Naturerlebnisse: Auf Helgoland Vögel beobachten
Cordula Passow
Helgoland (Weltexpresso) - Derzeit glauben viele, sie müssen ja gar nicht in Urlaub fahren, denn nach dem wärmsten April, dem wärmsten Mai deutet sich jetzt schon der wärmste Juni an. Für Helgoland ist das nicht wichtig. Dort weht ein warmer Wind und es ist gibt so viele unterschiedliche Reiz, daß beim Abschied feststeht, wir fahren wieder hin. Diesmal der Vögel wegen.
Im Sommer nämlich brüten viele Seevögel im Lummenfelsen, zu den Zugzeiten nutzen Tausende von Singvögeln die Insel als Rastplatz und im Winter halten sich u.a. auf Felsküsten spezialisierte Vogelarten auf der Insel auf. Darüber hinaus ist Helgoland der Ort in Mitteleuropa mit der größten Zahl nachgewiesener Vogelarten, denn zu jeder Jahreszeit können hier sehr seltene Arten auftreten. Die Vogelwelt Helgolands ist daher zu allen Jahreszeiten einen Besuch wert.
Auf Deutschlands einzigem Vogelfelsen, dem Helgoländer Lummenfelsen, lassen sich jedes Jahr von März bis September Verhalten und Brutbiologie einer Seevogelkolonie mit etwa 10.000 Vogelpaaren beobachten. Fünf Vogelarten brüten in Deutschland ausschließlich auf Helgoland. Neben der dem Felsen ihren Namen gebenden Trottellumme, sind dieses Basstölpel, Eissturmvogel, Dreizehenmöwe und Tordalk. Diese Arten lassen sich allesamt vom Klippenrandweg aus hervorragend beobachten und fotografieren.
Der Basstölpel ist der auffälligste der genannten Arten. Mit seinem rahmfarbenem Kopf, den schwarzen Flügelspitzen und dem sonst weißen Gefieder ist er unverwechselbar. Er hat sich erst 1991 auf Helgoland als Brutvogel angesiedelt, inzwischen brüten über 1000 Paare im Lummenfelsen und auf der Langen Anna. Sie sind von März bis September am Lummenfelsen anzutreffen, die letzten Jungvögel verlassen die Klippen Anfang bis Mitte Oktober.
Die Charakterart des Lummenfelsens ist die Trottellumme. Sie sieht mit ihrem schwarzbraunen und weißen Gefieder aus wie ein kleiner Pinguin. Obwohl der Basstölpel inzwischen einige Bereiche besetzt, die zuvor von Trottellummen als Brutplatz genutzt wurden, hat auch der Bestand der Trottellumme in den letzten zehn Jahren weiter auf etwa 3000 Paare zugenommen. Die Konkurrenz um Nistplätze hat daher dem Bestand der Trottellumme nicht geschadet. Obwohl die Trottellummen auch im Winter (ab Ende Oktober) den Klippen immer mal wieder einen Besuch abstatten, sind sie dort erst ab Ende März sicher anzutreffen. Von Anfang Juni bis Anfang Juli (Höhepunkt meistens ca. 15.06.-25.06.) findet dann der Lummensprung statt. Die etwa drei Wochen alten Jungvögel springen aus den Klippen und werden dann von ihren Vätern auf die offene Nordsee herausgeführt. Der Sprung findet in den Abendstunden statt (Höhepunkt 22:00-23:30 Uhr) und ihn zu beobachten ist ein herausragendes Naturerlebnis. Ab Mitte Juli sind dann nur noch sehr wenige Lummen in den Felsen.
Der Trottellumme sehr ähnlich ist der Tordalk, der nicht immer einfach zwischen den vielen Lummen aufzufinden ist, denn es brüten nur etwa 50 Paare dieser Art auf Helgoland. Kennzeichnend sind das schwärzere Gefieder und der dickere Schnabel mit weißen Markierungen.
Die Dreizehenmöwe ist von Ende März bis Mitte August in den Klippen anwesend, wo sie ihre Nester an kleinste Felsvorsprünge baut. Die Dreizehenmöwe ist eine recht kleine Möwe und unterscheidet sich darüber hinaus von anderen Möwenarten durch die schwarzen Flügelspitzen ohne weiße Punkte und die schwarzen Beine. Der Bestand hat in den letzten Jahren deutlich von 7000-8000 auf nunmehr etwa 5000 Paare abgenommen. Trotzdem ist die Dreizehenmöwe nach wie vor die häufigste Brutvogelart Helgolands.
Fotos:
Titel: Lummen am Felsen
Text: Albatros und Seeschwalben
© nordseetourismus.de
Info:
WEITERE INFORMATIONEN ZUR VOGELWELT
Der „Verein Jordsand“ informiert mittags vom 01.05.-30.06. direkt am Felsen über die brütenden Vögel am Lummenfelsen. Außerdem bietet er Führungen zum Lummenfelsen und über die Nachbarinsel Düne an. Ein beliebter Treffpunkt für Vogelfreunde ist das Infozentrum Helgoland der Vereins Jordsand (Hummerbude 34–35, Tel.: +49 4725 7787).
Das Institut für Vogelforschung „Vogelwarte Helgoland“ berichtet auf Führungen durch den Fanggarten über seine Arbeit.
Im Juni veranstaltet die Kurverwaltung die „Helgoländer Lummentage“, an denen für die Teilnehmer Vorträge angeboten werden und in den Abendstunden der Lummensprung beobachtet wird. Der Termin für die Lummentage kann immer erst im März festgelegt werden, da sich das Brutgeschäft und damit auch der Lummensprung um bis zu drei Wochen nach hinten verschieben kann.
Ein weiterer Höhepunkt sind im Herbst die „Helgoländer Vogeltage“, die von der Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft Helgoland und dem Institut für Vogelforschung „Vogelwarte Helgoland“ veranstaltet werden. Abends werden Vorträge angeboten, an einem Tag wird ein sogenanntes Birdrace ausgerichtet, bei dem Teams von Beobachtern versuchen, möglichst viele verschiedene Vogelarten an einem Tag zu beobachten.
Aktuelle Vogelbeobachtungen werden nahezu täglich auf der Homepage der Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft Helgoland dargestellt.
Weitere Informationen über die Helgoländer Vogelwelt finden Sie auch auf den Schautafeln an der Mauer des Instituts für Vogelforschung und noch ausführlicher hier.
www.nordseetourismus.de/