hl Reisengebl2 2 Kirche WangAuf Tour im Riesengebirge, Teil 2/2

 

Harald Lutz

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Das Riesengebirge bietet viel: Die Attraktion für Mountainbiker beispielsweise ist das alljährlich im August ausgetragene Bike-Action-Festival in Szklarska Poreba / Schrei­berhau.

 

Aktiv- und Abenteuerurlauber kommen im polnischen Teil des Riesengebirges nahezu zu jeder Jahreszeit auf ihre Kosten: Zum größten Treffen der Mountain­bike-Szene in Ost- und Mitteleuropa hat sich beispielsweise das Bike Action-Festival in Szklarska Poreba / Schrei­berhau gemau­sert, das alljährlich im August aus­getragen wird. Über 500 ak­tive Hobby-Berg­fahrradfahrer und Geschicklichkeitskünstler aus ganz Polen, dem benach­barten Tsche­chien, der Ukraine und auch aus Deutschland gehen in den ver­schie­denen Wettbe­werben und Aus­scheidun­gen an den Start.

 

 

Marathon-Radrennen durch den Nationalpark Riesengebirge

 

Hauptattraktion ist das Marathon-Radrennen über einen Rundkurs durch den Karkonsoki-Nationalpark, in dem die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wahlweise über 40 oder 75 Kilo­meter auf die Piste gehen“, erklärt Christoph Giabinsky, einer der Festivalorganisatoren. Als Besonderheit gilt, dass die Biker noch während des Rennens entscheiden können, ob sie den Wettbewerb nach 40 Kilo­metern be­enden oder die lange Distanz bewälti­gen wollen. Neben dem Mountainbike- Marathon werden noch eine ganze Reihe von Spezial­dis­ziplinen wie bei­spiels- weise die ver­schiedenen Akrobatik- und Geschicklichkeits­ausscheidungen, Weit- und Hochsprung (US-Ori­ginal: Dirty Jump, High Jump), Sprünge ins Wasser sowie Mechaniker­wett­bewerbe ausge­tra­gen. Für die Unterhaltung des Publikums sor­gen darüber hinaus eine Versuchs-Show für jeder­mann und Frau und all­abendliche Pasta-Partys.

 

 

Evangelischer Gottesdienst in deutscher und polnischer Sprache

 

Ein Kleinod ganz besonderer Art: Am oberen Ende von Karpacz / Krummhübel, kurz vor dem Eingang zum Nationalpark Rie­sengebirge, steht – als eine der letzten in Mit­teleuropa er­halten gebliebenen ihrer Art – die Stabkirche Wang. Sie wurde im 12. Jahrhun­dert in der Ortschaft Vang in Südnorwegen erbaut und Anfang des 19. Jahrhundert abge­tragen, um einem Neubau Platz zu ma­chen. Auf Vermitt­lung des norwe­gischen Malers Johan Christian Dahl, der von Caspar David Fried­rich viel gelernt hatte und mit ihm die nordische Landschaftsmalerei der Romantik in der  Dresdner Akademie als Malprofessor vertrat, hat der Preu­ßenkönig Fried­rich Wil­helm IV. die Kir­che gekauft. Dank der Bemü­hungen der Gräfin Friede­rike von Reden wurde sie schließlich für die im Riesengebirge ansässige evangelische Gemeinde wie­der auf­gebaut. Um die originale, an Wikinger-Ar­chitektur ange­lehnte Holz­konstruk­tion gegen die rauen Ge­birgswinde zu schüt­zen, er­hielt sie dort auch ihren stei­nernen Turm.

Im Unter­schied zu vielen anderen ehemals protestantischen Kir­chen, die im klerikalen Polen zu katholischen Gotteshäusern geweiht wurden, wird in der Stabkirche Wang auch heute noch ausschließlich evangelischer Gottes­dienst sowohl in pol­nischer als auch in deutscher Sprache gehalten.

Weitere Sehenswürdigkeiten in der Re­gion Riesenge­birge / Karkonoscze sind u.a.:

 

Unter Tage im ehemaligem Bergwerk Kowary

 

Schon vor Jahrhunderten wurde im ehemali­gen Schmiede­berg, dem heutigen Kowary, Erz­bergbau betrie­ben. Besondere Bedeutung gewann das Berg­werk im 20. Jahrhundert, als dort spaltba­res Uran entdeckt wurde, das der Sowjetu­nion für Kernkraftwerke und auch zur militä­rischen Nut­zung diente. In einer nahe gelegenen Fabrik wurde das Uran aus dem gebrochenen Erz kon­zent­riert und per Flug­zeug abtransportiert. Neben gelernten Bergleu­ten haben im Nachbarland Polen hier auch politische Häftlinge ihre gefahrvolle Arbeit un­ter Tage ver­rich­tet. Doch diese düsteren Zeiten sind lange vorbei. Heute sind die Vorkommen erschöpft und das ehemalige Bergwerk ist eine weitere Touristenattraktion im Riesengebirge, die man sich einschließlich kurzweiliger Führung nicht entgehen lassen sollte.

 

In Kowary sollte man auch einen Besuch im Miniaturenpark einplanen. In 25-facher Verklei­nerung wurden dort Schlösser, Kirchen und ganze Stadtzentren aus Niederschlesien original­getreu nachgebaut. Wer durch den liebevoll angelegten Park spaziert, kommt sich fast schon vor wie der Berggeist und Riese Rübezahl.

 

 

Cowboys und Indianer reiten auch im Riesengebirge

 

Nicht nur in den viel besungenen blauen Ber­gen reiten sie. Auch im Riesengebirge sind Cow­boys zu finden. Am Rande von Karpacz unterhalb der Schneekoppe hat sich ein ehema­liger Berg­führer seinen Jugendtraum erfüllt und zur gro­ßen Freude vieler Touristen eine Western-City nachgebaut. Wes­tern­-Fans aus aller Herren Länder können hier in ei­nem echten Saloon ihr „Piast-“, „Tyskie-“ oder „Zywiec-Bier“ trin­ken, auf den staubigen Straßen „Pat Garret jagt Billy the Kid“ nach­spielen, Postkutschen über­fallen oder ihr eige­nes Konterfei auf einem „Wan­ted“-Pla­kat mit nach Hause nehmen und vieles mehr. Insbe­sondere die kleinen Gäste zeigen sich – nicht immer zur Freude ihrer Eltern – hoch be­geistert.

 

Fotos: Harald Lutz

Autoreninfo: Harald Lutz lebt und arbeitet als Fachjournalist und Technikredakteur in Frank­furt am Main.