Serie: 60jähriges Thronjubiläum von Elizabeth II. am Montag, 6. Februar 2012, Teil 1/3
Claudia Schulmerich
London (Weltexpresso) – Wir sind in London, aber die Queen nicht, für die um 12 Uhr die Kanonenschüsse im Hyde Park abgegeben wurden. Unüberhörbar und doch schnell vorbei im Lärm dieser Großstadt. Nicht aber im Gedenken dieser 60 Jahre, die England seiner Königin dankbar zumißt, die sich – wie immer im Winter – auf Schloß Sandrigham aufhält, auch wenn die Touristen den um die Ecke gelegenen Buckingham Palast mitsamt seiner Wachablösung für den gegenwärtigen Königinnenwohlsitz halten.
Daß sie nicht in London weilt, nimmt ihr bei den Kältegraden, die hier herrschen niemand übel, das Feiern kommt sowieso später vom 2. Juni, dem Krönungstag – allerdings 1953 – bis zum 6. Juni 2012, denn der 6. Februar ist nur der Auftakt einer Einjahresfeier, mit der dieses diamantene Jubiläum begangen wird. Heute nämlich denken die Leute eher zurück an den Anlaß des 6. Februar 1952, als König Georg VI. mit erst 56 Jahren starb und seine 25jährige älteste Tochter Elizabeth die Regentschaft übernahm. Diese war zudem weit weg in Kenia, damals dem Commonwealth untertan und besuchte im Auftrag der Krone Ostafrika und sollte zusammen mit ihrem Prinzgemahl Philip weiter nach Neuseeland und Australien reisen.
Dazu kam es dann erst ein Jahr später, denn mit Beginn der Rückkehr war sie Regierende, die niemand auf ihre Aufgabe vorbereitet hatte. Aber auch dies hat sie eher immer kühl konstatiert, wie überhaupt Wehleidigkeit ihr völlig fremd ist: „Im Grund hatte ich keine Ausbildungszeit. Mein Vater war viel zu jung – es war alles sehr plötzlich: die Übernahme und das Bestreben, das Beste aus der Arbeit zu machen.“, erklärte sie später einmal. Die so positiven Gefühle, die ihr heute in England gelten, sind auch nicht die Antwort auf eine gefühlige Königin, sondern im Gegenteil eine Art Dankbarkeit, mit welcher Disziplin diese Frau ihre eigenen Probleme, seien sie persönlicher oder familiärer Art, zurückgestellt hat, um ihre Aufgabe, dem Volk zu dienen, wahrzunehmen.
Daß diese Aufgabe eine vorwiegend repräsentative ist, ist schon richtig, aber auch in dieser Amtserfüllung gibt es moralische Qualitäten, die wir gerade in Deutschland in einer absurden, aber wohl notwendigen Abrechnung mit einem Bundespräsidenten, der für die Schuhe des Amtes zu klein und zu schäbig ist, miterleben. Die Queen auf jeden Fall, der erst mal nach dem Regierungsantritt die Herzen ob ihrer Jugend und jungen Familie mit den zwei Kindern Charles und Anne und einem als schwierig geltenden Ehemann Philip zuflogen, hat es geschafft, ihr positives Image über die Zeiten zu halten und statt einer gewissen Verehrung der Jugend daraus eine absolute Wertschätzung einer alten Königin zu machen.
Winston Churchill, den die Engländer nach dem Sieg über die Deutschen im 2. Weltkrieg erst einmal nicht zum Premierminister wählten – zuviel Ehre erzeugt vielleicht Übermut - , war aber 1952 schon das zweite Mal Premierminister, als er sie nach der Rückkehr aus Kenia am Flughafen begrüßte und ein zweites Mal in seinem Leben die Nationalhymne des Vereinigten Königreiches mit der Formulierung GOD SAVE the QUEEN hörte und dies bis zu seinem Tod. Der 1874 geborene Churchill hatte in seiner Jugend noch Königin Victoria erlebt, die von 1840 bis 1901 regierte. Dazwischen wurde die Nationalhymne intoniert mit dem Text: GOD SAVE the KING für die männlichen Könige.