Seit 1923 lockt das Rennen auf Fassdauben
Sabine Zoller
Bad Wildbad (Weltexpresso). - Fassdauben – ein Wort, das heute für viele ein ungläubiges Kopfschütteln hervorruft, da kaum jemand weiß, was sich dahinter verbirgt. Fassdauben, also gleichmäßig gebogenen Brettern, aus denen man früher Holzfässer herstellte, dienen seit über 1923 zum Skilaufen im Schwarzwald. Traditionell ist die Daube für Riemen als Halt für die Schuhe durchgebohrt – und besteht ohne Schrauben und Nägel, denn Metallteile sind nach den Regularien für das Rennen verboten. Damit halten nur vorne zwei Riemchen den Vorderfuss und nach hinten zwei weitere Riemen die Ferse. Der Rest ist ein Balenceakt auf einem gebogenen Stück Holz.
Klimawandel startet Zitterpartie
Auch in diesem Jahr startet die Zitterpartie zum weißen, winterlichen Schneevergnügen, das auf dem Sommerberg in Bad Wildbad stattfindet. „Wir planen in diesem Jahr die klassische Edition“, so Marcus Eisele, der als erster Vorsitzender den 28. Januar 2024 als Termin bekannt gibt. Nach dem 100-jährigen Jubiläum im Vorjahr soll die Veranstaltung nun wieder wie gewohnt an einem Sonntag stattfinden. Als ein weitaus größeres Organisationsthema beschäftigt allerdings das Winterwetter die Veranstalter.
Derzeit liegen knapp zehn Zentimeter Schnee auf dem Sommerberg, aber nach den Wetterkapriolen ist erst nach Regen und Schneeschmelze wieder Kälte angesagt. „Es schneit in den falschen Regionen“, erklärt Eisele, der auf Schneeprognosen im Schwarzwald hofft, um den außerordentlichen Kraftakt des Vorjahres nicht wiederholen zu müssen. „Zum 100-jährigen Jubiläum haben wir sechs Stunden lang Schnee geschaufelt und auf den Sommerberg gekarrt, damit wir wenigstens auf der Abfahrtsstrecke eine weiße Piste bieten konnten.“ Die Herausforderung der Skiläufer galt dabei den unterschiedlichsten Bodenverhältnissen, die mit dem Start auf einer gefrorenen Rasenfläche begann, dann über einen eigens zum Rennen verlegten Kunstrasen führte und endlich zur schmalen Abfahrt mit aufgeschüttetem Schnee ans Ziel führte.
Termin muss flexibel sein
Weil im vergangenen Jahr der Termin zum Jubiläum eingehalten werden musste, gab es keine Möglichkeit das Rennen zu verschieben. Mittlerweile ist Eisele aber davon überzeugt, dass sich das Warten auf eine weiße Winterpracht lohnt. Wenn Ende Januar kein Schnee liegt, dann wird seiner Meinung nach das Rennen eben eine Woche später stattfinden. „Wir müssen jetzt nicht auf Biegen und Brechen an dem bislang festgelegten Termin das Rennen veranstalten. Denn für alle ist es schöner, wenn eine weiße Winterpracht das Flair und das Ambiente bestimmt und dann auch der Glühwein besser schmeckt.“ Seit 1923 hat sich die Veranstaltung Jahr um Jahr weiterentwickelt und trotz Klimawandel und geringem Schneevolumen. Es ist eben Tradition, und daher wird bis zum letzten Moment dafür gekämpft, dass das Rennen auf einer weißen Piste stattfinden kann.
Vorbereitungen für den Verein
Ungeachtet dessen laufen derzeit die Vorbereitungen bereits auf Hochtouren. Es gilt, die Zusagen von Sponsoren abzufragen, denn wie jedes Jahr freuen sich die aktiven „Fassdaubenritter“ auf ihre Präsente und Urkunden. „Die Anfragen sind schon raus, aber teilweise fehlen uns noch die Rückmeldungen“, berichtet Eisele, der sich zudem um einen neuen Metzger für die beliebte „Rennwurst“ kümmern muss. Jeder Läufer bekommt als Stärkung nach dem Lauf eine heiße rote Wurst, die bislang stets aus dem Etat der Stadtkasse bezahlt wurde. „Nun aber hat sich der traditionelle Metzger in den Ruhestand verabschiedet, und wir suchen einen neuen Lieferanten.“ Für Eisele sind zudem weitere Hürden zu nehmen, denn für das Rennen werden rund 50 Helfer benötigt. „Die meisten kommen direkt aus unserem Verein, denn sie wissen Bescheid und können in unterschiedlichen Bereichen eingesetzt werden. Neu ist in diesem Jahr erstmals die Erhebung eines Unkostenbeitrages beim Betreten des Fassdaubenrennen-Geländes, der für alle Gäste mit zwei Euro zu Buche schlägt. Eisele, der sich dafür bereits im Voraus für die Unterstützung des Vereins dankt, freut sich auf viele Besucher und Skiläufer und betont die Tradition des Rennens ebenso wie die Werbewirkung für die Region. „Wir werden alle umliegenden Schulen informieren und hoffen auf die Unterstützung von Klassenlehrern, die dann vielleicht mit einer gesamten Klasse an diesem Event teilnehmen.“
Foto :
Marcus Eisele hofft auf mehr Schnee als im Vorjahr
Die Gaudi soll nicht zu kurz kommen, die Läufer auf den Fassdauben kommen gerne in fantasievollen Kostümen zum Rennen, die Fassdauben- Skier gibt es zudem zum Ausleihen
©Sabine Zoller:
Info;
https://skizunft-wildbad.de/fassdaubenrennen2024-am-28-januar