Hanswerner Kruse
Teneriffa (Weltexpresso) - Von Puerto de la Cruz aus machten wir einen Ausflug um die halbe Insel in den Süden nach Mariposa. Wir wussten vorher nichts von diesem Kunstgarten, sondern wurden durch Hinweise im Internet darauf aufmerksam.
Das Projekt gefiel uns so gut, dass wir nach dem Besuch spontan die Reise verlängerten, weil wir einige Tage an diesem Ort verbringen wollten. Hier unsere Notizen:
Aus einem großen eisernen Herzen sprudelt Wasser für einen Bach. Ein gigantisches blaues Betonbrot prunkt auf einem Plateau zwischen blühenden Kakteen. In einer Grotte kann man auf Edelsteinsesseln Platz nehmen. Überall stößt man beim Gang durch den Mariposa-Park auf Skulpturen und andere Kreationen aus diversen Materialien. Doch was zunächst wie ein Museum im Freien wirkt, erfasst man nach einiger Zeit als begehbares Gesamtkunstwerk: Denn gestaltete Natur und Artefakte bilden hier eine fühlbare, nicht zu trennende Einheit.
Der über zwei Hektar große Kunstgarten liegt im Süden Teneriffas, nahe dem Städtchen Arona in den Bergen, abseits der touristisch überlaufenen Küste. Bekannt ist diese wundervolle Anlage auf Teneriffa wenig: Das soll auch so bleiben, denn sie ist keine populäre Touristenattraktion wie der Zoo „Loro Park“. Wer sich aber sensibel auf die eigenartige Schönheit und ästhetische Herausforderung einlassen mag, ist für eine Führung oder einen längeren Aufenthalt willkommen und kann Unvergessliches erleben.
Wir verbrachten fünf Tage an diesem Ort, der schon den kanarischen Ureinwohnern als magischer, kraftvoller Platz galt - und anschließend blieben wir noch eine weitere Woche. Man kann in einigen kreativ gestalteten Häusern oder Zelten übernachten und so zeitweise in der Kunst leben. Diese Behausungen sind ebenfalls Teil des Gesamtkunstwerks. Zunächst ist es etwas eigenartig, man hat das Gefühl darin nichts anfassen zu dürfen. Doch nach kurzer Zeit löst sich die Befangenheit, man spürt intensiv die Magie des gesamten Anwesens und wird selbst ein humaner Teil der Gestaltung.
Nichts ist hier dem Zufall überlassen: die Wege und Treppen zwischen den Artefakten, die Bodenmosaike, große oder kleine Vulkansteine, Bäche und Quellen sind behutsam im Dialog mit der Natur arrangiert. Beim Umhergehen kann man unterschiedliche Pfade nutzen oder an verschiedenen Plätzen verweilen. Dadurch erschließen sich ständig neue Aussichten und Perspektiven oder man nimmt neue, überraschende Details wahr: Etwa wie die Kunstwerke bei unterschiedlichem Tageslicht wirken. Das Staunen in diesem Garten nimmt kein Ende!
Die meisten künstlerischen Arbeiten erschlagen einen nicht mit plakativen Botschaften, stattdessen bergen sie Geheimnisse und behalten ihren unwägbaren Rest. Selbst die Laotse-Treppe mit den Worten zur Liebe auf jeder Stufe provoziert Überlegung und Selbstbesinnung: „Besitz ohne Liebe macht geizig!“ oder „Pflicht ohne Liebe macht verdrießlich!“ Natürlich verstören auch manche Werke, etwa die großen Urnen auf Stelen, an denen „Zimmer frei“ steht, oder die kapriziöse Botschaft Nam June Paiks: „When too perfect / lieber Gott böse.“ Seine Worte gelten wohl auch für das ganze Projekt selbst, denn die Initiatoren Hans-Jürgen und Helga Müller schufen ab 1993 diese Kulturlandschaft mit vielen befreundeten Kunstschaffenden, Landschaftsgestaltenden und handwerklich Tätigen: ohne konkrete Pläne oder eine durchgeplante Gartenarchitektur. Ganz im Sinne César Manriques nutzten sie viele Materialien und Bauweisen der Kanarischen Inseln.
So wurde Mariposa ein Ort, der geradezu exemplarisch eine Versöhnung der menschlichen Kultur mit der Natur verwirklicht. Zugleich gewährt er einen entspannten und dennoch anregenden Rahmen für menschliche Begegnungen, Gespräche und neue Ideen. Seit vielen Jahren wird das Projekt deshalb pädagogisch für „Mariposien“ genutzt: Fern von Alltagshektik und Nützlichkeitsdenken öffnet die Ästhetik sowohl den Geist als auch die Sinne und Seelen junger Menschen. Eingebettet in eine komplexe und langfristige „Bildungsoffensive“, leistet Mariposa so einen Beitrag zur Entwicklung allseitig gebildeter Persönlichkeiten.
Aber Mariposa will nicht nur junge Leute erreichen, sondern ermöglicht ebenso als „Zukunftswerkstatt“ Begegnungen von Menschen aus Wissenschaft und Wirtschaft, Kunstschaffenden und politisch Verantwortlichen. „Von hier aus mischen wir uns ein in die Gestaltung der Gesellschaft und der Zukunft“, heißt es programmatisch.
Aus einem großen eisernen Herzen sprudelt Wasser für einen Bach. Ein gigantisches blaues Betonbrot prunkt auf einem Plateau zwischen blühenden Kakteen. In einer Grotte kann man auf Edelsteinsesseln Platz nehmen. Überall stößt man beim Gang durch den Mariposa-Park auf Skulpturen und andere Kreationen aus diversen Materialien. Doch was zunächst wie ein Museum im Freien wirkt, erfasst man nach einiger Zeit als begehbares Gesamtkunstwerk: Denn gestaltete Natur und Artefakte bilden hier eine fühlbare, nicht zu trennende Einheit.
