Auftakt der Duisburger Opernsaison 2015/2016
Claudia Schulmerich
Duisburg (Weltexpresso) – Es müssen ja nicht immer Premieren sein, sondern es dürfen auch Wiederaufnahmen sein, mit denen ein Opernhaus die neue Saison einleitet, erst recht, wenn es um eine der beliebtesten Opern der Welt geht. Nach erfolgreichen Premieren in Düsseldorf und Duisburg kehrt nämlich Verdis großes Operndrama „Aida“ am Mittwoch, 23. September, unter der musikalischen Leitung von Aziz Shokhakimov auf die Bühne des Duisburger Theaters zurück.
Der 26jährige Dirigent, seit Beginn der Spielzeit neuer Kapellmeister der Deutschen Oper am Rhein, gilt als außergewöhnliches Talent. Sie erinnern sich noch an den Inhalt? Wenn ja, müssen Sie ein bißchen umdenken. Denn sie können nicht im alten Ägypten schwelgen, eh eine Phantasie, sondern erleben eine Aufführung, die auf jeden Fall nicht so umstürzlerisch ist, wie die Neuenfelsinszenierung unter Michael Gielen in der Frankfurter Oper. Und das war 1981 und hat Operngeschichte geschrieben. Jeder, der das gesehen hat, trägt für immer ein anderes Bild von Opernbühnen in sich, vor allem vergißt er die anrührenden Szenen nie, die anderen Opernbesuchern laute und lange Proteste entlockten. Das erwartet Sie – wir wollten fast 'leider' schreiben – in Duisburg nicht.
Die Königstochter Amneris findet ihre stärkste Rivalin ausgerechnet in der eigenen Hausangestellten Aida, an die Radamès sein Herz verschenkt hat. Doch während Amneris und Radamès Sieger sind, gehört Aida mit ihrem Volk zu den Besiegten. Den Held, den sie liebt, muss sie gleichzeitig hassen. Am Ende kann sie nur der Tod aus diesem Zwiespalt befreien. Die Inszenierung von Philipp Himmelmann ist kein Fest unter Pyramiden, sondern eine bittere Lektion über gesellschaftliche Machtgefüge, für die das Leben des Einzelnen wertlos ist. Das Bühnenbild von Johannes Leiacker und 160 historische, von Gesine Völlm entworfene und mit größter Handwerkskunst gefertigte Kostüme aus der Verdi-Epoche erinnern an die Entstehungszeit der Oper um 1875 und den von Faszination und imperialer Distanz geprägten westlichen Blick auf den Orient.
Morenike Fadayomi singt die Titelpartie, Sergej Khomov ist Aidas Geliebter Radamès. Ihren Vater Amonasro gibt Anooshah Golesorkhi alternierend mit Boris Statsenko. Als Königstochter Amneris verkörpert Renée Morloc die starke Rivalin Aidas. Bogdan Taloş als König und Sami Luttinen (alternierend mit Adrian Sâmpetrean) als Ramfis stehen an der Spitze des Machtgefüges am ägyptischen Hof.
In seiner neuen Rolle als Kapellmeister der Deutschen Oper am Rhein steht Aziz Shokhakimov am Pult der Duisburger Philharmoniker. Der 1988 in der usbekischen Hauptstadt Taschkent geborene Dirigent gilt als außergewöhnliche Begabung: Schon mit 13 Jahren gab er sein Dirigentendebüt, von 2006-2012 war er Chefdirigent des Nationalen Symphonieorchesters Usbekistan.
Man kann den heutigen Dirigenten im Rheinland auch als Wettbewerber im Film sehen. Es gibt den hinreißenden Film von Götz Schauder CONDUCT! JEDE BEWEGUNG ZÄHLT, der um den Georg Solti Wettbewerb kreist, der eine Woche lang in der Alten Oper Frankfurt ausgetragen wird. Daran nahm Azis Shokhakimov als einer von 23 Ausgewählten teil. Der Film nun begleitet ihn vom Ankommen über die Proben, das sind erstaunliche Aufnahmen und auch erstaunliche Kommentare, die er und die anderen Bewerber abgehen. Der Film zeigt auch seine Niederlage, weil er beim ersten Mal nicht in die Auswahlt, also die nächste Stufe, aufgenommen worden ist. Heute ist er längst bei dem Orchester, das er im Solti Wettbewerb neben dem Frankfurter Opernorchester dirigierte, nämlich das hr-Sinfonieorchester, ein gerne gesehener Gastdirigent, wie gerade eben geschehen, wo es nicht nur Applaus gab, sondern Ovationen.
Schlagartig ins internationale Rampenlicht rückte Shokhakimov 2010, als er – erst 21 Jahre alt – den Zweiten Preis des Internationalen Gustav-Mahler-Dirigentenwettbewerbs der Bamberger Symphoniker gewann. Seitdem folgte er Einladungen von international renommierten Klangkörpern und gab vielbeachtete Debüts u. a. in Dresden, Bologna, Venedig und den USA. Sein Einstand bei den Düsseldorfer Symphonikern im April 2015 wurde von Presse und Publikum gefeiert. Als Kapellmeister arbeitet Aziz Shokhakimov nun kontinuierlich mit den Duisburger Philharmonikern und den Düsseldorfer Symphonikern sowie dem großen Sängerensemble der Deutschen Oper am Rhein zusammen. In seiner ersten Spielzeit in Düsseldorf und Duisburg dirigiert er neben „Aida“, „Rigoletto“ und „Les Contes d’Hoffmann“ die Neuproduktion von Rimski-Korsakows Oper „Der goldene Hahn“ und das Ballettprogramm b.28.
Foto: © Matthias Jung
Info:
„Aida“ im Theater Duisburg: Mi 23.09. – 19.30 Uhr / Fr 02.10. – 19.30 Uhr / Sa 10.10. – 19.30 Uhr / Do 12.11. – 19.30 Uhr / Fr 22.04. – 19.30 Uhr / Di 28.06. – 19.30 Uhr
„Aida“ im Opernhaus Düsseldorf: Fr 15.01. – 19.30 Uhr / Sa 23.01. – 19.30 Uhr / So 31.01. – 15.00 Uhr / Mi 24.02. – 19.30 Uhr / Do 26.05. – 18.30 Uhr / Sa 18.06. – 19.30 Uhr
Karten und weitere Informationen an der Theaterkasse Duisburg, Tel. 0203.9 40 77 77, im Opernshop Düsseldorf, Tel. 0211.89 25 211, und unter www.operamrhein.de
Der Artikel in Weltexpresso über den Dirigenten im Film CONDUCT! JEDE BEWEGUNG ZÄHLT