„Mansfeld – Luthers unbekannte Kinderstube“

 

Thomas Reiter

 

Goslar (Weltexpresso) - Kupfer und Silber waren seit dem Mittelalter die Quelle für den Reichtum der kleinen Bergbaustadt im Südharz. Mansfeld erhielt 1400 das Stadtrecht und 1996 den prägenden Namenszusatz „Lutherstadt“. Lutherstadt?

 

Die bekannten Lutherorte wie die Lutherstadt Wittenberg, die Lutherstadt Eisleben und Eisenach mit der Wartburg sind den Kulturreisenden aus allen Herren Ländern bekannt. Wahre Touristenströme begeben sich jährlich auf die Reise nach Mitteldeutschland, um den Lebensraum des großen Reformators und seiner Zeitgeschichte zu erleben. Seit Beginn der Lutherdekade steigt das weltweite Interesse an der Kulturregion zwischen Elbe und Harz.

 

Am 14. Juni diesen Jahres trat in Mansfeld eine neue Luthergedenkstätte in den Fokus der Öffentlichkeit. An diesem Tag öffnete das Museum „Luthers Elternhaus“ seine Pforten. Der Lebenskreis Martin Luthers hatte in der Lutherstadt Eisleben 1483 seinen Anfang genommen, fand dort 1546 durch seinen Tod seine Vollendung. Über die Jahre seiner Kindheit in Mansfeld war bisher weniger bekannt, obwohl Martin Luther 13 Jahre, von 1484–1497, in der vom Bergbau bestimmten Stadt lebte . Nur in Wittenberg verbrachte der Reformator eine längere Zeit. Luthers Vater stieg durch Fleiß und harte Arbeit vom einfachen Bauern zum Bergmann, Minenbesitzer und geachteten Ratsherren auf.

 

Die „Luders“ mit ihren wahrscheinlich 9 Kindern waren eine wohlhabende Familie geworden. Die Auswertung der seit 2002 laufenden Ausgrabungsarbeiten auf dem Areal des 1805 in Teilen abgebrochenen Elternhauses belegen dies. Die Archäologen stießen bei der Suche nach den Grundmauern des Elternhauses auf eine 500 Jahre alte Abfallgrube und fanden tausende Knochen, Keramikscherben und Metallgegenstände. Die Forscher waren sich sicher, dass es sich dabei um die Küchenreste und Abfälle der Familie Luther handelt. Die ganze Fundgrube war mit Holzasche aufgefüllt. Es wurden verschiedenste Scherben von Töpfen, Krügen und Trinkgefäßen gefunden. Aber auch Fischgräten und alle Arten von Haustierknochen, also von Rindern, Ziegen, Schafen und Schweinen, zeichnen das Bild einer reichen und wohlhabenden Familie. Teure Delikatessen waren zu dieser Zeit die auf den Märkten gehandelten Singvögel, von denen ebenso Knochen an der Fundstelle geborgen wurden.

 

Wir hatten davon erfahren durch eine Ausstellung in Mannheim, wo Fundstücke aus der ehemaligen Abfallgrube ausgestellt waren, darunter auch Pilgerzeichen aus Santiago de Compostella, sogar mehrere, die beweisen, daß die Familie Luther auf 'gut katholisch' Wallfahrten unternahm. All diese Facetten bringen Licht in einen bisher kaum bewussten Lebensabschnitt, in Luthers Kindheit. Vom Elternhaus, das ursprünglich ein prächtiger Vierseithof war, ist nur noch ein Teil erhalten geblieben. Dieses Gebäude wurde behutsam saniert und durch einen sehr prägnanten Neubau auf der gegenüberliegenden Straßenseite erweitert.

 

Mit der Eröffnung des neuen Museums der Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt mit der Ausstellung „Ich bin ein Mansfeldisch Kind“ erhält Mansfeld als wichtige Lutherstadt auf der „Lutherlandkarte“ einen hervorragenden Platz. Empfehlenswert ist im Anschluss an den Museumsbesuch in Mansfeld auch der 1913 geschaffene Lutherbrunnen, der Martin Luther als Knaben und das Schloss der Grafen von Mansfeld zeigt.

 

Informationen und weitere Details zum neuen Museum „Luthers Elternhaus“ und der Sonderausstellung „Ich bin ein Mansfeldisch Kind“ in Mansfeld erhält man unter: www.martinluther.de sowie auf www.luther-erleben.de