Hinter den Kulissen von Durban
 
Notker Blechner
 
Durban (Weltexpresso) -  Korruption, Rohstoff-Preisverfall und mangelnde Reformen - Südafrika steckt wohl in der größten Wirtschaftskrise seit dem Ende der Apartheid. Doch es gibt auch Lichtblicke. Nicht nur im Tourismus.

 
Das Stadion von Durban, in dem Deutschland 2010 sein WM-Halbfinale gegen Spanien verlor, ist verwaist. Nur ab und zu finden ein paar Rugby-Spiele der örtlichen Klubs statt. Aber ein paar hundert Meter entfernt vom Stadion tut sich was. Eine lebendige Startup-Szene hat sich auf einer alten Industrie-Branche etabliert.


 
Kaffeeröster, Modemacher und Werbekreative
 
Kunsthandwerker, Mode-Designer und Werbeagenturen haben sich hier niedergelassen. Zwei junge Frauen zum Beispiel kreiern hier maßgefertigte Gold- und Silberkettchen - zu erschwinglichen Preisen. Max Pienaar hat eine Kaffeerösterei mit angeschlossenem Lederwaren-Shop geschaffen. Wer will, kann eine Kaffee-Flatrate erwerben und so ein Jahr lang beliebig viel Capuccino und Espresso schlürfen.
 
Selbst eine eigene Brauerei gibt es. Sean Roberts produziert hier verschiedene helle, braune und dunkle Biere – mit importiertem deutschen Hopfen. In der Distillery nebenan können die lokalen Biere getrunken werden. Das Restaurant hat sich zu einem beliebten Treffpunkt von Durban entwickelt. Die schwarze Bevölkerung ist freilich in der Minderheit.

 


Mehr Touristen, aber weniger Binnen-Nachfrage
 
Die schwache Wirtschaft spüren zwar auch die Start-ups, die Konsumlust der Südafrikaner schwächelt. Andererseits kurbelt der schwache Rand den Tourismus an. Und die ausländischen Urlauber kaufen gerne südafrikanisches Kunsthandwerk.
 
In den ersten vier Monaten dieses Jahres reisten so viele Deutsche wie noch nie nach Südafrika. Die Zahl der Touristen stieg um 20 Prozent auf fast 120.000. Beliebt war die Kombination von City-Trips mit Safari-Touren.


 
Auf den Spuren von Mandela
 
Geschichtstourismus ist in Südafrika noch unterentwickelt. Das könnte sich ändern, wenn bald das neue Nelson-Mandela-Museum in KwaZulu-Natal im Hinterland von Durban eröffnet wird. Derzeit gibt es eine Ausstellung über den Anti-Apartheid-Kämpfer zu sehen, in dem die verschiedenen Lebensabschnitte bunt zusammengewürfelt sind. Ab und zu wird es laut – wenn Affen über das provisorische Dach der Ausstellungshalle herumturnen.
 
200 Meter weiter unten befindet sich die Mandela-Gedenkstätte - nahe der Straße, an der Mandela 1962 festgenommen wurde. Von weitem sind es nur zusammenstehende Holzpfähle. Erst wenn man sich der Konstruktion nähert, erkennt man die Silhouette des südafrikanischen Nationalhelden.
 


Britisches Flair in den Midlands
 
Auch die Midlands haben ihren Charme. Die Gegend ähnelt im Winter ein bisschen dem britischen Hinterland. Viele Häuser sind im Landhaus-Stil gebaut. Auf der Midlands-Route befinden sich zahlreiche Kunsthandwerker. Hier spüren die Bewohner recht wenig von der Krise - und sind stolz auf ihr Land.
 
Doch wenn man die Zeitung liest und die TV-Nachrichten schaut, merkt man, dass Südafrika noch lange kein normaler Staat ist. Gerade erst wieder hat eine (weißhäutige) Lehrerin gepostet, dass das Land ohne die "schwarzen Affen" viel besser liefe. Daraufhin belagerten Schwarze ihr Haus…

 

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Info:
Südafrika Tourismus
https://www.dein-suedafrika.de/