Serie: „Die Kaiserin und das Achilleion“ im Hofmobiliendepot in Wien, Teil 1
Anna von Stillmark
Wien (Weltexpresso) – Auf diese Ausstellung, die der Kaiserin zum 175. Geburtstag im Dezember gilt, haben wir uns richtig gefreut. Korfu und das Achilleion kennen wir. 1988 legte dort ein großer Kreuzschiffahrtsdampfer an und brachte uns zu Sisis Kleinod. Uns, das meint meine Wiener Mama Elisabeth von Stillmark, nun schon tot, die ob der Verkitschung der „Sissi“ in Deutschland – nicht nur da! – sich die Haare raufen wollte, denn die Kaiserin Elisabeth, ihre Namensgeberin, die hielt sie als spröde, wissenschaftlich gebildete und interessierte Frau zu einer Zeit, wo das noch nicht üblich war, in höchsten Ehren.
Daß wir dann während des Archäologiestudiums erneut mit Korfu und dem Achilleion zu tun hatten, gehört auch zu dieser Ausstellung, kommt aber später. Die Ausstellung im Hofmobiliendepot, das man schon wegen der wunderbaren Möbel in der ständigen Ausstellung besuchen sollte, war voller Touristen, die deutlich machten, der Name ELISABETH, der Name SISI zieht. Wie schön, denn das, was zu sehen ist, sind lauter Originale aus Korfu und die Geschichte dazu. Eingebettet ist die Schau in die Tatsache, daß die so eigene Kaiserin als Leidenschaften lebte: Reisen, Forschen, Philosophie und Naturliebe, was hier nun dokumentiert wird, wobei die allermeisten Gegenstände aus der hauseigenen Sammlung herrühren, aber sonst fast nie zu sehen sind.
Elisabeth, geboren am 24. Dezember 1837, seit 1854 mit ihrem Cousin Franz Joseph verheiratet und 1898 in Genf ermordet, gehört zweifellos zu den bekanntesten Persönlichkeiten in der österreichischen Geschichte. Bis heute hält die Faszination für „Sisi“ als eine prägende Frauenfigur des 19. Jahrhunderts an. Korfu war nach Madeira die zweite Station auf Elisabeths ausgedehnten Auslandsreisen, die sie ab 1860 zunächst zur Behandlung ihrer Lungenprobleme unternahm, später aber vor allem wohl auch, um sich von dem von steifer Etikette geprägten Leben am Wiener Hof möglichst oft frei zu spielen. Korfu, das sie allerdings erst nach über 20jähriger Pause wieder besuchte, nahm einen besonderen Stellenwert in Elisabeths Reiseleben ein.
Man muß dies zusätzlich auf der wachsenden Antikenbegeisterung nach Schliemanns Ausgrabungen von Troja ab 1870 sehen, wo allerorten das Buddeln begann, aber überhaupt vor allem die griechische Antike interessierte; diese die Kaiserin Sisi sogar so sehr, daß sie bis zu vier Griechischlehrer für das Erlernen von Alt- und Neugriechisch beschäftigte. Sie begann antike Kunst zu sammeln –man sieht die Stücke in der Ausstellung - und war fest entschlossen, den Spuren griechischer Geschichte vor Ort zu folgen.
Besonders schwärmte sie für den griechischen Helden Achill. Als Sisi 1885 erstmals wieder nach Korfu zurückkehrte, war ihre Begeisterung so groß, dass sie den Wunsch äußerte, auf der Insel einen Wohnsitz zu errichten. Franz Joseph war von diesen Plänen nicht sehr angetan, unterstützte sie aber in ihrem groß angelegten Bauprojekt dieser Villa, besser einem Palais im griechisch-pompejanischen Stil, wo sie umgehend den österreichischen Maler Franz Matsch ( der mit Klimt die Compagnie..) mit einem großen Fresko des siegreichen Achill im Treppenhaus beauftragte. Fortsetzung folgt.
Bis 27. Januar 2013
Begleitheft: SISI AUF KORFU. Die Kaiserin und das Achilleion, von Olivia Lichtscheidl, Schloß Schönbrunn 2012
Kompakt mit den wesentlichen Aussagen, dazu aber auch mit einer großen Auswahl der in der Ausstellung gezeigten Bilder, Fotografien und den Fotos der Exponate, ist diese Schrift genau das, was der Tourist gerne mitnimmt. Da wird einerseits von der Reiselust und den Reisemöglichkeiten der Kaiserin gesprochen, dann auch der gesellschafts-politische Hintergrund der Antikenbegeisterung im 19. Jahrhundert hinterleuchtet. Die Sammlungstätigkeit der Kaiserin wird dokumentiert und sowohl die Bedeutung des Achill für die Kaiserin wie auch die des Delphins wird erläutert. Und am Schluß steht dann noch, was wir im Ausstellungsbericht vergaßen, daß nämlich der deutsche Kaiser das Standbild des deutschen Dichters Heinrich Heine, den Elisabeth verehrte und das sie aufstellen ließ, entfernte (wohin? vernichtet?) und stattdessen eines der Kaiserin Elisabeth an dessen Stelle setzte.