- Die Geschichte der deutschsprachigen Popmusik« im Theiss Verlag
Werner Thala
Darmstadt (Weltexpresso) - Warum war die deutsche Popmusik sprachlos? Wieso wurde ein Schlagzeuger für die Sprache so wichtig? Warum war die Musik der DDR anders? Was verbindet Nina und Nena miteinander? Wieso es wichtig ist, die Dialekte und Begriffe wie »Heimat« nicht dem rechten Rand zu überlassen? Wer steckt eigentlich hinter Tim Bendzko, Max Giesinger und Co.? Und warum hatte der »Echo« – passend zum Namen – solch einen Nachhall?
Fragen über Fragen. In »Es geht voran«, erschienen bei wbg Theiss, werden sie auf ebenso informative wie unterhaltsame Weise beantwortet.
»Es geht voran – Die Geschichte der deutschsprachigen Popmusik«
Am Anfang war das Wort – und das wurde englisch gesungen. Denn der Nachkriegsgeneration hatte man die musikalische Sprachentwicklung gleich in zweierlei Hinsicht entzogen: Man war plötzlich von dem, was zwischen 1933 und 45 in den USA passierte genauso abgeschnitten, wie von der vielfältigen Kultur der Weimarer Republik. Als Rock’n’Roll und Beat nach Deutschland kamen, war die Sprache noch kontaminiert. Man musste daher erst die eigene Ausdruckskraft finden. In »Es geht voran« zeigt Manfred Prescher den Weg der deutschsprachigen Popmusik aus den Niederungen der heimeligen Schlagerglückseligkeit und der skurrilen pseudoenglischen Versuche auf.
Von den Liedermachern, die sich auf der Burg Waldeck trafen, über Scherz, Satire und schiefere Propädeutik von Otto und den Herren aus dem »Pardon«-Umfeld, über Udo Lindenberg, Herbert Grönemeyer bis hin zu Blumfeld und Tocotronic, von deutschsprachigem Sprechgesang bis hin Kraftwerk, zu Rammstein, der westöstlichen Diva Nina Hagen und der Frauenpower von Hildegard Knef, Annette Humpe oder Judith Holofernes – KünstlerInnen und Strömungen werden zeitlich eingeordnet. Prescher erzählt, wie es dazu kommen konnte, dass Popmusik mittlerweile sogar rechtsradikal sein kann – und was Botho Strauß damit zu tun hat.
Wie vielfältig die deutsche Sprache ist, zeigen auch die KünstlerInnen aus Österreich und der DDR. Andere Bedingungen schaffen andere Lieder in einer anderen Ausdrucksform – auch diesen Umstand beleuchtet Manfred Prescher. Für das Kapitel über die Musik in der DDR wählt der westdeutsche Autor einen persönlichen Zugang: Ausgehend von den Eindrücken, die er als Teenager bei vielen Besuchen im anderen Deutschland sammelte und den neugierigen Fragen, die er stellte, erzählt er von Walter Ulbrichts »Monotonie des Je Je Je«, von Lipsi, Rockkonzerten in Kirchen und den Umweg, der über sieben Brücken führte.
Weil die musikalische Entwicklung aber niemals stillsteht, richtet Manfred Prescher den Blick nicht nur auf Vergangenheit und Gegenwart, sondern stellt, eingestreut in kurzen Intermezzi auch aktuelle Künstler vor, von denen man in nächster Zukunft noch viel hören wird – zum Beispiel Isolation Berlin, das Erste Wiener Heimorgelorchester oder Faber. Eine liebevoll editierte Playlist bei Spotify stellt die Einstiegssongs zu allen Kapiteln und Intemezzi vor. Dieses Buch kann man also sowohl lesen als auch hören!
Über den Autor
Manfred Prescher wurde 1961 direkt auf der Stadtgrenze von Nürnberg und Fürth geboren, mit dem Schreiben begann er kurz darauf. Er arbeitet für diverse Medien und leitet eine PR-Agentur. Seine Leidenschaft für Musik pflegt er auch als Radiomoderator und als Buchautor.
Über die wbg – Wissen, Bildung, Gemeinschaft
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Info:
Manfred Prescher
Es geht voran
Die Geschichte der deutschsprachigen Popmusik
wbg Theiss
2018. 248 S. mit 34 s/w Abb.,
Reg., Flexcover
Gebundener Ladenpreis: € 19,95 [D]
ISBN 978-3-8062-3776-4
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