Die Nacht der Legenden und Newcomer
von Notker Blechner
Frankfurt/ Main (Weltexpresso) - Unterschiedliche Musikstile von Klassik bis Pop, Altmeister und Jungstars gemeinsam auf einer Bühne, mit einem Frauenchor im Hintergrund - das gibt's nur bei den "Night of the Proms". In Frankfurt gastierte der Tross zwei Abende lang in der ausverkauften Festhalle.
Nur einmal war es für kurze Zeit ganz still im Publikum: Als das virtuose Streichtrio "Time For Three" mit zwei Violinen und und einem Cello das Stück "Free Souls" zu Ehren der Opfer der Terrorarttacke in der Pariser Konzerthalle Bataclan spielte. Es war einer der bewegendsten Momente der diesjährigen "Night of Proms".
Große Stimme aus der Schweiz
Ansonsten überwogen eher die lauten Töne. Zum Beispiel bei der Schweizerin Stefanie Heinzmann. In ihren Songs "My man is a mean man", "On Fire" und "In the end" brachte sie ihre ganze Stimmgewalt zum Ausdruck. Immer wieder schwingt bei ihr eine Portion Soul und Funk mit. Die rothaarige Pop- und Soulsängerin ist eine der aktuell erfolgreichsten deutschsprachigen Musikerinnen. Ihren Durchbruch schaffte sie 2008 mit dem Sieg bei Stefan Raabs Castingshow. Seither hat sie viele Preise erhalten, darunter einen "Echo".
Stimmlich konnte auch die britische Pop-Sängerin Natasha Bettingfield mit Heinzmann nicht mithalten. Die Londonerin sorgte in Frankfurt nur mit ihrem tiefen Dekolleté für Aufsehen. Ihre bekannten Songs wie "Unwritten" wirkten dagegen lustlos heruntergespult. Was Bettingfield wirklich kann, zeigte sie bei der Cover-Version von "Purple Rain" des verstorbenen Prince. Bei dem Welthit kam ihre gewaltige Stimme bestens zur Geltung.
Ronan Keating verzaubert die Festhalle
Einer der Höhepunkte der "Night of the Proms" war der Auftritt von Pop-Schwarm Ronan Keating. Mit seinen Erfolgssongs wie "When you say nothing at all", der Titelmelodie zur US-Komödie "Notting hill", sorgte der 39-jährige Ire für Gänsehaut-Momente. Besonders viel Applaus gab's für seine Darstellung des Hits "Life is a rollercaster". Dabei sang und tanzte Keating mitten im Podium.
Ziemlich emotional war auch die Ballade "Father and Son" von Cat Stevens, die Keating zusammen mit Altstar John Miles interpretierte. Die beiden sollten öfter gemeinsam singen…
Ein bisschen Klassik zwischendurch
Damit der Abend nicht zu poplastig wurde, gab das Orchester Il Novecento mehrere klassische Kostproben zum besinnlichen Innehalten. Das von Alexandra Arrièche dirigierte 72-köpfige Sinfonieorchester spielte unter anderem die Frühlingsweihe von Stravinsky, Capriccio Italien von Tschaikowsky, die Ouverture aus Carmen von Bizet und ein Stück von Mendelssohn.
Moderator Markus Othmer "zwang" eine junge Konzertbesucherin dazu, ihrer Freundin per Whatsapp mitzuteilen, dass jetzt ihr Lieblingsstück von Felix Mendelssohn Bartholdy käme. Buchstabieren wollte er es dann aber lieber nicht…
Pop-Legende Simple Minds umjubelt
Nach der obligatorischen "Night of the Proms"-Hymne "Music" von John Miles kamen schließlich die gealterten Top-Stars auf die Bühne: Simple Minds. 60 Millionen Platten hat die schottische Kult-Band verkauft. In Frankfurt zelebrierten Leadsänger John Kerr und Gitarrist Charlie Burchill ihre Welthits wie "Alive and kicking", "Sanctify" und natürlich "Don't you forget about me". Weniger bekannt, dafür aber um so gefühlvoller war die Ballade "Belkfast Child".
Zum krönenden Abschluss sagen alle versammelten Künstler "Heroes" - als Hommage an den vor gut einem Jahr verstorbenen David Bowie. Spätestens da spürte man als Fan der 80er Jahre Musik, wie viele Pop-Legenden 2016 von uns gegangen sind.
Die "Night of the Proms" gastierte nicht nur in Frankfurt, sondern auch in zehn anderen deutschen Städten. Tournee-Auftakt war diesmal in Mannheim.
Konzept "Klassik trifft Pop" geht auf
Das Cross-Over-Konzept hat sich bis heute bewährt. Fast überall sind die Hallen ausverkauft. Für viele Künstler ist es eine Ehre, bei der abwechslungsreichen Pop-Klassik-Show dabei zu sein. 2017 wird auf jeden Fall die "Night of the Proms" wieder stattfinden. Zu den bereits bekannt gewordenen Stargästen zählt Super-Trump-Sänger Roger Hodgson. Auf ein Neues!
Foto: (c) Veranstalter
Info:
Night of the Proms www.notp.com/deutschland/