Unterwegs in Thailand (2)

 

Hanswerner Kruse

 

Fulda (Weltexpresso) - Vor über 20 Jahren gründete Bodo Förster (52) in Nord-Thailand sein Camp, in dem er für ehemalige Arbeitselefanten neue und artgerechte Tätigkeiten im Tourismus entwickelte. Derzeit wird durch westliche Veganer und Tierschützer aber jegliche Arbeit mit den asiatischen Dickhäutern kritisiert.

 

Wenn Bodo, der alle Gäste und Pressebesucher duzt, sich neben einen seiner Dickhäuter stellt, wirken die gar nicht mehr so gewaltig. Der charismatische Riese lernte einst im Ostberliner Zoo Tierpfleger und entdeckte seine Leidenschaft für dieses „Viehzeug“, wie er die Rüsseltiere liebevoll nennt. Um noch mehr über sie zu erfahren, reiste er sofort nach der Wende für längere Zeit in das Land des Lächelns. Später kam er zurück und vermittelt in seinem erfolgreichen Camp zwischen Dickhäutern und Menschen: „Ich bin auf Seiten der Tiere“, sagt er, aber ihn als „Elefantenflüsterer“ zu bezeichnen, wie neulich der SPIEGEL, weist er als unsinnig zurück. Jedoch gilt er weltweit als einer der wichtigsten Elefantenexperten.

 

Seit 7.000 Jahren dienen Elefanten in Asien den Menschen und sind für gut drei Milliarden gläubige Hindus und Buddhisten heilige Tiere.“ Sie seien nie wirklich domestiziert worden und hätten auch durch die Zähmung nichts von ihren Eigenarten verloren, erklärt Bodo, „man müsste sie zum Kulturerbe der Menschheit erklären.“

 

Mehr als 3.000 Rüsseltiere wurden in Thailand - bis zum Verbot des Holzeinschlags1988 - als Arbeitstiere eingesetzt. „Die kann man nicht einfach auswildern, wie es ‚die Weißen‘ fordern“, schimpft Bodo. „Der Lebensraum für die Tiere ist so stark eingeschränkt, dass sie nicht mehr frei leben können. Die brauchen anständige Arbeit und abwechslungsreiche Beschäftigung, damit können sie sinnvoll im Tourismus eingesetzt werden. Es geht nicht darum, dass sie arbeiten sondern wie sie arbeiten!“ Sein Projekt habe nichts mit den stumpfsinnigen Auswüchsen des Fremdenverkehrs zu tun, betont er, 90 % davon basierten auf Ausbeutung und wenig artgerechte Behandlung der Dickhäuter: „In vielen Camps werden pro Tag Hunderte Touristen durchgeschleust, wie Menschen werden auch gestresste Elefanten müde, gereizt und haben keine Lust mehr zum Arbeiten.“

 

In seinem und einigen anderen Camps haben die vierbeinigen Tourismusarbeiter dagegen ausreichend freie Zeit, wenig Stress und zwei Monate lang im Jahr frei. Bei ihm kommen auf ein Rüsseltier jeweils ein Mahoud und nur ein Gast, der in der Regel auf dem kräftigen Nacken des Tieres in dessen natürlicher Umgebung reitet. Das hat im Vergleich mit den Discountangeboten anderer Anbieter seinen Preis. Dessen ungeachtet beginnen derzeit große Reisunternehmen alle Elefantencamps aus ihren Angeboten zu streichen, weil sich „die Weißen“ um den asiatischen Tierschutz sorgen.

 

Dagegen weist der Experte darauf hin, man dürfe die Tiere und ihre Mahouds nicht aus ihren Bindungen herausreißen. Für die Besitzer seien die arbeitenden Dickhäuter, die bis zu 70 Jahre alt werden, seit Jahrhunderten Teil der Familien und ernährten sie: „Ich fühle mich für die Tiere und die Mahouds verantwortlich.“ Darum betreibt er auch den Kindergarten, zahlt Stipendien, unterstützt Sport- oder Tanzgruppen und ermöglicht auch vielen Thais für das Camp zu arbeiten: „Ein ganzes Dorf produziert für uns Heu.“ Für alte Rüsseltiere in Rente oder noch nicht arbeitsfähige Jungtiere hat er eine Stiftung geschaffen.

 

Allerdings fühlt sich Bodo für die Gesamtentwicklung der thailändischen, vom Aussterben bedrohten Elefanten nicht zuständig. „Das ist ihr Land, die Tiere sind ihr Schatz, die Probleme müssen die selbst lösen“, fordert er, „da können wir Weißen ihnen nicht hineinreden. Die haben ja schon Wasserleitungen gebaut, als wir noch im Lendenschurz herumliefen.“ Allerdings initiiert er für die nächste Tourismusmesse im Februar in München einen Runden Tisch, an dem er kritische Reiseveranstalter und Experten zusammenbringen will. Dort sollen die Situation der im Tourismus arbeitenden Elefanten diskutiert und Standards für den Umgang mit ihnen entwickelt werden.

 

Stiftung www.tong-bai.de

Camp www.elefantencamp.de

 

Foto: Bodo Förster und seine Elefanten © Hanswerner Kruse