Nachlese ITB 2012: Wiener Sängerknaben, Musikzentrum Augarten, Augartner Porzellan und das Hotel Beethoven Teil 2/3

 

Gabriele Gontard und Werner von Eiben

 

Berlin (Weltexpresso) – Wir lassen den Urkrimi, ob nämlich der Alchemist Johann Friedrich Böttger in Meißen das Porzellan erfand oder Ehrenfried Walther von Tschirnhaus der eigentliche Erfinder ist, einmal weg und bleiben beim Niederländer du Paquier, der im Jahr 1718 von Kaiser Karl VI. auf 25 Jahre das Privileg erhielt, alleiniger Hersteller von Porzellan in Österreich und den Kronländern zu sein. Das war nach Meißen damit die zweitälteste Porzellanmanufaktur in Europa.

 

Der Wiener Stadtplan enthüllt, wo sich diese befand. Bis heute gibt es nämlich im 9. Bezirk, an die Innere Stadt grenzend, die Porzellangasse. Das Geschäft lief gut, was lag also näher, als daß Herrscherin Maria Theresia 1744 die Manufaktur in kaiserlichen Besitz übernahm. Davon zeugt bis heute der Bindeschild – einst Wappen der Babenberger – als fälschungssichere Signatur unter der Glasur. Die gefertigten Stücke lehnten sich im Zeitgeschmack an an antike Vorbilder an: dazu viel Gold, Reliefdekorationen, Palmetten und Füllhörner. Das weiße Gold aus Wien machte dann weiter zu Zeiten des Wiener Kongresses um 1815 Europakarriere.

 

Das Biedermeier verhilft dann dem Porzellan einerseits zum Einzug in bürgerliche Häuser, andererseits macht die beginnende Industrialisierung der Handarbeit infolge der billigen Preise zu schaffen. Die Wiener Manufaktur paßt sich an, fertigt nur noch mit blauem Rand glasierte Stücke, „ordinär“ im Verlgiech zur vorherigen Kunstfertigkeit, muß dann auf Grund der Billigprodukte der Großindustrie und deren Druck um 1864 den Betrieb vollends einstellen. Seine Originale verwahrt das Museum für Kunst und Industrie, das heutige MAK, Museum Angewandter Kunst.

 

Fast 60 Jahre später – die Wiener Werkstätten hat unter neuer Formensprache die Handarbeit in Verbindung mit Industrialisierung neu belebt – kommt die alte Porzellan-Tradition zur Neuauflage und die Manufaktur wird unter dem Namen WIENER PORZELLANMANUFAKTUR AUGARTEN als Aktiengesellschaft neu begründet. Es sind dann in der Tat die Künstler der Wiener Werkstätte wie Josef Hoffmann, Michael Powolny u.a. die mehr als 200unterschiedliche Formen und vor allem Figuren gestalten, aber auch die Tradition wird beahrt - im Bild Wiener Rosa. Seit dem Jahr 2003 ist die Manufaktur Augarten nun Privatbesitz und arbeitet mit Gegenwartskünstlern zusammen. In einem Porzellanmuseum kann man diese Geschichte auch anhand der Produkte nachverfolgen.

 

Namensgeber des Parks, der Manufaktur und des neu entstehenden Musikzentrum Augarten ist ursprünglich das Schloß Augarten, wo unter Joseph I. bereits im 18. Jahrhundert die Morgenkonzerte unter Mitwirkung von Wolfgang Amadeus Mozart stattfanden und 1803 Ludwig van Beethoven seine Kreutzersonate uraufführte. Eine musikalische Tradition also.

 

Eine schöne Umgebung für das entstehende Musik- und Theaterzentrum für Kinder und Jugendliche sowie das österreichische Kompetenzzentrum für Gesang, Musikpädagogik und Nachwuchspädagogik. Die Wiener Sängerknaben als Institution verbinden mit der neuen Stätte als primäres Ziel, insbesondere die Kinder und Jugendlichen aus den sozialen Brennpunkten zu fördern und ihnen Teilhabe an der Musik er ermöglichen, eben auch durch individuelle Ausbildung, ihre musikalischen Möglichkeiten zu erproben.

 

Musik nicht nur als völkerverbindende, sondern auch gesellschaftspolitische Größe ist eine wahrlich integrative Tat der Wiener Sängerknaben, die nicht nur aus altruistischen Gründen – so sagen wir – erfolgt, sondern auch, weil der Stamm der singenden Knaben auf Nachwuchs angewiesen ist und der nicht nur automatisch aus den besseren Kreisen kommen soll. Im Augarten wird es auch eine Kinderoper geben und die Sängerknaben werden dort nicht nur ihre Konzerte geben, sondern auch Workshops veranstalten und viele andere Möglichkeiten des gemeinsamen Musizierens vorsehen.

 

An rund 90 Tagen und Abenden wird der Betrieb durch die Wiener Sängerknaben ‚bedient’. An den aufführungsfreien Tagen kann das Musikzentrum Augarten allen weiteren künstlerischen Aktivitäten offenstehen. Das Haus – Bauherr ist eine eigene Konzertsaal-Errichtungs-mbH, Grundeigentümer die Republik Österreich - ist in privater Trägerschaft und sozusagen ein Mehrzweckhaus für Kinder und Jugendliche. Auch das Wiener Kindertheater wird dort proben und spielen und verschiedenartige Vokal- und Instrumenta-Ensembles werden zu hören sein, Gruppen also, für die die herkömmlichen Konzertsäle zu groß und Probenräume nur in geringem Umfang vorhanden sind. Fortsetzung folgt.

 

www.hotel-beethoven.at

www.augarten.at

www.wsk.at

2 CD Wiener Sängerknaben, Das Beste. Ihre großen Erfolge. Die schönsten Melodien. Universal 06024 9867117