Serie: „Die Kaiserin und das Achilleion“ im Hofmobiliendepot in Wien, Teil 2
Anna von Stillmark
Wien (Weltexpresso) – In der Ausstellung sind nun ganz persönliche Gegenstände mit den Reiseutensilien und den repräsentativen Dingen vereint. Schon anrührend, wenn unter SCHWARZZEUGS der Kaiserin schwarze Strümpfe liegen, ihr Spazierstock, ihre Schuhe mit Maschen und vergoldeten Schnallen, ein Sonnenschirm, Fächer, ein äußerst enger Taillengürtel, Spitzenhandschuhe, ein Spitzenumlegetuch und das alles in Schwarz!!
Man sieht auch ihren weißen Bademantel, mit dem rot eingestickten Delphin – der Delphin mit der Krone ziert alle Gegenstände im Achilleion -, ihrem Lieblingstier und ein Sommerkleid in frischen Farben und delikat gefertigt. Man sieht es den Besuchern an, daß sie sich an den herrlichen Lederkoffern mit dem Prunkgeschirr in Silber und all den anderen Kostbarkeiten erfreuen, daß sie aber gespannt auf die persönlichen Dinge starren, die von der Kaiserin hier ausgebreitet sind, die eben in den Herzen dieser Menschen einen Platz einnimmt.
Die Ausstellung beginnt mit den Fotografien und den Gemälden vom Gebäude, das lieblich und herrschaftlich wirkt und verwickelt den Besucher dann immer mehr in die Umstände des Reisens generell – da gibt es ein Modell einer ihrer drei Yachten und auch den Hinweis auf ihren Luxus-Reise-Waggon, von dem hier der Klapptisch übrig blieb, aber eben auch die Reiseutensilien, was Geschirr und anderes angeht, in herrlicher Silberfassung – und führt uns dann in ihr Leben und ihre Lebensdinge im Achilleion selbst: das Geschirr, das Schreibzeug, der Sekretär, so viele Gegenstände, die sie benutzte und die heute vor einem stehen.
Wie gut, daß der Wiener Hof alles ausgeräumt hatte, ehe die Sisi-Hochburg in Korfu ausgerechnet an den deutschen Kaiser Wilhelm II. verkauft wurde. Im Mai 1907 war das und es ist verbürgt, daß dieser dort als archäologischer Ausgräber tätig war, seine Leidenschaft, sein Hobby, was bekannt war. Deshalb legten seine Adlati vorher in den Boden hinein, was er dann stolz als FUNDSTÜCK beim Ausgraben als AUSGRABUNG der Welt vorzeigte. Das hatte man schon erfolgreich zehn Jahre zuvor am Limes, konkret der Saalburg in Hessen vorgemacht, wo die Kaiserfamilie sich jährlich aufhielt. Es spricht für diesen Wilhelm, daß er das nie durchschaute, daß er wirklich glaubte, er habe original diese Gegenstände ausgegraben – Originale waren es immer, halt nur schon zuvor gefundene - denn seine Begeisterung war echt, seine Kenntnisse eben doch nur laienhaft. Aber tatsächlich hatte Wilhelm II. in Korfu in Sisis Achilleion dann die Freude, den griechischen Ursprung und die Entspannung, die eigentlich die Kaiserin sich davon erhofft hatte, die schon vor ihrer Ermordung 1898 Korfu links liegen ließ. Heute übrigens dient das Gebäude als Museum und liegt so schön in traumhafter und gärtnerisch gepflegter Landschaft wie je.
Bis 27. Januar 2013
Begleitheft: SISI AUF KORFU. Die Kaiserin und das Achilleion, von Olivia Lichtscheidl, Schloß Schönbrunn 2012
Kompakt mit den wesentlichen Aussagen, dazu aber auch mit einer großen Auswahl der in der Ausstellung gezeigten Bilder, Fotografien und den Fotos der Exponate, ist diese Schrift genau das, was der Tourist gerne mitnimmt. Da wird einerseits von der Reiselust und den Reisemöglichkeiten der Kaiserin gesprochen, dann auch der gesellschafts-politische Hintergrund der Antikenbegeisterung im 19. Jahrhundert hinterleuchtet. Die Sammlungstätigkeit der Kaiserin wird dokumentiert und sowohl die Bedeutung des Achill für die Kaiserin wie auch die des Delphins wird erläutert. Und am Schluß steht dann noch, was wir im Ausstellungsbericht vergaßen, daß nämlich der deutsche Kaiser das Standbild des deutschen Dichters Heinrich Heine, den Elisabeth verehrte und das sie aufstellen ließ, entfernte (wohin? vernichtet?) und stattdessen eines der Kaiserin Elisabeth an dessen Stelle setzte.