Die Süd-Ost-Asienreise, Teil 7

Hanswerner Kruse

Saigon (Weltexpresso) - Wir erfahren erst im Flieger von Hanoi nach Saigon von den guten Reiseführungen durch Ralf Dittko und seinem Team. Doch leider hat der schon seit Jahrzehnten in Saigon lebende Deutsche keine Zeit mehr für uns. Auch Sophie's Art Tour, die Kunstführungen organisiert, ist fast ausgebucht. Wir melden uns einfach zu spät in der Hauptreisezeit bei den beiden Veranstaltern.


Ein Mitarbeiter von Sophie’s bietet zwar eine Gruppenführung in das Kunst-Museum und durch die Galerien Saigons an, aber der Preis - ca. 50 Euro pro Person für vier Stunden - ist uns zu hoch. Wir haben ja selber mittlerweile viel zeitgenössische Vietnam-Kunst entdeckt und glauben nicht, dass wir durch den kurzen Trip tiefer in die Kunstszene eintauchen können. Ralf empfiehlt uns seinen thailändischen Führer, Hieu nach Cu Chi, der gut Englisch spricht und uns während der Fahrt sehr viel über sein Land und seine Familie erzählt.  


In Cu Chi, etwa eine gute Fahrstunde von Saigon entfernt, ist in dem Dorf ein „Vietcong-Museum“ neben den alten Tunneln der Widerstandskämpfer errichtet. Schon während der französischen Besatzung in den 1930er-Jahren haben die antikolonialen Kämpfer der Vietminh Tunnel errichtet, um die Eindringliche heimlich anzugreifen. Mit Unterstützung des Nordens hatte der Vietcong dieses perfekt getarnte Tunnelsystem weiter entwickelt.  Es war gut 200 km lang, darin lebten bis zu 20.000 Kämpfer mit ihren Familien. Der Vietcong schaffte es sogar, im Hof der US-amerikanischen Botschaft Anschläge aus den Tunneln heraus durchzuführen.


Zur Führung gehören auch Selbstversuche, sich in Löchern zu tarnen oder durch ein Stück Tunnel zu krabbeln. Der „Reiseleiter“ erzählt, wie ein alter Vietcong-Kämpfer, immer wieder sehr engagiert „wir haben...“ oder „wir waren...“. Dabei ist er erst zwei Jahre alt gewesen, als der Krieg zu Ende ging. Aber diese Identifikation mit dem Befreiungskampf macht den Rundgang sehr interessant.


Am Rande der Tunnel gibt es mit Schaufensterpuppen gestaltete Alltagsszenen aus dem Krieg, Bombenkrater, ein zerstörter US-Panzer - und die grauenhaften Bodenfallen aus spitzen Lanzen und Eisenstäben, die GIs „zur Abschreckung!“ sehr schwer verletzen aber nicht töten sollten. Dafür wurden die Tunnel, als die US-Streitkräfte das System endlich begriffen hatten, unter Wasser gesetzt oder mit Gas gefüllt. Überall wo Kämpfer vermutet wurden, fielen mehr Bomben als im II. Weltkrieg. Millionen Vietnamesen starben in diesem ungleichen Kampf - und der ganze Kriegswahnsinn wird in dem „Museum“ sehr prägnant!


Wir haben erneut sehr großen Respekt vor diesem Volk bekommen, das mit seinen "mittelalterlichen" oder "primitiven" Möglichkeiten zunächst den Franzosen, dann der US-Kriegsmaschine so lange widerstand und letztlich nicht besiegt werden konnte. Auch wenn unsere Beschreibung vielleicht etwas martialisch klingt: Die Exkursion lohnt sich, aber man sollte sie - wie wir - möglichst spät am Tag machen, wenn sich nicht mehr so viele Touristenmassen über das Gelände  schieben.

 

Foto: Titelbild (c) Vietcong

 

Info:

Sehr individuelle Führungen durch Hanoi, Saigon und nach Cu Chi: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
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