Verabschiedung des Frankfurter Sängerehepaares durch den Intendanten Bernd Loebe nach Die Hochzeit des Figaro in Frankfurt
Felicitas Schubert
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Man ist sozusagen mit ihnen aufgewachsen, großgeworden, die nun aber nur im offiziellen festen Bunde mit der Frankfurter Oper ihren Abschied nehmen: zur Überraschung des Künstlers und des Publikums betrat nämlich Opernintendant Bernd Loebe während des Schlussapplauses der gestrigen Vorstellung von Mozarts Die Hochzeit des Figaro die Bühne, um den Sänger der Partie des Gärtners Antonio, Kammersänger Franz Mayer, in den Ruhestand zu verabschieden.
Diesen neuen Lebensabschnitt wird Franz Mayer zusammen mit seiner Ehefrau, Kammersängerin Margit Neubauer, zum Ende der laufenden Saison 2015/16 antreten. Mit beiden Künstlern, die dem Ensemble der Oper Frankfurt seit 1977 angehören und zeitgleich 1993 mit dem Kammersänger-Titel geehrt wurden, wird es aber auch in der kommenden Spielzeit 2016/17 ein Wiedersehen geben, wenn sie als Gäste auf die Frankfurter Opernbühne zurückkehren.
Das muß man sich in den heutigen aufgeregten und globalen Zeiten einmal vorstellen, daß jemand und dann noch zwei, als Ehepaar dazu, 39 Jahre auf der Bühne stehen. Für diese 39 Jahre Zugehörigkeit zum Ensemble der Oper Frankfurt dankte der Intendant Franz Mayer und hob die Ernsthaftigkeit hervor, mit der der Bassbariton seiner Profession nachging. An Angeboten für die Zukunft habe es nicht gefehlt, doch wollte Mayer selbst bestimmen, wann es Zeit sei aufzuhören, und so fiel die Entscheidung nun kurz vor seinem 70. Geburtstag.
Loebe sprach zudem vom Einfluss des Sängers auf vor allem die jüngeren Kolleginnen und Kollegen des Ensembles, denen er so manchen wertvollen Tipp gab und stets ein offenes Ohr für deren berufliche Fragen hatte. Sein Interesse am sängerischen Nachwuchs zeigte sich auch darin, dass man ihn in vielen Liederabenden und vor allem in den Soireen des Opernstudios im Publikum sitzen sah. Loebe bedankte sich bei dem Künstler mit zwei Flaschen Bordeaux, Jahrgang 2002 – dem Jahr, als er Intendant in Frankfurt wurde.
„Einige Intendanten und Generalmusikdirektoren haben Sie kommen und gehen sehen. Ich kann nur für mich sprechen und möchte Ihnen versichern, dass ich dankbar zurückblicke auf die letzten vierzehn Jahre, in denen Sie, Franz Mayer, zu den Stützen unseres Ensembles zählten. Aber es ist keine Zeit für Wehmut, denn es wird nicht lange dauern, und wir werden Sie hier wieder als Gast begrüßen. Der Mesner in Tosca und Benoît in La Bohème warten auf Sie!“
Franz Mayer
Franz Mayer war an der Oper Frankfurt 2015/16 als Antonio (Le nozze di Figaro), Ein Notar (Der Rosenkavalier) und Betto di Signa (Il trittico) zu erleben. Der aus Österreich stammende Bassbariton sang hier in jüngerer Zeit u.a. die Partien Benoît (La Bohème), Der Einäugige (Die Frau ohne Schatten), Montano (Otello), Ein Lakai (Ariadne auf Naxos), Fürst Leopold Maria (Die Csárdásfürstin) und Der Ratsälteste (Königskinder; CD bei OehmsClassics). Er war hier zuvor u.a. besetzt als Mesner (Tosca), Mozarts Figaro, Leporello / Masetto (Don Giovanni), Papageno und Don Alfonso (Così fan tutte), Wagners Fritz Kothner / Nachtwächter (Die Meistersinger von Nürnberg) und Angelo (Das Liebesverbot; CD bei OehmsClassics), Onkel Bonzo (Madame Butterfly), Besenbinder (Hänsel und Gretel), Sprecher (Die Zauberflöte), Erzbischof von Prag (Palestrina, CD bei OehmsClassics) und Unto (Sallinens Kullervo). Franz Mayers besondere Liebe zum Konzertfach führte ihn mit Werken von Bach, Händel, Mahler, Mozart und Mendelssohn nach Wien, Hamburg, Stuttgart und München sowie Südamerika und Japan.
Margit Neubauer
Margit Neubauer übernahm an der Oper Frankfurt 2014/15 die Partien Anhilte (Kálmáns Die Csárdásfürstin) und Oberaufseherin (Mieczysław Weinbergs Die Passagierin). Gastspiele führten die österreichische Mezzosopranistin u.a. an die Deutsche Oper Berlin, Hamburgische Staatsoper, das Opernhaus Zürich, nach Amsterdam, Jerusalem und Los Angeles sowie zu den Bayreuther und Salzburger Festspielen. Dabei arbeitete sie mit Regisseuren wie Harry Kupfer, Ruth Berghaus, Hans Neuenfels, Peter Mussbach und Alfred Kirchner sowie mit Dirigenten wie Nikolaus Harnoncourt, Michael Gielen, Giuseppe Sinopoli, Lorin Maazel und Sylvain Cambreling zusammen. Im Laufe ihrer Karriere eignete sich Margit Neubauer so unterschiedliche Partien an wie u.a. Sesto (Giulio Cesare in Egitto), Cherubino (Die Hochzeit des Figaro), Dorabella (Così fan tutte), Emilia (Otello), Adriano (Rienzi), Flosshilde (Ring), Bizets Carmen, Niklaus (Hoffmanns Erzählungen), Dalila (Samson und Dalila), Anna (Die Trojaner), Octavian (Der Rosenkavalier), Hänsel (Hänsel und Gretel) und Gymnasiast / Garderobiere / Groom (Lulu). Auch an der Uraufführung von John Cages Europeras 1 & 2 wirkte sie mit.
Foto:
Titel Franz Mayer und Bernd Loebe (c) Wolfgang Runkel
Margit Neubauer (c) Barbara Aumüller