Serie: Das erste Biohotel in Schleswig-Holstein, MIRAMAR in Tönning, Teil 7/8

 

Hans Weißhaar und Anna von Stillmark

 

Tönning (Weltexpresso) –Zugegeben. Erst sind wir nach der Ankunft im Hotel gleich weitergefahren und dann haben wir das Hotel gar nicht mehr verlassen wollen. Aber Tönning und die Umgebung sind sehr reizvoll und wenigstens zwei Sehenswürdigkeiten wollen wir vorstellen und anschließend uns im Hotel erholen, besser: erholen lassen.

 

 

WWW benennt der Untertitel das MULTIMAR WATTFORUM und meint damit WALE, WATT und WELTNATURERBE. Und ehrlich gesagt, bereitet dieses Wattforum seine Themen so spannend und fachkundig auf, daß unser Überblick nie und nimmer wiedergeben kann, wie Sie mit angehaltenem Atem die Künste der Wolfsbarsche und Goldbrassen verfolgen, aber auch buchstäblich die Verfolgten suchen, nämlich die großen Taschenkrebse und Hummer, die sich am Meeresgrund verstecken. Denn der Meeresgrund befindet sich hier im MULTIMAR WATTFORUM.

 

Fangen wir von vorne an, wo uns erst einmal erklärt wird, was das ist, ein Wattenmeer. Vor dem Gebäude, das eigentlich ein Erkundungs- und MitmachMuseum für das Wattenmeer ist, sehen wir Modelle, die die Entwicklung zeigen, wie Land und Meer und Watt sich heute gliedern und was die Salzwiese bedeutet. Daß mit den Gezeiten – hier Tiden genannt – durch den Einfluß des Mondes das Meerwasser kommt und geht – Flut und Ebbe - weiß jeder und viele auch, daß ein Zyklus rund 12 Stunden und 25 Minuten dauert.

 

Das Wattenmeer ist nun die Fläche, die ständig bei Flut unter Wasser liegt und in dessen Sandboden sich sehr viele Tiere ansiedeln, Kleinstwesen müßte man sagen, denn im Querschnitt durch das Watt, den uns das MULTIMAR WATTFORUM gleich mehrfach bietet, geht es um den Seeringelwurm und um die Wattschnecke, den Schlickkrebs und so vieles Gewürm, von dem wir nie hörten, die aber hier herumkriechen, sich eingraben, so daß uns dieser Wattboden wie ein Ameisenhaufen vorkommt. Und manchmal auch unappetitlich, wenn die Würmer Sand scheißen. Echt.

 

Das Wattenmeer der Nordseeküste besteht erst einmal aus 8000 Quadratmetern Schlickflächen, 58 Inseln, den Prielen und eben Salzwiesen, Sandbänken und den Marschen. Vom dänischen Esbjerk bis zum holländischen Den Helder reicht das heute unter Schutz gestellte Wattenmeer, zwei Drittel davon in Deutschland. Rund 7000 Seehunde gibt es, eine Million Brutvögel – Küstenseeschwalbe, Silbermöve, Austernfischer, Rotschenkel – leben immer hier, aber im Frühjahr und Herbst kommen noch weitere rund zehn Millionen Vögel dazu – auf der Durchreise von Südafrika nach Nordsibirien oder Nordkanada und umgekehrt.

 

Hier in Tönninn im Multimar Forum wird die Unterwasserwelt des Nationalparks

Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer präsentiert, am gewaltigsten im Großaquarium, das eine gewaltige Fläche in die Höhe einnimmt, vor der man wie im Kino auf ansteigenden Stühlen sitzend in der jeweiligen Höhe genau betrachten kann, wie sie aneinander vorbeigleiten oder aufeinander zuschwimmen, diese Fische und andere Wasserwesen. Und da noch eine gewisse psychedelische Musik dazukommt, lassen wir uns von dem optischen Vergnügen vollends einlullen, was es bedeutet, den Wassertieren zuzuschauen. Fische haben einfach etwas Meditatives und sie bewegen sich derart elegant durchs Wasser, fangen einander oder streben von einander fort, balgen sich, küssen sich, fangen sich, mit einem Wort spielen, daß es nur so eine Lust ist.

 

Ja, natürlich haben wir das alles auch gelesen, vom Weltkulturerbe und den geschichtlichen Zusammenhängen der relativ jungen Geschichte des Wattenmeeres. Aber das Schönste bleiben die Aquarien mit den Fischen und Pflanzen, denn auch diese sind unglaublich, unglaublich grün und sehr beweglich.

 

Das Wattenmeer ist im Juni 2009 in die UNESCO-Liste des Welterbes der Menschheit aufgenommen worden. Staunend nehmen wir zur Kenntnis, daß unser Wattenmeer sogar einzigartig auf der Welt ist. Grundsätzlich wird nur ins WelterbeBestenliste aufgenommen, wo ein außergewöhnlich universeller Wert vorliegt, die Unversehrtheit garantiert ist und der Schutze des Gebietes gewährleistet ist. Als die UNESCO diese Prüfung vornahm, sah sie nicht nur alle Kriterien als erfüllt an, sondern stellte darüber hinaus deren Einzigartigkeit fest. Da sind wir ganz kleinlaut geworden, denn weder haben wir eine Wattwanderung gemacht, noch das seit Kindertagen nicht mehr aufgesuchte Watt für etwas Besonderes gehalten. Das hat sich hier geändert. Wir kommen wieder.

Fotos: Kai Christensen, Husum

 

Info:

Bio Hotel Miramar

Westerstraße 21

25832 Tönning

Telefon +49 (0) 4861-9090

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www.biohotel-mirarmar.de

 

Reiseführer:

Baedecker, Allianz Reiseführer, Deutsche Nordseeküste

Polyglott, Nordseeküste und -inseln

Marco Polo, Ostfriesland: Nordseeküste. Niedersachsen. Helgoland