Oper Frankfurt in der Saison 2017/18, Teil 1
Claudia Schulmerich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Jahrespressekonferenz der Alten Oper, auf der von der laufenden Saison berichtet und die neue vorgestellt wird, ist nicht nur für Frankfurt interessant. Und damit ist jetzt nicht das Umland gemeint, aus dem insbesondere der Vordertaunus das Frankfurter Kulturangebot gerne nutzt, sondern all diejenigen, denen das vielseitige Angebot gefällt und die auch deshalb Kulturtrips in die Mainmetropole unternehmen.
Diese Jahrespressekonferenz in der Alten Oper, geleitet von Anita Maas-Kehl, ist auch deshalb etwas Besonderes, weil gleich zwei Personen mit am Tisch des Hausherrn Stephan Pauly sitzen, die in besonderer Weise Verantwortung für Kultur in dieser Stadt tragen: Oberbürgermeister Peter Feldmann und Kulturdezernentin Ina Hartwig. Der OB ist Vorsitzender des Aufsichtsrat der Alten Oper Frankfurt und Ina Hartwig seine Stellvertreterin. Daß Alte Oper und Stadt besonders kollegial zusammenarbeiten, wurde vom Podium wiederholt hervorgehoben und kam auch atmosphärisch rüber. PEGASUS, wie das Programm Musik für Kinder, heißt, bündelt beides: Teilhabe an der Musik durch frühzeitige Begegnungen und Qualität der Aufführungen.
Für Peter Feldmann war es die fünfte Jahrespressekonferenz der Alten Oper, für Ina Hartwig eine Premiere. Was sich gegenüber der Pressekonferenz vor 6 Jahren geändert hat, kann man auch so beantworten, daß damals die CDU Oberbürgermeister und Kulturdezernent stellte, die heute der SPD angehören. Das ist nicht unwichtig und die Frage wird sein, ob und wie sich das im Programm niederschlägt. Das aber ist eine Langzeitüberlegung. Wichtig ist auch, daß das Haus funktioniert und vom Publikum angenommen wird, was die Zufriedenheit der Politiker mehrt. Feldmann stellte heraus, daß das Besondere der Alten Oper ihre zahlreichen musikalischen Facetten sind, die völlig unterschiedliche Personen ansprechen, aber immer von höchstem Niveau sind. Daß mit der Alten Oper – dem gründerzeitlichen Schmuckstück inmitten der Stadt – alles unter einem Dach geschehe, sei besonders hervorzuheben.
Der Zuschuß der Stadt für 2016 /2017 belief sich auf 7, 3 Millionen Euro, wobei die Eigenfinanzierung 60 Prozent beträgt. Später wird Peter Feldmann nur kurz erwähnen – einfach, weil es hier jeder weiß – daß die Stadt Frankfurt am Main weiterhin pro Kopf den höchsten Kulturetat aller deutschen Städte hat (und nicht die höchste Kriminalitätsrate). Feldmann geht aber auch auf die inhaltlichen Angebote der Alten Oper, dem Zentrum verschiedener Stilrichtungen“ ein, die Intendant Stephan Pauly ausführlich darstellen wird: Klassik, Entertainment, Pegasus und Kongresse & Events.
Die beiden Letzteren greift der Oberbürgermeister mit spürbarer Begeisterung auf. Innerhalb der letzten zehn Jahre ist Frankfurt zu einem Kongreßzentrum geworden, die Veranstaltungen haben um 100 Prozent zugenommen, sich also verdoppelt, der Tourismus in der Stadt blüht, wächst und gedeiht. PEGASUS ist ein Musikvermittlungsprogramm, das in der Saison 2012/2013 eingeführt wurde und ständig ausverkauft ist, weil die inzwischen jährlichen 30 000 Besucher noch lange nicht das Ende der Fahnenstange sind. Dahinter steckt das Konzept, der Musik auf spielerische Weise zu begegnen und selbst zu musizieren. Selbst Babys sind davon nicht ausgenommen und der Erfolg bei den Kindern, Jugendlichen und Familien gibt den Machern einfach recht.
Ina Hartwig hatte schon Arbeitsgespräche über Vorhaben der Alten Oper mit Stephan Pauly geführt und rühmte seine „inspirierende“ Art. Das Programm – in einem 288 Seiten starken, sehr übersichtlichen und großzügig bebilderten Programmbuch – sei überwältigend, voll der großen Namen des Musikgeschäftes, sie wisse aber auch, daß das Frankfurter Publikum - anspruchsvoll - von der Alten Oper viel erwarte. Besonders interessiere sie das MUSIKFEST zum Beginn der Saison, das „nicht nur zur Reflexion musikalischer Inhalte, sondern zugleich zu einem Forum der Auseinandersetzung mit relevanten gesellschaftliche Fragen“ führt. „Ein Werk wie Schuberts‘Winterreise‘ ist schließlich kein unantastbares Heiligtum, sondern ein eindringliches Exempel für eine essenzielle Lebenserfahrung, die die Menschen heue ebenso betreffen kann wie im 19. Jahrhundert – das Gefühl der Fremde.“
Besonders gespannt ist sie auch auf das im Mai 2018 angesetzte Playsonic Festival, wo es darum gehe, es Gewohnheiten aufzubrechen und ungeahnte Querverbindungen herzustellen. Dieses Festival sei auch ein Zeichen für die qualitative Stärke Frankfurts. Gemeint ist damit das Zusammenwirken dreier Leichttürme: der Alten Oper, des Ensemble Modern und der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt. Fortsetzung folgt.
Foto: Michael Wollny und Konstantin Gropper, die bei FREMD BIN ICH...mitmachen. Wollny ist ein gern gesehener und häufige Gast (c) Patrick Desprosses-Joerg Steinmetz