
Hannah Wölfel & Hanswerner Kruse
Battambang / Kambodscha (Weltexpresso) - Der rote Bus rumpelt und rappelt langsam über die Schlaglöcher von Siem Reap nach Battambang, für die 160 km braucht er fast fünf Stunden. Die schmale Straße wird zeitgleich von wenigen Arbeitern über die Hälfte der Strecke ausgebaut, auf den kilometerlangen Baustellen sehen wir lediglich drei Dampfwalzen. Währenddessen trocknen die Bauern auf den planierten Flächen mit riesigen Planen ihren angebauten Reis - wahrscheinlich dort auch die nächsten 20 Jahre.



Aber der schlaue und lebensfrohe Henk erzählt uns plötzlich, dass die bösen Vietnamesen (die unserer Meinung nach doch das Land von der grauenhaften Gewaltherrschaft der Roten Khmer befreiten) an der entsetzlichen Armut Schuld seien: Pol Pot habe nur Gutes für sein Land gewollt, damals sei es den Khmer eigentlich gut gegangen und „Bruder Nummer 1“ habe vom Terror der Kommunisten nichts gewusst... Wir sind fassungslos!
Seitdem las ich viel - im Internet schnell Erreichbares - über die grauenhaften Jahre der Roten Khmer - und war aufs neue fassungslos: Die

Die Geschichte der kommunistischen Bewegung Kambodschas, die Tyrannei in den 1970er-Jahren und der erneute, fast zwanzigjährige Guerillakampf der Roten Khmer übertrifft Shakespeares gruselige Königsdramen bei Weitem: jeder kambodschanische Politiker ist auch heute noch ein korrupter Macbeth oder Richard III. Die Chinesen, die USA und Thailand unterstützten die Roten Khmer massiv, um dadurch den (angeblich) vietnamesisch-russischen Einfluss in Süd-Ost-Asien

Dieses bettelarme Khmer-Volk wurde zwischen den diversen Machinteressen eingestampft. Und wir staunen, wie offen, neugierig und mit welch großer Lust am Lernen, die Kambodschaner wieder auf Fremdes zugehen und anderes integrieren wollen.
Manchmal ist das auch komisch - oft rätseln wir, was die Verkäuferinnen oder Kellner von uns wollen. „We she can?“ beispielsweise ist keine Obama-Frage, sondern meint, ob wir das Essen „with chicken“ (mit Huhn) möchten...
Fotos:
Wir haben viele der beschriebenen Situationen oder Menschen nicht wie im Zoo fotografieren wollen - oder das Fotografieren einfach vergessen.
© Hanswerner Kruse