Die Süd-Ost-Asienreise, Teil 10
Hanswerner Kruse
Bangkok (Weltexpresso) - Wir sind etwas traurig, dass wir Koh Samui und vor allem die vielen interessanten und spannenden Menschen verlassen müssen, die wir dort kennenlernten. Aber eine Verlängerung der Inselreise oder Änderung unserer Pläne schließen wir aus: „Dann fängt der Abschiedsschmerz ja noch einmal an“, meint Hannah.
Müde kommen wir vormittags in Bangkok an und wohnen zum ersten Mal nicht in der Touristengegend um die Khao San Road, sondern direkt am Fluss Chao Phraya, in den letzten Resten der Altstadt Bangkoks am Rand von China Town. Unser großzügiges Zimmer mit Flussblick vom Balkon - ohne Sand, Feuchtigkeit und Geckos - liegt im 6. Stock des River View Guest House. Als erstes breiten wir unsere, seit vier Wochen dauerfeuchten, muffig riechenden Klamotten auf dem Balkon aus, die in der tropischen Hitze Bangkoks in kurzer Zeit trocknen.
Der nächtliche Blick über den Fluss und das Frühstück auf der Dachterrasse lässt uns Koh Samui doch schnell vergessen, unsere Melancholie hält nicht lange an. Das uralte thailändische Viertel fasziniert uns sofort. Um das Guest House herum liegen riesige Berge von alten Auto- und sonstigen Metallteilen, die hier recycelt und wieder aufbereitet werden. Dazwischen gibt es zahllose kleine Straßenstände, die seltsame Mahlzeiten anbieten, die kochenden Thais freuen sich, wenn Touristen mal bei ihnen etwas essen. Dazwischen hockt auch ein Brautpaar - ist das nun arm oder originell?
Am nächsten Tag tuckern wir, wie immer gerne, den ganzen Fluss mit 30 Stationen hinauf bis zum Markt in Nonthaburi. Hannah muss hier noch mal einen elektrischen Mückenkiller kaufen. Unser letzter flog zwar schon mehrmals im Flieger, wurde aber in Koh Samui von der Security überraschend beschlagnahmt.
Plötzlich fährt gegen 17 Uhr kein Fährschiff mehr: Ein Streik? Ein Unglück? Das Hochwasser? Wahrscheinlich ist nur die Königsfamilie auf dem Wasser unterwegs - und wir Armseligen müssen nun mit dem TukTuk durch ganz Bangkok düsen.
Heute sind wir wieder einmal durch China Town gewandert, Tausende von winzigen Lädchen bieten den immer gleichen, superbilligen „Made-in-China“-Kram an. Ich finde, das Viertel wird überschätzt. Aber Hannah meint, dort würden sehr viele ärmere Leute günstig einkaufen, und ihr gefällt, dass sich dort alles mischt: Touristen, Groß- und Kleinhändler, viele thailändische Käufer, Verkaufsstände und Garküchen für Einheimische...
Während ich diese Zeilen schreibe, fährt Hannah noch mal ins Touristenviertel, in dem sie beim letzten Bangkok-Besuch eine Opalkette kaufte. Der strahlend weiße Edelstein hat sich beim Baden im Meer fürchterlich verfärbt. Die Kunsthandwerkerin behauptet, man dürfe mit einem Opal nicht ins Salzwasser. Aber davor hatte sie Hannah nicht gewarnt. Mit viel Theater und nach einer Zuzahlung tauschte sie die Kette gegen eine andere ein.
Drei Tage lang schauen wir oft auf den Fluss: Weit gucken macht den Kopf frei - und wir lieben es, immer mal auf der Durchreise einige Tage in Bangkok anzuhalten. Morgen früh geht es als letztes Abenteuer in Thailand für einige Tage in den Dschungel.