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2023 wieder in Teneriffa, Teil 2

Hanswerner Kruse

Puerto de la Cruz / Teneriffa (Weltexpresso) - Es rappelt und klappert und klickert in den Straßen um den alten Hafen - und unter unserem Balkon. Winzige Kinder bis alte Großeltern schleppen oder ziehen scheppernde Blechdosen hinter sich her. Wen sie damit vertreiben wollen oder wer sich davor fürchten soll, erschließt sich uns nicht – aber es ist alles sehr lustig. So wird stundenlang lautstark der Geburtstag für den Heiligen Andreas am nächsten Tag eingerasselt.

IMG 2115Am nahen Park gibt es einen großen Stand der örtlichen Verwaltung, mittags hatten wir noch gerätselt, ob abends dort Touristeninfos verbreitet oder Essen verkauft werden soll.
Nun wissen wir es:
Etliche Frauen sammeln von den Besucherinnen und Besuchern mitgebrachte Dosen, bohren Löcher hinein, ziehen sie auf Fäden und reichen sie zurück ins Publikum. Ein kostenloser Service des Rathauses. Einige Eltern haben aus den Dosen kunstvolle Gebilde geschaffen: Doppelte Zwillinge, große Herzen, Weihnachtsmänner. Jedes Jahr am 29. November begeht Puerto de la Cruz das letzte Fest des Jahres, das Topf- und Kastanienfest oder die „Fiesta del Cacharro y la Castaña.“ Gefeiert wird seit alten Zeiten die Öffnung der Weinkeller und das Verkosten des neuen Jahrgangs, zu dem geröstete Kastanien und Sardinen gereicht werden.


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Im Laufe der Abenddämmerung mischen sich dann in das blecherne Getöse, südamerikanische Gitarrenklänge und Percussion-Rhythmen. Nach „La Bamba“ mit „Yo no soy capitano, soy marinero” folgt weiterer Lation Rock von der Bühne, bevor es regionaler wird. Die nun dargebotene spanische Volksmusik fährt nicht so stark in Bauch und Beine, aber dazu tanzen Folklore-Gruppen und singen Chöre. Aber gelegentliche heisere Flamenco-Schreie sorgen doch für Gänsehaut.



IMG 2145Am nächsten Morgen fahren wir in den Loro-Park, die Touristenattraktion der Insel. Eigentlich wollten wir nie dorthin, nicht nur weil der Eintritt so hoch ist, sondern weil die Reklame für den Zoo auf der Insel so grässlich allgegenwärtig ist. Aber Hannah hat Lust Vögel zu zeichnen…

Der Latin-Rock wird heute durch unglaubliches Papageiengekreische ersetzt. Wir sind sehr überrascht, wie aufwendig der Park gestaltet ist und dass riesige Landschaften für die meisten Tiere vorhanden sind. Ganz offensichtlich sorgen die Veranstalter für das Tierwohl, retten bedrohte Arten und arbeiten mit Naturschutzinitiativen und Behörden zusammen:
Also kein greenwashing (Versuch von Institutionen, sich durch Geldspenden für ökologische Projekte oder PR-Maßnahmen als besonders umweltfreundlich darzustellen).

IMG 2133Natürlich ist das Touristengewühl riesig, aber man kann sich wunderbar an und mit den Tieren vergnügen. Vor allem wenn man früh genug kommt, bevor die gigantischen Bus-Karawanen ausgeleert werden. Hannah ist von der gigantischen Eislandschaft der Pinguine begeistert. In großen Horden stehen sie stocksteif im Schnee, manchmal weiß man nicht ob sie eingefroren oder überhaupt echt sind. Sie haben fantastische Zeichnungen auf ihren Pinguinleibern, die schwarz-weiße-Färbung ist radikal abgesetzt.

Heute ist unser letzter Tag in Puerto, wir werden in unserem preiswerten Lieblingsrestaurant „Bajio“ (Untiefen) Cabra oder Conejo essen gehen, Ziege oder Kaninchen. Die Reste des Spartan-Festivals sind blitzschnell verschwunden, ebenso eilig wurde in wenigen Tagen der Weihnachtsmarkt mit Achterbahn, Wikingerschaukel und anderen gruseligen Belustigungen aufgebaut. Heute Abend ist die Eröffnung.


Zum Abschied noch ein kleiner Bilderbogen, aber Vorsicht, er kann von identitären Gemütern als rassistisch empfunden werden.

Wir kauern am wilden Surferstrand und schauen einem Mann zu, der ohne Wasserschuhe über das Geröll ins wilde Getöse des Meeres klettern will. Seine Frau filmt ihn mit dem Smartphone, hält seinen unvermeidlichen Sturz fest und freut sich wohl auf ihr Witwenleben. Doch mühselig überlebt ihr Held die hohen Wellen und kommt, am Hintern blutend zu ihr zurück. Statt des Smartphones hat sie nun Brillenputztücher zum Desinfizieren und Pflaster zur Hand.

Am Rand des alten Hafens kauern auf den Treppen zum Wasser gut zwanzig Schwarze, dazwischen und am Rand tummeln sich einige blonde, mindestens doppelt so alte Frauen und himmeln die (wirklich) knackigen Jungs an. Die posieren und räkeln und zeigen sich, klettern auf das nahe gelegene blaue Boot, springen elegant in Wasser. Einige schwarze Kinder sind auch noch dabei, die sich wie selbstverständlich auf dem kleinen Schiff tummeln. Man könnte meinen, die Besucher seien keine Flüchtlinge, sondern mit ihrem Boot mal eben vorbeigekommen. Doch nach einer (gefühlten) Stunde verschwinden sie nach und nach und lassen das leere Schiff zurück.

Wird fortgesetzt

Fotos
© Hanswerner Kruse

Zum Teil 1