Auf Erkundungstour im Bernbachtal Foto ZollerMeike Eklund geht es um die Offenhaltung der Kulturlandschaft im Schwarzwald

Sabine Zoller

Bad Herrenalb (Weltexpresso) - "In dieser Jahreszeit bin ich meist nur noch mit Stirnlampe unterwegs, weil ich vor und nach der Arbeit nur in der Dämmerung zu meinen Ziegen komme.“ Meike Eklund ist im Nebenerwerb in der Landwirtschaft aktiv und betreut eine Ziegenherde, die nach eigenen Aussagen binnen 18 Monaten „unerwartet schnell auf fast dreißig Tiere angewachsen ist.“

„Mittlerweile möchte ich aber keines der Tiere mehr missen“, berichtet die promovierte Agraringenieurin, die zeitlebens in einem kleinen Ort im Schwarzwald zu Hause ist und sich als passionierte Reiterin seit drei Jahrzehnten mit den Wiesen und Weiden rund um ihren Heimatort beschäftigt. „Die Ernährung von Tieren auf Grünland habe ich mir Ziegen Foto Zollerselbst angeeignet, denn ein Studium alleine reicht nicht aus, wenn man die Praxis nicht kennt.“

Nach der Faustregel „drei Ziegen fressen etwa so viel wie ein Islandpferd“ hatte Eklund daher die Idee, die unliebsamen Brombeersträucher und den giftigen Bärenklau, den ihre Isländer nicht fressen, durch eine Handvoll Ziegen abgrasen zu lassen. Gesagt getan. Mit einem Blick auf diverse online-Portale war schnell der erste Kauf von Weidemanagern getätigt. In diesem Fall blieb vier bunten deutschen Edelziegen der Gang zum Schlachthof erspart. Dann folgten fünf Buren-Ziegen, aus der Weilheimer Region, weil der Halter die Tiere beim Umzug nicht mitnehmen konnte. Doch diese Aktion hatte Folgen. „Ich bekam Anrufe, ob ich weitere Ziegen aus einer Hinterlassenschaft übernehmen könnte.“ Durch einen Todesfall gab es im Sauerland eine Notlage, weil die Witwe sich nicht um die Tiere ihres verstorbenen Mannes kümmern konnte. Eklund zeigte Herz und so ergänzten neun seltene Exemplare einer Schweizer Rasse, die Toggenburger Ziegen, ihre Herde. Gemeinsam mit Edeltraud, und den Zwergziegen Rosi und Eddi, den drei „Corona-Flüchtlingen“, die von einem Gnadenhof aus Karlsruhe stammen und auf Grund der Pandemie von deren Besitzer nicht mehr gehalten werden konnten, ist die Herde auf eine mittlerweile bunte Mischung von 29 Ziegen angewachsen.

Da sich die Paarhufer mit großem Appetit an den gepachteten und überlassenen Grünflächen im Bernbachtal bei Bad Herrenalb zu schaffen machten war Eklund auf der Suche nach weiteren Weideflächen. „Zunächst habe ich mich umgeschaut, um Mindestflurflächen zu beweiden, die Landwirte nicht mehr mit der Maschine betreiben können, weil allein mechanisch die Offenhaltung nicht durchführbar oder rentabel ist.“ Unterstützt wurde sie dabei von Ortsvorsteher Klaus Lienen in Bernbach, der die Arbeit von Eklund als einen „Super ökologischen Beitrag“ bezeichnet und sich nun über ihre erfolgreiche Offenhaltung der Kulturlandschaft freut.

Bedingt durch die jahrhundertalte Realteilung in der Erbfolge ist das Bernbachtal mit seinen Feuchtgebieten und Steilhanglagen in winzige Parzellen aufgeteilt und somit für die heutige landwirtschaftliche Nutzung durch den einzelnen Eigentümer unrentabel geworden. Die Ziegen verhindern nun mit ihrer Arbeit das Verwildern und das Zuwachsen der Flächen. Doch damit verbunden war die Ziegenhalterin vor neue Aufgaben gestellt. „Wer glaubt, dass Ziegenhaltung einfach ist, wird schnell eines Besseren belehrt“, so der Tenor von Eklund, die sich nicht nur sachkundig machen musste, sondern zudem eine immer größere Schar an freiwilligen Helfern benötigt, um diese Arbeit zu meistern.

„Auch Ziegen brauchen Pflege. Klauen müssen geschnitten werden, damit sie gesund bleiben. Und dazu benötigen sie nicht nur ein abwechslungreiches Weideland, sondern auch einen sicheren Zaun, der vor dem Wolf schützt und zudem verhindert, dass die Ziegen ausbrechen können.“ Unterstützt wird Eklund von Freunden wie Katharina Kunz, Barbara König-Reich und Denis Reich aus Bernbach, die beim Errichten des Weidezauns ebenso wie beim Füttern und „umziegen“ helfen, was so viel bedeutet wie „die passen auf, dass keine Ziege auf dem Weg von einer Weide auf die andere im Wald verloren geht“.  Als Nebenerwerbslandwirtin erhält, saniert und verbessert Eklund das Grünland und die Weideflächen.

Foto:
Umringt von Ziegen im Bernbachtal
v.l.n.r. Barbara König-Reich, Katharina Kunz und Meike Eklund