Berliner Barock-Solisten und Nils Mönkemeyer, Bratsche
Kirsten Liese
Berlin (Weltexpresso) - Es ist immer wieder erstaunlich, wie viele großartige Barockensembles es doch gibt. Eines spielt immer noch engagierter, homogener, sauberer und frischer als das nächste, und obwohl einige auf alten und andere auf modernen Instrumenten spielen, sind die klanglichen Ergebnisse doch recht ähnlich.
Die Berliner Barock Solisten, die jetzt mit ihrem Primarius Gottfried von der Goltz und dem Bratschisten Nils Mönkemeyer einen Abend mit Werken von Telemann und den Bach-Söhnen Carl Philipp Emanuel und Friedemann gestalteten, musizierten jedenfalls auch ohne spezielle Barockbögen stilsicher und quicklebendig. Man spürt, wie die Musiker aufeinander eingeschworen sind, wie sie gemeinsam atmen und phrasieren, erfüllt sind von den wechselnden Affekten und Stimmungen der einzelnen Stücke.
Sie machten zugleich hörbar, dass das moderne Instrumentarium durchaus einige Vorzüge mit sich bringt. Die dynamischen Bezeichnungen Piano und Forte waren im 18. Jahrhundert noch nicht sehr gebräuchlich, und das unter anderem auch deshalb, weil es auf den alten Instrumenten, allen voran auf dem Cembalo, schwer möglich ist, unterschiedliche Lautstärken zu erzeugen.
Mit den modernen Instrumenten geht da wesentlich mehr, wie vor allem bei Telemanns „Ouverture des nations anciens et modernes“ zu hören, eine typische Nähmaschinenmusik mit wechselnd galanten und flotten Tanzsätzen. Wie es da mit einem Mal unverhofft so leise wurde wie in der leisesten Stelle einer Brucknersinfonie – einfach stark!
Im Fokus standen freilich zwei Bratschenkonzerte mit dem famosen Nils Mönkemeyer als Solisten. Er kann alles auf seinem warm, dunkel und intim tönenden herrlichen Instrument: anrührend singen, beredt deklamieren, über die Saiten fetzen wie ein Teufelsgeiger, schnörkelreiche, elegante Verzierungen aus dem Ärmel schütteln und bei alledem alles schwebeleicht servieren, als wär’s ein Kinderspiel.
Ursprünglich war das Konzert von Carl Philipp Emanuel Bach für das Cello komponiert, aber die auch in damaligen Zeiten nicht unübliche Transkription für die Bratsche funktioniert bestens, zumal die Viola auch in all ihren Registern gefordert wird. Das Telemann-Konzert soll dagegen so eine Art Prüfstein für die Bratschisten- und das erste Konzert für dieses Instrument überhaupt sein.
Die Berliner Barock Solisten haben es sich zu eigen gemacht, ihre Konzerte zu moderieren und zu jedem Stück ein paar Informationen zu geben, so verraten sie auch, dass ihr Solist statt diesem lieber ein anderes Stück gewählt hätte, sich dann aber dem ausdrücklichen Wunsch des in Telemanns Musik ganz vernarrten Ensembles gefügt hat. Er spielt es mit frechem Charme, ohne einen Anflug von Routine und einer solchen Verve wie zuvor das Bach-Konzert. Großer, herzlicher Beifall.
Foto:
Nils Mönkemeyer, Barroco Espanol (c) Irène Zandel