer aus der E- und U- Musikszene erwählt wurde. Und für diesen Preis gibt es mit 15 000 Euro auch richtig viel Geld.

 

Den Preis verleiht Petra Roth, die Frankfurter Oberbürgermeisterin, und mit ihrer Ansprache begann der Abend, in dem es einmal um das große Ganze, die Musik und Frankfurt, und die Preisträgerin im Besonderen ging. Die 1955 geborene Schwedin Anne Sofie von Otter gehört nun seit vielen Jahren zu den herausragenden Sängerinnen, mit deren Namen als Mezzo-Sopranistin sofort zweierlei unterschiedliche Richtungen in der Musik verbunden sind: sie hat eine glasklare Stimme für Barockwerke, die sie in besonderer Weise lebendig werden läßt und sie nimmt sich unbekannter, verfemter und zeitgenössischer Musik an, wie in dem Album von 2007, wo sie Autoren und Komponisten aus dem KZ Theresienstadt zu Gehör bringt. Aber sie singt auch ‚normale‘ Oper und ist vor allem durch ihren Liedgesang hervorgetreten, wobei zum Repertoire der letzten Jahren auch Pop und Jazz gehört.

 

Die Frankfurter kennen sie aus der Vergangenheit, aber sie wird am 13. Juni hier auch die Medea singen, worauf die Oberbürgermeisterin bei ihrer Laudatio besonders einging. Die Sängerin bedankte sich mit Liedern ihrer Heimat, die wehmütig, ja melancholisch, aber schön klangen und in denen sie einen Schuß Moderne unterbrachte. Das war alles in allem schon in Ordnung und doch wurde der Zuhörer selbst etwas wehmütig, ja geradezu melancholisch, wenn er an die bisherigen Verleihungen des Frankfurter Musikpreises dachte.

Das waren Abende, die durch die Ernsthaftigkeit der Reden der Preisträger mus9ikgesschichtliche und gesellschaftliche Bedeutung erhielten. An die kritischen und aufrüttelnden Worte von Michael Gielen (1999) erinnert sich noch heute jeder Zuhörer und auch Udo Lindenberg hatte im Jahr 2004 den gesamten Römer hinter sich. Natürlich muß sich das Zusammengemenge von traditionellem Frankfurter Musikpreis und den neumodischen LEA-Awards erst noch einspielen.

 

Und dann kamen Götz Alsmann als Moderator zu seinem Recht und die vielen, vielen Lobpreisungen auf die 14 Preisträger und deren Dankesworte. Alsmann wurde unterstützt von Anne-Kathrin Dosch, die den Lacher des Abends verbuchen konnte, als sie beim riesengroß eingeblendeten Bild von Heinz Erhardt selbstsicher und spontan von sich gab: „Den kenne ich, das ist Heinz Schenk.“ Der nun wiederum ist inhaltlich gar nicht weit weg von dem Abend, in dem es immer wieder um die Assoziation von Frankfurt mit Apfelwein, also Äppelwoi und Bembel, das runde Aufbewahrungs- und Ausschenkgefäß, ging.

 

Intellektuell hielt Alsmann seine Klasse, wofür ihn Petra Roth gleich zum Tourismusdirektor befördern wollte: „ Frankfurt ist die Stadt von Adorno, Goethe und Christoph Daum.“ Die vielen Preisträger kann man nicht alle nennen, deshalb eine Auswahl: Für die beste Show des Jahres wurde der Mannheimer Komiker Bülent Ceylan ausgewählt. Das ist deshalb bemerkenswert, weil seine Konkurrenten das U/2-Szenario im Frankfurter Waldstadion und Prince in der Berliner Waldbühne waren, also Großveranstaltungen. Gewinner des Abends wurde Ossy Hoppe mit seiner Konzertagentur Wizzard Promotion aus Frankfurt. Die wurde „Tourneeveranstalter des Jahres“ sowie „Club-Tournee des Jahres“.

 

Verlierer des Abends wurde Marek Lieberberg Konzertagentur. Nein, das ist so nicht richtig. Er war sogar zweimaliger Preisträger, zum einen für „New Style Event des Jahres“ und für sein Lebenswerk. Allerdings nahm er beide Preise ausdrücklich nicht an, war auch nicht anwesend. Darüber hätte man dann doch gerne Genaueres erfahren. Am besten von ihm selbst. So aber ging der Abend seinen Gang, zu dem nach den vielen preisen und ansprachen ein ausgezeichnetes Büffet gehörte. Und zwar wirklich sehr gut. Wein und Wasser durfte man schon den Abend über genießen. Diese erste LEA-Gala war noch etwas bemüht. Spricht nichts dagegen, daß es nächstes Jahr schon lockerer zugeht.

 

 

 

 

Bis  9. April 2011

 

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