Der über zwei Hektar große Kunstgarten liegt im Süden Teneriffas, nahe dem Städtchen Arona in den Bergen, abseits der touristisch überlaufenen Küste. Bekannt ist diese wundervolle Anlage auf Teneriffa wenig: Das soll auch so bleiben, denn sie ist keine populäre Touristenattraktion wie der Zoo „Loro Park“. Wer sich aber sensibel auf die eigenartige Schönheit und ästhetische Herausforderung einlassen mag, ist für eine Führung oder einen längeren Aufenthalt willkommen und kann Unvergessliches erleben.
Wir verbrachten fünf Tage an diesem Ort, der schon den kanarischen Ureinwohnern als magischer, kraftvoller Platz galt - und anschließend blieben wir noch eine weitere Woche. Man kann in einigen kreativ gestalteten Häusern oder Zelten übernachten und so zeitweise in der Kunst leben. Diese Behausungen sind ebenfalls Teil des Gesamtkunstwerks. Zunächst ist es etwas eigenartig, man hat das Gefühl darin nichts anfassen zu dürfen. Doch nach kurzer Zeit löst sich die Befangenheit, man spürt intensiv die Magie des gesamten Anwesens und wird selbst ein humaner Teil der Gestaltung.
Nichts ist hier dem Zufall überlassen: die Wege und Treppen zwischen den Artefakten, die Bodenmosaike, große oder kleine Vulkansteine, Bäche und Quellen sind behutsam im Dialog mit der Natur arrangiert. Beim Umhergehen kann man unterschiedliche Pfade nutzen oder an verschiedenen Plätzen verweilen. Dadurch erschließen sich ständig neue Aussichten und Perspektiven oder man nimmt neue, überraschende Details wahr: Etwa wie die Kunstwerke bei unterschiedlichem Tageslicht wirken. Das Staunen in diesem Garten nimmt kein Ende!
Die meisten künstlerischen Arbeiten erschlagen einen nicht mit plakativen Botschaften, stattdessen bergen sie Geheimnisse und behalten ihren unwägbaren Rest. Selbst die Laotse-Treppe mit den Worten zur Liebe auf jeder Stufe provoziert Überlegung und Selbstbesinnung: „Besitz ohne Liebe macht geizig!“ oder „Pflicht ohne Liebe macht verdrießlich!“ Natürlich verstören auch manche Werke, etwa die großen Urnen auf Stelen, an denen „Zimmer frei“ steht, oder die kapriziöse Botschaft Nam June Paiks: „When too perfect / lieber Gott böse.“ Seine Worte gelten wohl auch für das ganze Projekt selbst, denn die Initiatoren Hans-Jürgen und Helga Müller schufen ab 1993 diese Kulturlandschaft mit vielen befreundeten Kunstschaffenden, Landschaftsgestaltenden und handwerklich Tätigen: ohne konkrete Pläne oder eine durchgeplante Gartenarchitektur. Ganz im Sinne César Manriques nutzten sie viele Materialien und Bauweisen der Kanarischen Inseln.
So wurde Mariposa ein Ort, der geradezu exemplarisch eine Versöhnung der menschlichen Kultur mit der Natur verwirklicht. Zugleich gewährt er einen entspannten und dennoch anregenden Rahmen für menschliche Begegnungen, Gespräche und neue Ideen. Seit vielen Jahren wird das Projekt deshalb pädagogisch für „Mariposien“ genutzt: Fern von Alltagshektik und Nützlichkeitsdenken öffnet die Ästhetik sowohl den Geist als auch die Sinne und Seelen junger Menschen. Eingebettet in eine komplexe und langfristige „Bildungsoffensive“, leistet Mariposa so einen Beitrag zur Entwicklung allseitig gebildeter Persönlichkeiten.
Aber Mariposa will nicht nur junge Leute erreichen, sondern ermöglicht ebenso als „Zukunftswerkstatt“ Begegnungen von Menschen aus Wissenschaft und Wirtschaft, Kunstschaffenden und politisch Verantwortlichen. „Von hier aus mischen wir uns ein in die Gestaltung der Gesellschaft und der Zukunft“, heißt es programmatisch.
- „Von Ruhe umgeben, und angeleitet von der Kunst, können wir frisches und schöpferische Denken lernen und gemeinsame Maßstäbe für unser Handeln gewinnen. Wir brauchen diese politische Kraft menschlicher Kultur“
In einem Bronzeklotz steckt eine bronzene Axt mit floralem Schaft und erinnert an Paul Celans Gedicht:
„Ich höre, die Axt hat geblüht / ich höre, der Ort ist nicht nennbar / ich höre, das Brot, das ihn ansieht / heilt den Erhängten / das Brot, das ihm die Frau buk / ich höre, sie nennen das Leben / die einzige Zuflucht.“
Fotos:
Hanswerner Kruse
Info/Kontakt
http://kulturpark-mariposa.com
Vorausgegangene Texte:
Zum ersten Teil: Santa Cruz
Zum zweiten Teil: Puerto
„Ich höre, die Axt hat geblüht / ich höre, der Ort ist nicht nennbar / ich höre, das Brot, das ihn ansieht / heilt den Erhängten / das Brot, das ihm die Frau buk / ich höre, sie nennen das Leben / die einzige Zuflucht.“
Fotos:
Hanswerner Kruse
Info/Kontakt
http://kulturpark-mariposa.com
Vorausgegangene Texte:
Zum ersten Teil: Santa Cruz
Zum zweiten Teil: Puerto