Les Diablerets: Teuflisches Vergnügen auf dem Gipfel

 

Notker Blechner und Ulla Micheline

Frankfurt am Main /Weltexpresso) - Mit 3.210 Metern überragt der Gipfel von Les Diableterets die Waadtländer Alpen. Dort thront ein Design-Restaurant und die höchstgelegene Rodelbahn der Welt. Das lockt auch außereuropäische Touristen an. Doch die meisten bleiben nur kurze Zeit in Diablerets. Liegt es am Fluch, der über dem Berg liegt?

Falls der Teufel eine Heimat hat, liegt sie in Les Diablerets. Denn schon im Ortsnamen steckt der Teufel - im wahrsten Sinne des Wortes. Les Diablerets beinhaltet den französischen Begriff "diable"- der Teufel.  Das Emblem der Schweizer Gemeinde weist einen Teufel aus, der mit der Flöte spielt. Und an mehreren Chalets im Ort sind teuflische Skulpturen aufgestellt.

Die Rache der Geschichte

Einer Legende zufolge soll nämlich einst ein hartherziger Hirte einer alten Frau Hilfe verweigert haben. Daraufhin stieß die Frau einen Fluch aus: die sanften Almwiesen verwandelten sich schlagartig in eine steile Fels- und Berglandschaft. Oben auf dem Gipfel trieben seither Dämonen teuflische Spiele mit den Steinen. Immer wenn Felsbrocken herabstürzten, amüsierten sie sich mal wieder, erzählte man sich im Dorf.

Heute amüsieren sich am Gipfel nur noch Skifahrer, Wanderer und Genuss-Touristen. Auf dem "Glacier 3000" flitzen Touristen das ganze Jahr über die Rodelbahn mit einem Coaster hinab. Zehn Kurven und ein 520°-Kreisel sorgen für ein himmlisches Gipfel-Vergnügen. "Wer einmal oben ist, lässt sich das Erlebnis nicht entgehen, die höchste Rodelbahn der Welt zu benutzen", erzählt Tourismus-Marketing-Chef Brian Reber. Selbst ungeübte indische Touristen würden mit Begeisterung den Hang hinunter rasen.

Höchstes Botta-Restaurant der Welt

Aus architektonischer und kulinarischer Sicht ist die größte Attraktion das Gipfel-Restaurant von Stararchitekt Mario Botta. Der eckige Quader aus Beton, Stahl und Glas bietet auf vier Etagen Spezialitäten aus der französischen Schweiz - Fondue, Raclette und Steak-frites - sowie internationale Küche - zum Beispiel "Curry-Hähnchen für die Inder", lächelt Reber.

Wenn die Touristen vom "Glacier 3000" mit der ultramodernen Gondelbahn Richtung Tal wieder hinunterfahren, verlassen sie rasch wieder den "verteufelten" Ort. In der Gemeinde Les Diablerets verweilen nur wenige. Vielleicht auch weil es dort nur 700 Hotelbetten gibt. Noble Unterkunftsmöglichkeiten sind rar. Das legendäre Grand Hotel, in dem einst Lenin vor der Russischen Revolution residierte, steht vor dem Aus. Übergangsweise werden dort inzwischen indische Reisegruppen auf ihrer Europa- oder Schweiz-Tour durchgeschleust. Länger als einen Tag bleiben sie meist nicht.

Das Ende des Grand Hotel

Ein norwegischer Investor wollte das Hotel übernehmen und modernisieren. Doch seine Pläne waren zu ehrgeizig. Er wollte eine Seilbahnverbindung quer übers Dorf installieren - und scheiterte am Widerstand der lokalen Bevölkerung.

Für den Ausbau des "Glacier 3000" mit der Rodelbahn und dem Botta-Restaurant wurden indes Millionensummen locker gemacht. Eine hochkarätige Investoren-Gruppe, darunter Formel-1-Boss Bernie Ecclestone, sowie die Gemeinde und der Kanton Vaud investierten fast 100 Millionen Franken in das Gletscherskigebiet. Die Kosten gerieten allerdings aus dem Ruder, der Etat fiel letzlich drei Mal so hoch aus wie ursprünglich geplant. Die Investorengruppe um Bernie Ecclestone musste Insolvenz anmelden.

Klimawandel hinterlässt Spuren

Ob sich die Investitionen jemals rechnen, steht in den (Waadtländer) Sternen. Zwar ist die Zahl der "Glacier 3000"-Touristen in den letzten Jahren spürbar gestiegen seit der Eröffnung des Botta-Restaurants und der höchsten Rodelbahn der Welt. Aber der Gletscher Tsanfleuron schmilzt mit dem Kimawandel dahin. Seit 1850 hat er gut die Hälfte seines Umfangs verloren. Jährlich zieht er sich um ein Dutzend Meter zurück.

Doch für neue Investitionen scheint das Geld in Les Diablerets nicht mehr zu reichen. Die Bewohner warten auf den "Wunder-Investor", der dem Ort den Teufel austreibt. Vielleicht würde es schon helfen, wenn sich die Gemeinde einfach wieder in ihren alten Namen umbenennt. Bis zum 20. Jahrhundert hieß sie Plan-des-Isles. Unaussprechlich für indische oder russische Touristen.

 

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Unterkunftsmöglichkeiten:
Es gibt mehrere kleine erschwingliche Hotels und gîtes in der Gemeinde Les Diablerets. In der Nähe des Bahnhofs liegt zum Beispiel das familiengeführte Hotel Les Lilas. Es bietet schön eingerichtete gemütliche Zimmer im Chalet-Stil und einen großen Holzbalkon mit Blick auf das Bergmassiv. Bei Bedarf macht der Hotelbesitzer gar die Sauna an (acht Franken Gebühr).
Hotel Les Lilas, Route du Pillon, http://www.les-lilas.ch/ , Tel.:  +41.794187333, Doppelzimmer ab 180 Franken für zwei Personen.

Größtes Hotel der Gemeinde ist das Hotel Eurotel Victoria. Doppelzimmer ab 195 Franken pro Person. Das moderne Vier-Sterne-Hotel ist mit Schwimbad, Sauna und Fitnesszentrum ausgestattet. http://www.eurotel-victoria.ch/diablerets/

Reisetipps:
Wer mit dem Zug von Deutschland aus kommt, nimmt am besten die Direktverbindung von Basel nach Lausanne. Von dort geht es mit dem Zug weiter Richtung Sion nach Aigle. Von dort führt eine AOMC-Bergbahn hinauf nach Diablerets.
Autofahrer sollten die A 1 Richtung Lausanne nehmen und dann kurz davor auf die A 9 Richtung Grand St. Bernard abbiegen. Nach ca. 25 Kilometer kommt dann die Ausfahrt N° 17 nach Aigle. Von dort führt eine gut ausgebaute Hauptstraße hinauf nach Diablerets.
Zum Glacier 3000 geht es mit zwei Luftseilbahnen hoch. Die modernen Kabinen bieten Platz für gut 40 Personen.

Internet: www.glacier3000.ch .Tageskarte 61 Franken für Skifahrer (ohne Vergünstigungen). Die Seilbahn fährt in der Wintersaison von 9 Uhr bis 16.30 Uhr.
Weitere Informationen: Diablerets Tourisme, www.diablerets.com , Tel.: +41.244923358