mauer 1 KartauseIm Schloßpark MAUERBACH bei Wien, Teil 7

Claudia Schulmerich

Mauerbach bei Wien (Weltexpresso) – Tatsächlich gehört das Kartäuserkloster mitsamt der Kirche zu den nationalen Kulturschätzen, auch wenn die Leute den Steffel in Wien besser kennen. Und die Touristen auch. Aber in Mauerbach, so dicht vor Wien, gab es im 14. Jahrhundert Gründe, weshalb Friedrich der Schöne 1313 diese Kartause stiftete.

Der war zudem ab dem Jahr drauf deutscher Gegenkönig, bis er 1330 starb, in Mauerbach beerdigt wurde, wo aus Gründen, die unten ausgeführt sind, Ende des 18. Jahrhunderts dann seine Gebeine in den Stephansdom umgebettet wurden. Die Kartause besitzt übrigens zusammen mit Gaming und Aggsbach die dritte einschiffige Kartäuserkirche in Österreich, was deshalb bemerkenswert ist, weil Chor und Langhaus verschliffen sind, eine Eigenart, die sonst nur Bettelordenskirchen auszeichnet, weshalb man schon gleich konstatieren kann, die Kartäuser gehören nicht zu den Bettelorden - Franziskaner, Klarissinnen, Dominikaner, Dominikanerinnen, Karmeliter, Minoriten, Augustiner und Augustiner-Eremiten schon. Das ist wichtig, weil die Bettelordenskirchen spezifische Vorgaben für ihre Architekturen hatten: zu sparen eben, keine Wandpfeiler bis zum Boden, wenn sie nicht tragender Natur waren und vieles anderes. Und das ist wichtig, weil die Bettelorden sich als Dienst am Mitmenschen verstanden.

Aber wer sind die Karthäuser?

Der Ordo Cartusienis ist ein römisch-katholischer Orden, der auf den heiligen Bruno von Köln zurückgeht und sich von anderen Orden dadurch unterscheidet, daß er zwei sich sonst ausschließende Lebensweisen verbindet: die eremitische - Ursprung u.a. die Säulenheiligen von Nordsyrien - und die zönobitische, die Mönche also, die in der Gemeinschaft leben, wie die überwiegende Zahl der sonstigen Orden.

Bruno von Köln können wir kurz fassen. Frankreich war damals das Maß aller Dinge und 1084 zog sich der Heilige Bruno nach Chartreuse zurück, eine einsame Gebirgsgegend bei Grenoble. Der dortige Bischof überließ ihm das Land, weil er in einem Traum sah, wie sich dort Sterne niederließen. Der Traum spielt übrigens Als Motiv für Bauplätze bei vielen Kirchenbauten eine Rolle, von der Basilika von Santa Maria Maggiore in Rom bis zur Marienerscheinung am 12. Dezember in Mexiko, was heute als höchstes religiöses Fest zur Ehren der Jungrauf von Guadalupe am nämlichen Tag gefeiert wird..

In Chartreuse nun bauten sich Bruno und seine Mitbrüder kleine Hütten für den eigenen Bedarf, Eremitagen,  aber bauten auch Gemeinschaftsplätze, wo die Mönche zusammenkamen, zum Essen, zum Gebet etc. Die verschiedenen Bauten waren durch einen Kreuzgang sowohl getrennt wie auch verbunden. Brunos Wirken sprach sich herum und schon bald wurde die Ansiedlung La Grande Chartreuse genannt, das Mutterkloster, von dem aus nun einzelne loszogen und Dependancen errichteten. So auch in Mauerbach, wo man tätig wurde, bevor noch der Papst den Orden als rechtmäßig in die Katholische Kirche aufnahm, was 1133 geschah, nachdem auch entsprechende Ordensregeln erlassen worden waren.

Ihrer Mystik wegen waren die Kartäuser und Kartäuserinnen vor allem im Spätmittelalter, extrem um 1480,  sehr beliebt. Zu wenig wissen wir im Allgemeinen über diese ungeheuere Frömmigkeit jener Zeit, die als Devotio Moderna den Glauben ‚privatisierte‘, den einzelnen Menschen in seinem Verhältnis zu Gott hochhielt, ja eigentlich neu bestimmte. Heute gehören eigentlich nur noch die Kartäuser zu den Orden, die kontemplativ leben, also keine ‚nützliche‘ Arbeit für die Gesellschaft verrichten. Das Schweigen ist ihr Schwerpunkt und der ganze interne Betrieb ist stark auf das Oberhaupt ausgerichtet. Nicht so in Mauerbach. In ganz Österreich hatte es mit Joseph II. und seinen Reformen ein Ende für die Klöster gegeben, die nicht im Sinne der Aufklärung nützlich für die Gesellschaft waren. Das bedeutete, daß nur die Klöster, die als Pfarrseelsorge, als Unterrichtstätte oder Krankenpflege für die Allgemeinheit nützlich waren, bestehen blieben. Alle anderen Klöster wurden durch Erlaß des Kaisers vom 12. Januar 1782 aufgelassen, wie das Fachwort heißt, oft als Gebäude dann umgewidmet in Kasernen und Fabriken, Spitäler und Armenhäuser. Zu letzterem, einem Armen- und Altenheim wurde die Kartause von Mauerbach, denn wie erwähnt, waren die Kartäuser ein kontemplativer, also unnützer Orden. Das schreibt sich so leicht. Aber was passierte mit den Mönchen, gab es keinen Aufschrei der Kirche, der Bevölkerung? Da sieht man, was ein Kaiser als autoritärer Herrscher ausrichten konnte. Zur Zweckentfremdung oder eigentlichen Zweckhinführung für die Armen und Alten später noch mehr.

Denn erst einmal muß man sich Kartause und Kirche anschauen, die nichts Mittelalterliches mehr haben, sondern ausgewiesene Exemplare des Barock sind. Im Anfang des 17. Jahrhundert erbaut, hat der Architekt die gotischen Grundmauern genutzt und eine lange saalähnliche Kirche erbaut, mit der wir oben begonnen hatten. Aber das ist eine neue Geschichte, die einen eigenen Artikel braucht.

Fortsetzung folgt

Foto: Hier vom Hotel aus der Blick auf die Kirche © Sabine Zoller

Info:

Schlosspark Mauerbach
Mesonic Services GmbH
Herzog-Friedrich-Platz 1
3001 Mauerbach/Wien
Tel.: +43 (0) 197030115
www.schlosspark.at