ta Urwald im SchwarzwaldSerie: Unterwegs auf dem Schluchtensteig, Teil 4/4

Thomas Adamczak

St. Blasien (Weltexpresso)  - Le Breton benennt präzise, was durch Wanderungen ermöglicht wird: wir nehmen neue Bilder auf, registrieren bestimmte Empfindungen, lernen neue Orte und Gesichter kennen.

Von einigen Gesichtern war die Rede, auch Bilder und Empfindungen wurden benannt. Am Ende dieses Berichts über den Schluchtensteig sollen noch einige Orte hervorgehoben werden, die sich dem Autor dieser Zeilen eingeprägt haben.

Ein Ehepaar, welches mir unterwegs begegnete, hatte kein einziges Hotel vorgebucht, sondern sich entschlossen, am Ende jeder Tagesetappe das Tourismusbüro im jeweiligen Ort aufzusuchen, um sich dort ein Quartier vorschlagen zu lassen. Ich dagegen habe mir den Luxus des Gepäcktransfers geleistet, die Auswahl der Unterkünfte also dem Wanderreiseveranstalter mit Gepäcktransport überlassen (siehe dazu weiter unten: Info).

Die erste Übernachtung in Stühlingen war in einem Nebengebäude des Hotels »Rebstock«, einem Haus aus dem Jahre 1595. Die prächtigen Treppen in diesem Gebäude sollten sich heutige Architekten ansehen und sich davon inspirieren lassen.

Der Landgasthof »Rebstock« bietet ein »Bulldog- und Bauernmuseum« sowie ein »Puppen- & Nostalgiemuseum«. In einer alten Scheune, in der früher die Landwirtschaft des »Rebstocks« untergebracht war, wurde 2005 das Bauernmuseum eröffnet. Auf drei Ebenen wird eine Sammlung ausgewählter Raritäten aus mehr als dreißig Jahren Sammelleidenschaft präsentiert.

Seit dem 30. März 2014 befindet sich »Hildegard’s Puppen- & Nostalgiemuseum« in den Räumlichkeiten des Hotels. Die Sammlung stammt aus dem Nachlass von Hildegard Kech, der ehemaligen Leiterin des Kindergartens Bettmaringen. Frau Kech sammelte über Jahrzehnte Puppen, Figuren und anderweitige Gegenstände nostalgischen Charakters. Sie bemühte sich um eine geeignete Nachfolge und Räumlichkeiten, damit ihr Museum weiter lebt. In dem »alten Amtshaus« (Gästehaus Rebstock) wurden geeignete Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt.

Sehr zu empfehlen ist das Rumpsteak auf heißem Stein, eine Spezialität des Restaurants im »Rebstock«. Die Steine liegen ganztägig in einem etwa 360° heißen Ofen, weswegen es ein Leichtes ist, das Steak am Tisch zuzuschneiden und mundgerechte Stücke nach den eigenen Vorstellungen brutzeln zu lassen.

Erwähnt wurde schon des Städtchens St. Blasien mit dem stattlichen Dom im frühklassizistischen Stil, dessen Kuppelbau mit 46 m Durchmesser der drittgrößte seiner Art in Europa ist. In der ehemaligen Benediktinerabtei hinter dem Dom ist seit 1934 das weltweit renommierte jesuitische Kolleg St. Blasien untergebracht.

Das Kolleg St. Blasien, eine staatlich anerkannte, freie katholische Schule (Gymnasium) mit Internat für Mädchen und Jungen, besuchen Kinder und Jugendliche aus der Region, aber auch aus dem sonstigen Deutschland und der ganzen Welt.

Ziel des Kollegs ist es, heißt es im Leitbild der Schule, jungen Menschen eine christliche Weltsicht in jesuitischer Tradition zu vermitteln, sie zu persönlicher Entscheidung-und Urteilsfähigkeit zu befähigen und sie zum »Dienst an Gesellschaft und Kirche in freier Verantwortung« zu motivieren. Erzogen werden sollen am Kolleg verantwortungsbewusste »Menschen für Andere«. Bei der Umsetzung dieser Ziele fühlt sich die Kollegsgemeinschaft, heißt es im Leitbild, der Würde jedes Einzelnen, der »gewissenhaften Reflexion« des Gelernten und des Einsatzes für »Gerechtigkeit im unmittelbaren Umfeld und in der Welt« verpflichtet.

Der dezidierte Anspruch des Kollegs lautet: »Cura personalis« - »Sorge um die einzelne Person«. Es gehöre zum Alltag, sich »intensiv mit unseren Schülerinnen und Schülern auseinanderzusetzen«. Dieses Versprechen gipfelt in dem Imperativ: »Wir nehmen uns Zeit für jedes Kind«.

Gern wäre der Verfasser dieses Berichts auf der Wanderung einigen Internatsschülerinnen und –schülern dieses Kollegs begegnet und hätte versucht, mit ihnen über ihre Erfahrungen in Schule und Internat ins Gespräch zu kommen.

Papier ist geduldig, heißt es nicht zu Unrecht. Ziele sind leicht aufzuschreiben, aber es ist immer noch die Praxis, die erweisen muss, ob hochgesteckte Ziele wirklich erreicht werden.

Die Würde des Menschen ist unantastbar, steht in unserer Verfassung. Wie beruhigend wäre es, wenn im alltäglichen Leben sich die Gültigkeit des Verfassungsanspruchs allüberall bewahrheitete.

Erwähnenswert sind, zumal in diesem Zusammenhang der hehren Ziele, noch die faszinierenden Aussichten auf die Berggipfel der Schweizer Alpen, die bei günstiger Wetterlage manche Aussichtspunkte auf dem Steig bieten. Auch der Feldberg, der höchste Berg des Schwarzwaldes, ist unterwegs mehrfach zu sehen und grüßt den Wanderer aus gar nicht so großer Ferne. An weiteren lohnenden Zielen für Freundinnen und Freunde des Wandern besteht demnach kein Mangel.

Foto: Urwald im Schwarzwald © manfred.neeb

Info:
http://www.eurohike.at/de/wanderurlaub
 https://www.original-schwarzwald.de/Reiseprofis
https://www.augustustours.de/de/

Alle drei Veranstalter organisieren individuelle Aktivreisen mit Gepäcktransport. Neben der Planung der Reiseroute kümmern sich die Reiseveranstalter um die Buchung wanderfreundlicher Unterkünfte und übernehmen zudem den Transport des Reisegepäcks von Unterkunft zu Unterkunft.