Die Süd-Ost-Asienreise, Teil 12

Hanswerner Kruse

Bangkok (Weltexpresso) - Vor der Heimreise ein letztes Essen in Bangkok im Guest House KC um die Ecke. Eine fette alte Thai-Frau sitzt am Tisch, gemeinsam mit ihrem fetten alten, auf dem Tisch liegendem Hund (fr)isst sie mit ihm aus einem Doppel-Futtertrog. In der Toilette betätige ich statt der Spülung die Dusche neben dem Klo, die mir vorher gar nicht auffiel, eine angenehme Erfrischung, die bei 32°C schnell trocknet.


Die neu angekommenen Touristen erkennt man daran, dass sie noch ihre frisch gekauften Chang-Bier Shirts, die mit den Elefanten tragen. Tapfer kennzeichnen sie sich so eindeutig als Neuankömmlinge. Wenn die Obstverkäufer einen für „neu“ halten, wollen sie den Debütanten kleingehackte Ananas-Strünke andrehen.


Am vorletzten Reisetag fahren wir endlich einmal mit Schiff und Sky Train zum Chatuchak Market im Norden Bangkoks. Mit seinen Zehntausenden von Ständen gilt er als einer der größten Märkte der Welt. Die Tatsache, dass ihn an jedem Wochenende auch Zehntausende von Touristen besuchen, motivierte mich bisher noch nicht zu einem Besuch, Hannah wollte dagegen schon immer mal dorthin...
Dieser Markt ist unglaublich!


Säcke mit Plastikgeschirr neben europäischen Markenslips oder in Horn geschnitzte Todesszenen, handbemalte Seidenkrawatten neben lebensgroßen Blechlöwen oder scharfen asiatischen Gewürzen. Eigentlich sind die vielen Gänge und Segmente streng nach Haushaltswaren, Klamotten oder Lebensmitteln geordnet. Aber letztlich ist alles ein riesiges, abwechslungsreiches und sich ständig veränderndes sinnliches Gebilde: Messe, Markt, Ausstellung, Warenhaus und Kunsthandwerks-Galerie zugleich. Das legendäre riesige fünfstöckige MBK am Siam Square ist nichts gegen Chatuchak. Es macht einfach Spaß hier herumzulaufen, sich zu verirren, immer wieder Neues zu entdecken, die Sinne verwirren zu lassen und überrascht zu werden - statt viele Adidas-Stände oder Dutzende von Samsung-Buden abzuklappern.


Wir sind vormittags da - und die vielen, vielen Besucher verlaufen sich, es ist (noch) kein Gequetsche und Geschiebe in den relativ breiten Gängen. Die Hallen sind recht kühl und an den Markträndern kann man wunderbare einheimische Gerichte für wenig Geld essen. Und klar - es sind so viele Thais unterwegs, dass dieser Ort keine reine Touristenattraktion ist! Chatuchak am Wochenende ist ein unbedingtes Muss bei jedem Bangkok-Besuch (Sky Train bis zur Endstation Mo Chi).


Im Sky Train, der Hochschnell-Bahn Bangkoks, ist es immer eiskalt, gefühlte 16°C...doch alle Fahrgäste sitzen in T-Shirts und dünnen Blüschen herum und tun so als wäre nichts! Ah ja: Eiskalt. Der Rotwein wird in Thailand überall aus dem Kühlschrank gereicht. Neulich, noch auf Koh Payam, war mal der gekühlte Rotwein alle. Wortreich entschuldigt sich die Besitzerin des Ressorts und reicht zum warmen Rotwein Eiswürfel. „Anders kann man diesen Wein ja auch gar nicht trinken“, lästert ein Gast.


Bangkok war vor seiner gewaltigen urbanen Explosion einst von zahllosen Flüssen und Kanälen umgeben, doch viele dieser Wasserläufe wurden zugeschüttet und zu Straßen gemacht. Als das Hochwasser im letzten Dezember so stark stieg, dass es ganze Stadtteile von Bangkok bedrohte, gab es Pläne viele Straßen wieder aufzureißen. Heute am letzten Tag in Thailand tuckern wir mit einem kleinen Touri-Schiff fast zwei Stunden lang durch die Kanäle und Rinnsale im westlichen Teil der Stadt.

Foto: Hanswerner Kruse