2023 wieder in Teneriffa, Teil 1
Hanswerner Kruse
Puerto de la Cruz/Teneriffa (Weltexpresso) - Unter unserem Balkon stürzten sich staubige, verdreckte Spartans in die Fluten und kraulten zur nächsten Herausforderung: Sich an einem Netz an der hohen Hafenmauer hochzuziehen. Vorher mussten sie unter Verhauen aus Stacheldraht Sandsäcke schleppen, schwere Eimer einen Berg hochwuchten. Zwischendurch sind sie immer gerannt…
Wer eine Übung nicht schaffte, musste zur Strafe in einer Strafrunde („panelty“) schwere Eisenketten schleppen. Für die Frauen galten die gleichen Herausforderungen wie für die Männer. Mindestens tausend sportliche Menschen haben sich am Wochenende vor unseren Augen diesen Torturen ausgesetzt.
Diese Festspiele mit ihren spartanischen Anforderungen und altertümlichen Schlachtrufen, „Aroo! Aroo! Aroo!“, sind wirklich nicht unsere Welt. Aber viele dieser Extremsportler nötigten uns doch Respekt ab. Sie sahen ganz „normal“ aus, waren also keine mit Dopingmitteln und Anabolika vollgestopfte Supermenschen. Es gab auch etliche dickere zwischen ihnen oder ganz zarte (meist Frauen), die diese Torturen auf sich nahmen.
Seit 2009 gibt es Millionen von Menschen, die im internationalen „Spartan Race“ an ihre Grenzen gehen. Dazu schreiben die Veranstalter (von uns leicht geändert):
„Im Gegensatz zu anderen Veranstaltern von Hindernisläufen folgt das Spartan Event nicht dem gängigen Mantra: noch mehr Schlamm, noch mehr Hindernisse, ein Team! Das Spartan Race ist vor allem eins – eine extrem krasse Fitness-Challenge, in der es um das Leistungsniveau eines jeden Einzelnen geht!
Der Fokus liegt folglich nicht ausschließlich darin, die Teilnehmer mit XXL-Rutschen oder metertiefen Schlammgruben zu bespaßen. Auch Mutproben wie Sprünge aus luftiger Höhe oder Elektroschocks wird man beim Spartan Race vergeblich suchen. Es geht fast rein um die körperliche Fitness, die je nach gewählter Distanz teilweise bis zum Anschlag ausgereizt wird.“
Siehe: Der Spartaner in Dir
Wir hatten von alledem noch nie gehört oder gelesen, in Puerto de la Cruz beschäftigten wir uns bei unseren bisherigen Besuchen eher mit Kunst. Wir schauten das kleine Museum am Hafen an, bewunderten die Wandmalereien in der Altstadt, tummelten uns in der, einst vom kanarischen Künstler Caesar Manrique geschaffenen Badelandschaft.
Bisher berichtet im Weltexpresso
Aber dadurch, dass sich alles unter unserem Balkon abspielte, sowie der Start- und Zielplatz in ssichtbarer Nähe lag, wurden wir doch intensiv in diese eigenartigen Festspiele hineingezogen.
Fortsetzung der Reiseberichte folgen
Fotos:
© Hanswerner Kruse