Duell der Riesenenten auf Taiwan heizt auch den Tourismus aus Deutschland an
Robert Matta
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Gerade aus China zurückgekehrt, liest man etwas betroffen, wie sehr sich der Frankfurter Generalkonsul, nein, er darf sich nur Generaldirektor nennen, Jui-Kun Huang, der Taiwan vertritt, mit seinem zweiten Rang gegenüber China zufriedengeben muß.
Daß er als 'Taipeh-Vertretung' so erfolgreich für sein Land und die rund 200 in Frankfurt und 800 in Hessen lebenden Landsleute arbeitet, wollen wir demnächst inhaltlich würdigen. Heute wollen wir den Taiwan-Tourismus puschen und liegen damit voll im Trend. Denn immer mehr Deutsche besuchen Taiwan. Sie haben dort Visumfreiheit, was das kurzfristige Reisen interessant macht. Zudem gibt es jetzt auch noch eine internationale Volksbelustigung, denn Enten sind längst ein globales Phänomen und auch auf Chinesisch werden sie nicht nur mit Peking-Ente assoziiert.
Mancher Besucher Taiwans mag sich darum bald die Augen reiben, doch handelt es sich weder um Dreharbeiten für einen Monsterfilm noch um eine Zeitungsente: Nachdem die riesigen gelben “Rubber Ducks” des niederländischen Konzeptkünstlers Florentijn Hofman schon über ein Dutzend Städte in aller Welt beglückt haben, wird ein Entenpaar in den nächsten Monaten gleich zwei Städte auf der Insel Taiwan schmücken. Für Urlauber bedeutet das: Sie haben gleich eine doppelte Chance auf ein außergewöhnliches Spektakel!
Überraschend gab Chen Chu, der Bürgermeister von Kaohsiung, der zweitgrößten Stadt auf Taiwan, jetzt bekannt, dass eine 18 Meter große Version der luftgefüllten Ente ab Mitte September einen Monat lang (19. September – 20. Oktober) auf dem Ài-hô (engl. Love River, dt. Liebesfluss) zu sehen sein werde, der durch die Innenstadt fließt. Das überdimensionale Federvieh wird damit in einem umtriebigen Geschäftsviertel der Stadt im Süden Taiwans ausgestellt werden. Stadtrat Tsai Chin-yen hofft, daß die Ente „die Bürger der Stadt veranlasst, innezuhalten, wenn sie am Fluss vorbeikommen, und das Panorama mit der Gummiente zu genießen.”
Durch die wunderschön gestalteten Parkanlagen wurde der Fluss sowohl bei den Einheimischen als auch bei Besuchern zu einem beliebten Ausflugsziel. Die Uferpromenaden locken Jogger und Spaziergänger, es gibt Cafés und Restaurants, und mitunter werden am Flussufer auch Konzerte veranstaltet. Eine weitere Attraktion sind Flussrundfahrten auf Ausflugsschiffchen, die man passend zum Fluss als „Liebesboote” bezeichnet. Zudem finden auf dem Fluss auch Veranstaltungen zu traditionellen Festen statt, wie dem Laternenfest am Jahresbeginn und dem Drachenbootfest zur Jahresmitte.
Mit dem Enten-Event kommt Kaohsiung der Hafenstadt Keelung, die im Nordosten Taiwans nahe der Hauptstadt Taipeh liegt, um drei Monate zuvor. Dort wird eine ähnliche Riesenente des Künstlers Mitte Dezember zu Wasser gelassen werden. Ein echtes Duell der Wasservögel wird es kaum geben, denn die beiden Städte liegen rund 350 km voneinander entfernt. Huang Jing-tai, ein Sprecher der Stadt Keelung, erklärte: „Die gelbe Ente steht für Wohlergehen, Glück und Frieden. Indem wir sie in die Stadt bringen, hoffen wir, dass sie unseren Bürgern ein Gefühl des Glücks vermittelt.” Dieses Glücksgefühl wird wohl auch auf Besucher überspringen.
Seit 2007 hat die im Original 26 Meter große aufblasbare Ente, die dem weitverbreiteten Badespielzeug nachempfunden ist und die sich Hotels wie Maritim oder Hilton gerne in Klein als Werbeträger leisten, schon 13 Städte in neun Ländern besucht. Auf der Grundlage der Erfahrungen anderer Städte rechnet Zeno Lai Jui-lung, der Direktor des städtischen Informationsbüros von Kaohsiung, damit, dass die Badeente seiner Stadt drei Millionen zusätzliche Besucher bringt und Umsätze in einer Größenordnung von € 25 Millionen beschert. Die beiden taiwanischen Städte werden ihre Enten auf jeden Fall behalten dürfen, müssen aber für jede weitere öffentliche Ausstellung Tantiemen an den Schöpfer des Kunstwerks abführen.
Der 36jährige Künstler, der mit seiner Familie bei der offiziellen Ankündigung in Kaohsiung anwesend war, sieht sein Werk als „Katalysator”, der Menschen die Beziehung zu Kunst im öffentlichen Raum erleichtern soll. Hofman, der auch einige Jahre an der Kunsthochschule in Berlin studierte, schreibt auf seiner Website: „Die Gummiente kennt keine Grenzen, diskriminiert Menschen nicht und hat keinen politischen Sinnbezug. Die sympathische, schwimmende Ente besitzt heilende Eigenschaften: Sie kann weltweite Spannungen abbauen …. Die Gummiente ist weich, freundlich und für alle Altersgruppen geeignet!”
Taiwan pflegt eine besondere historische Beziehung zur Heimat des Künstlers, den Niederlanden, deren Ostindien-Kompanie im 17. Jahrhundert auf Formosa – wie Taiwan damals hieß – Handelsniederlassungen unterhielt und unter anderem die Festung Fort Zeelandia errichtete, deren Ruinen heute noch zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten der Stadt Tainan zählen, die wie Kaohsiung im tropischen Süden der Insel liegt.
Südtaiwan, wo sich Siedler vom Festland zuerst niederließen, ist von Kontrasten geprägt, die diese Region mit ihren Seen, Stränden und Korallenriffen für Besucher besonders attraktiv machen, die viel Abwechslung in ihrem Urlaub suchen: Ureinwohnerdörfer liegen in unweit großer Industriezentren, prächtige Pagoden und Tempel mit Hunderten vergoldeter Buddhastatuen stehen mitten im geschäftigen Treiben moderner Städte, unweit davon eröffnen Bauernsiedlungen Einblicke in ein Landleben, das noch an vergangene Jahrhunderte erinnert.
INFO:Taiwan
Asiens schönste Seiten auf einer einzigen Insel – das bietet Taiwan Fernosturlaubern und Reisenden auf dem Weg nach Südostasien, Australien oder rund um die Welt. Die Insel, die von frühen Seefahrern zu Recht „Formosa” – die Schöne – genannt wurde, liegt rund 160 Kilometer vor der Südostküste Chinas im Westpazifik. Die Einwohner zählen zu den herzlichsten Gastgebern Asiens. Darüber hinaus bietet das hochmoderne Land fernöstliches Flair, asiatische Kulturen und subtropische Natur auf kleinstem Raum bei maximaler Reisesicherheit. Die atemberaubende Landschaft besticht mit üppigen Regenwäldern, hohen Bergen, fruchtbaren Tälern, schroffen Küsten und zauberhaften Korallen- und Vulkaninseln, während in der Hauptstadt Taipeh und den übrigen Städten jahrhundertealte Traditionen der Moderne des 21. Jahrhunderts begegnen.
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