Die neue Bestenliste der Schallplattenkritik
Sibylla von Suden
Bonn (Weltexpresso) - Der Preis der deutschen Schallplattenkritik (PdSK e.V.) veröffentlicht heute seine vierte Vierteljahresliste in 2016. 156 Juroren, aufgeteilt in 32 Fach-Jurys, stimmten ab, um die besten neuen Ton- und Bildtonträger aus dem zurückliegenden Quartal zu küren.
Insgesamt waren 240 Titel nominiert worden, davon schafften es 26 Titel auf die Bestenliste, und die Bandbreite der Genres, Klänge und Farben ist wieder einmal enorm.
In der Kategorie „Hard & Heavy“ siegte die Band Sodom mit Decision Day. Für die DVD-Jurys gab es diesmal nur einen überzeugenden Besten-Titel: Die mutige Dokumentation „What Happened, Miss Simone“ von Liz Garbus. Die Jury „Alternative“ einigte sich auf das grandiose Studioalbum „Boy King“ von Wild Beasts.
Eine Erstaufnahme von Orchesterkompositionen der israelischen Komponistin Chaya Czernowin wurde von der Jury „Neue Musik“ für preiswürdig befunden, nicht zuletzt der hochkarätigen Interpreten halber, darunter zwei der besten deutschen Orchester: das SWR-Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg und das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks.
Die Jury „Alte Musik“ einigte sich auf entdeckenswerte Requiem-Musiken von zwei wenig bekannten Komponisten am Hofe der Habsburger, Fux und Kerll, glänzend eingesungen vom belgischen Ensemble Vox Luminis, und auch die Juroren der beiden Opernjurys holten diesmal zwei betörende schöne Wiederentdeckungen aus der Raritätenecke: die barocke Seria „Venus und Adonis“ von Johann Christoph Pepusch, dargeboten von der Harmonious Society of Tickle-Fiddle Gentlemen, sowie das fragmentarisch überlieferte, von fremder Hand vollendete Politmusikdrama „La Jacquerie“ von Édouard Lalo.
In der Kategorie Klaviermusik machte der Pianist Lars Vogt das Rennen mit seinem originellen Recital „For Children“, bestens geeignet auch für ältere Kinder aus allen Lebensaltern, Bartók kombinierend mit Schumann und Larcher. In der Kategorie „Cembalo und Orgel“ dagegen siegte Magdalena Hasibeder mit ihrem Doppelalbum „Frobergers Reisen“, das an den großen Organisten Johann Jacob Froberger und dessen Zeitgenossen erinnert.
Die Jazz-Juroren blicken sehnsüchtig in die Vergangenheit: einerseits wählten sie den Konzertmitschnitt „Musical Monsters“ aus dem Jahr 1980, jetzt erstmals aufgelegt, zum Besten des Quartals; andererseits die letzten Aufnahmen der Jazzlegende aus New Orleans, Allen Toussaint.
Im Bereich der Orchestermusik dagegen siegte die Kammerakademie Potsdam mit Symphonien von Mendelssohn Bartholdy sowie der Geiger Vadim Gluzman und das Estonian National Symphony Orchestra unter Neeme Järvi mit zwei Violinkonzerten von Sergej Prokofjew.
Schließlich: Die Hörbuch-Jury. Sie ließ sich überzeugen von Stephan Göritz und seinem Feature: „Krieg ist nicht gut für den Frieden.“
Außerdem auf der Bestenliste: der britische Tenor Ian Bostridge und der Londoner Rapper Anthony Joseph; der bayrische Liedermacher Georg Ringsgwandl und die brasilianische Sambalegende Elza Soares; das junge Asasello Quartett mit einer Schönberggesamtaufnahme und das Trio Mediaeval nebst der Kantelespielerin Sinikka Langeland; das neue Blues-Album von Keb’ Mo‘ & Band und die Metamorphosen des Ovid, aufbereitet von Karlheinz Koinegg zu lebensprühenden Hörspielen für junge Hörer; der Helsinki Chamber Choir mit Chormusiken von Beat Furrer und Anne-Mari Kivimäki mit einem karelischen Konzeptalbum; das Schumannsche Violinkonzert in bahnbrechenden historischen Aufnahmen, die man teils für verschollen hielt, mit Georg Kulenkampff und Saschko Gawriloff. Sowie die Sängerin Aynur, flankiert von Kniegeige und Langhalslaute, mit „Hawniyaz".
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Info: Der „Preis der deutschen Schallplattenkritik“ e.V. ist ein unabhängiger Zusammenschluss von deutschsprachigen Kritikern. Der Verein ist als gemeinnützig anerkannt, er finanziert sich durch Spenden und freut sich über jegliche Unterstützung. Der PdSK wird gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien.