Serie: Rund um den Fränkischen Rotwein-Wanderweg, Teil 3/7
Sabine Zoller
Erlenbach in Churfranken / Deutschland (Weltexpresso) - Auf dem Fränkischen Rotwein Wanderweg erschließt sich von Großwallstadt aus in sechs angenehmen Wanderetappen das Terroir des churfränkischen Spätburgunders. Erlenbach am Main ist das offizielle „Tor zu den Weinbergterrassen“.
Die größte Stadt im unterfränkischen Landkreis Miltenberg glänzt nicht nur durch den Panoramawanderweg und den „Erlenbacher Wengertschütz“. Seit 2005 verkörpert Erich Becker mit vollem Engagement die Figur des Erlenbacher Wengertschütz, der mit seinem Namen für die gute Qualität der Erlenbacher Gewächse bürgt und hier im Titelfoto den Wegweiser gibt. Glanzvolle Produkte bietet zudem Winzer Reinhold Hillerich, der seine Weine in hochwertigen Eichenholzfässern des weltbekannten Chateau d´Yquem ausbaut und damit in Deutschland einzigartig seinen „Hillport“ produziert. Mit einem öffentlich zugänglichen Kräutergarten bietet dieser Teilabschnitt die schönste Streche auf dem Wanderweg.
Weinbergterrassen am Main
Der Winzer aus Erlenbach heißt Reinhold Hillerich. Er weiß über die facettenreiche Weinkultur der Region am Main vieles zu berichten und bewirtschaftet seine Reben auf den sonnenverwöhnten Weinterrassen am steilen Uferhang hoch über dem Main, von wo aus man einen herlichen Ausblick auf das Maintal genießen kann. Der Erlenbacher Hochberg zählt zur dritten Etappe des Rotwein Wanderwegs und liegt zwischen Erlenbach und Klingenberg. Mindestens die Hälfte der Anbaufläche ist für rote Reben reserviert, die seit 1870 durch sogenannte Unterlagsreben angepflanzt sind. „Seitdem die Reblaus aus Amerika eingeschleppt wurde, werden die Unterlagsreben mit Edelreisern gepfropft und veredelt, um den der Fortpflanzung Reblaus Einhalt zu gebieten“, erklärt Hillerich, der heute die Kirschessigfliege als Schädling Nummer eins benennt.
Denkmalgeschützte Terrassen
Hier stehen „in Summe rund 250 Kilometer Sandstein-Trockenmauern, die die Weinbergterrassen abstützen und uns Winzern das Leben erleichtern.“ Mit einer weit ausschweifenden Geste zeigt Reinhold Hillerich in die Rebhänge der Steillagen, die sich auf Terrassen hoch über dem Main übereinander stapeln. „Insgesamt haben wir hier von der Straße unten bis zum Wald oben einen Höhenunterschied von 100 Metern. Auf diesen 100 Metern haben wir 60 bis 80 Mauern die übereinander stehen“, erklärt der Winzer, der auf einer Länge von drei Kilometern die Gesamtlänge der Trockenmauern mit 250 Kilometern errechnet hat.
Vom idyllisch gelegenen Hochberg bis zu den Terrassen des Klingenberger Schlossberges gibt es keine Vollerwerbsbetriebe mehr. Lediglich Nebenerwerbs-Weinbauern bewirtschaften aus familiärer Tradition oder als Hobby diese Steillagen. Ihren Lebensunterhalt verdienen sie anderweitig. Würde man die aufwändigen Arbeitsstunden kalkulieren, müsste eine Weinflasche zwischen 30 und 50 Euro kosten, erklärt der Winzer, der im Schnitt mit etwa 1000 Arbeitsstunden pro Hektar rechnet.
Sorten am Weinberg
„Hier am Berg gibt es einen Sortenmix von rund 20 verschiedenen Rebsorten die angepflanzt werden,“ erläutert Reinhold Hillerich. An einem tief eingebuchteten fünflappigen Rebblatt leicht zu erkennen ist die Müller Thurgau Rebe. Sie ist die Haupt- Rebsorte für den Weißwein der in Churfranken wächst. Große Blätter und rote Stiele verweisen mit großen, wohlschmeckenden Trauben auf den Dornfelder Rotwein. Damit die Trauben vor zuviel Sonneneinstrahlung geschützt sind, benötigen sie mindestens sieben Blätter, die an heißen Tagen Schatten und bei Regen oder Hagel Schutz spenden. Besonders beliebt sind jedoch Portugieser- und Spätburgunder Reben, die in ihrer Reife durch die südwestliche Ausrichtung der Weinberge und die Hangneigung von bis zu 70 % unterstützt werden.
Im Kräutergarten Churfrankens
Steil sind die Treppen, über die man in den Churfranken Kräutergarten gelangt. Hier wachsen 70 verschiedene Küchenkräuter wie Basilikum, Thymian, Liebstöckel, Rosmarin, Minze, Rucola und wohlduftender Lavendel. Der Kräutergarten ist öffentlich und für jedermann zugänglich. Wichtig ist aber festes Schuhwerk und Trittsicherheit beim Begehen des Gartens, der sich an den Steilhang schmiegt und wie die Trauben von der intensiven Sonneneinstrahlung profitiert.
Einzigartiger „Hillport“
Auf der Wanderung kommt man auch zu den Weinbergen von Reinhold Hillerich. Auf schmalen Treppenstufen führt der Weg bis zur Baumgrenze nach oben, wo eine Rast eingelegt wird, um den „Hillport“ zu genießen. „Hillport“ nennt Reinhold Hillerich seinen Portwein aus Churfranken, den er seit 2011 herstellt. „Auf einer Weinreise nach Portugal hat uns der Portwein begeistert. Da die Steillagen am Douro unseren steilen Weinberglagen in Churfranken ähnlich sind, wagte ich den Schritt einen echten Klassiker der Weinwelt herzustellen“, so der Fachmann, der mit seinem Experiment bahnbrechende Erfolge feiert und damit einzigartig in Deutschland ist. Der weiße Süßwein wird aus den fruchtigen Weißweinsorten Bachus, Müller Thurgau und Kerner gefertigt, aus der Rebsorte Regent wird der rote Hillport-Wein gewonnen. Der Herstellungsprozess ist langwierig, da der Wein drei Jahre lang in speziellen Eichenholzfässern gelagert werden muss. Beschwingt geht es nun weiter nach Klingenberg.
Fotos: © Sabine Zoller
www.weingut-hillerich.de/hillport.htm