Gedanken beim Rollstuhlfahren im Bus

 

Heimut Marrat

 

Weltexpresso (Hamburg)- Ans Busfahren hat er sich längst schon gewöhnt. Da er als Rollstuhlfahrer seinen Sitz mitbringt und auch noch einen ganz bestimmten Platz anfahren darf, wo man eine eigene Klingel hat und auch immer ungehindert herausgucken kann, findet er zunehmend Gefallen an dieser Art des Transports.

 

Zudem, und das ist großzügig, fährt er unentgeltlich mit. Man kann also fast nur Positives berichten. Fast deshalb, weil er heute miterlebte, über das er lange nachgedacht hat. Da hatte nämlich eine jüngere Frau eine Kinderkarre hineingehoben in das Businnere. Ganz ohne Hilfe.Nun war es nur eine Karre, und nur ein Kind, womit erklärt ist, dass der Fahrer erst gar nicht erschien, um die Einstiegsrampe herunterzuklappen.

 

Als die Frau im Bus angelangt war, machte sie dann zweierlei: Sie drückte die Fußbremse bei der Karre fest. Und zog gleich darauf ihren Fahrausweis heraus. Den hielt sie deutlich in die Höhe in Richtung Fahrer. Er aber dachte von nun an: Weshalb dürfte er, der Rollstuhlfahrer, gratis mitfahren, aber die junge Frau mit der Kinderkarre nicht? Zeigte das etwa, wie man hierzulande Kinder sieht? Und was sagte das über die Zukunft? Denn schließlich dafür steht ein Kind.

 

Sein Nachdenken dauert noch an. Und er fragt nur still. Denn er fürchtet jene Neigung, die Dinge anzupassen.Nach unten.

 

Info: Die Geschichte ist wahr.

 

Bei Behinderten richtet sich alles nach dem sogenannten Grad der Behinderung. Er muss mindestens 80% betragen. Dann darf man etwa einen Behindertenparkplatz nutzen. Und eben auch unentgeltlich im Nahverkehr mitfahren. Bei der DB darf man lediglich Nahverkehrszüge kostenlos nutzen. Die genannten Maßnahmen werden unter "Nachteilsausgleich" geführt.