b frischmuth verscuttete milchSOMMERFEST „Sommer.Campus.Feiern der Goethe-Uni, Teil 2/3

Felicitas Schubert

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Wir treffen auf dem Sommerfest am Freitag nur wenige wieder, die am Vorabend den Auftakt des Steirischen mit der Lesung von Barbara Frischmuth miterlebten. Es ging um „Verschüttete Milch“, ihr letztes autobiographisch unterlegtes Buch aus dem Aufbau Verlag. Wer ihre Werke kennt, kennt diesen Zipfel der Steiermark auch, denn sie lebt in Altaussee, das auch einen ebenfalls in Frankfurt immer wieder anzutreffenden Gast als Einwohner zählt: Klaus Maria Brandauer, den - wir haben es schon einmal betont - wir einmal beim Spaziergang rund um den wildromantischen Altausseer See trafen.

u gartenfrischmuth ORFAber zurück zu Barbara Frischmuth, deren Haus in Altaussee wir uns einmal genähert hatten, weil wir sehen wollten, wie sehr ihre Blumenbeschreiben, ach, die ganzen Naturerlebnisse, von denen sie in ihren Gartenbüchern (Der unwiderstehliche Garten u.a.)  berichtet, sich in ihrem Garten wiederfinden. Tun sie!

Nun kam sie also am Vorabend des Universitäts-Sommerfests unter dem Motto „Hessen trifft Steiermark“, was also über die sehr gute Vernetzung der Goethe-Universität mit dem österreichischen Bundesland Steiermark ja weit hinausgeht, will sagen, daß Letztere dem Vizepräsidenten Manfred Schubert Zsilavecz zu verdanken ist, der ein weltläufiger Steirer ist und dafür sorgt, daß seine Heimat immer wieder nach Frankfurt kommt. Ob er auch der Initiator der Bundeslandkooperation ist, wissen wir nicht, aber dem umtriebigen und bestens vernetzten Steirer wäre es zuzutrauen.

Barbara Frischmutz bleibt viel lokaler, derzeit auch in ihren Schriften. Aber aus diesen weiß man, daß sie, was die Welt angeht, noch weltläufiger unterwegs war, als der steirische Professor. Sie war in der Türkei, kam nach Ungarn, Ägypten, England, China, Japan und die USA, wo sie am Oberlin College in Ohio und an der Washington University in St. Louis Vorlesungen hielt. Sie schrieb über alles, aber kam immer wieder zurück und lebt heute eben wieder in ihrem steirischen Geburtsort Altaussee, in ihrem Geburtshaus, und schreibt über sich und den Ort ihrer Kindheit, der 1945 gerade von den Russen befreit wurde. Uns fällt dazu natürlich sofort der Stollen in Altaussee ein, der eine Hauptrolle spielt in George Clooney Verfilmung der Monuments Man, wo es um die von den Nazis geraubten Kunstschätze, insbesondere aus dem besetzten Frankreich geht, die Hitler mit seinem Tod vernichtet sehen wollte, die aber von dieser internationalen Freiwilligentruppe gerettet wurden und den Besitzern zurückerstattet wurden. Der Film hatte seine Weltpremiere 2014 auf der Berlinale.

Am Tag nach der Lesung, am Tag des Sommerfestes, wurde Barbara Frischmuth 78 Jahre und am Tag der Lesung Karlheinz Braun 87 Jahre. Er hatte mit dem Verlag der Autoren, aufsässige Lektoren von Suhrkamp und Schriftsteller , die es selber machen wollten und konnten, gerade 50 Jahre Jubiläum gefeiert und hatte damals die Suhrkampautorin Frischmuth ‚mitgenommen‘. Sie ist in Altaussee in eine literarische Landschaft hineingeboren. Man muß nur einmal auf den dortigen Friedhof gehen. Vor allem Jakob Wassermann, der wirklich wiederzuentdecken wäre, lebte und starb dort, aber auch andere wie Felix Salten, Richard Beer-Hofmann, Arthur Schnitzler, Hermann Broch, Hugo von Hofmannsthal, Fritz von Herzmanovsky-Orlando, Friedrich Torberg, Alfred Komarek und viele viele mehr kamen zur Sommerfrische. Denn einerseits ist die Gegend eben, aber doch von Bergen umringt, in Richtung Steiermark das Tote Gebirge und in Richtung Oberösterreich der Sarstein, der beide Bundesländer trennt und hinter dem sich der Hallstättersee versteckt hält. Vom Sarstein aus hat man den besten Blick auf den Dachstein, das Dach der dortigen Welt, man sieht ihn aber auch bei gutem Wetter von Altaussee aus. Einen eigenartigen Zauber hat dieser Ort. Wirklich.

Die Lesung, in der es um die Beobachtungen des Kindes und jungen Mädchens zum Ende des Krieges und vor allem danach geht, macht Lust auf mehr. Sie ist der Sproß eines Hotelierpaares. Der Vater stirbt noch im Krieg, die Mutter führt das Hotel weiter. Und wo ein Hotel ist, sind Gäste, schließlich ist die ganze Gegend eine Sommerfrische und die Wiener kamen vor allem immer ins Salzkammergut, zu dem das Ausseer Land gehört. Wir wollen den neuen Roman sehr gerne in Ruhe lesen, um besser beurteilen zu können, wie braun, also wie naziverseucht das Altausseer Land war. Denn auf der anderen, der oberösterreichischen Seite, also Hallstatt und die ganze Gegend, ging es schlimm zu. Da wurde man noch in den Fünfziger Jahren beglückt als ‚Reichsdeutsche‘ begrüßt. Die tiefe Naziverbundenheit haben Historiker mit dem Einsprengsel von Evangelischen im eigentlich katholischen Österreich begründet. Ist das eine Begründung? Aber man versteht, was gemeint ist. Wir wollen also lesen und das Buch in Ruhe besprechen.

Jetzt geht es noch um den Hinweis für den redaktionellen dritten Teil des Sommerfestes. Denn die Universität kümmert sich aus gutem Grunde um ihre Ehemaligen und hat auch zum Sommerfest am Freitag eine ALUMNI- & FREUNDE-LOUNGE eingerichtet, in die die Angesprochenen eingeladen wurden. Als Höhepunkt des Abends wurde der Vortrag von Prof. Thomas Krautzer, Leiter des Instituts für Wirtschafts-, Sozial- und Unternehmensgeschichte an der Universität Graz angekündigt. Der ehemalige Generalsekretär der Industriellenvereinigung Steiermark soll einen spannenden Einblick in die Wirtschaftsgeschichte Österreichs geben. Anschließend wartete ein kleines Buffet und Weinspezialitäten aus der Steiermark auf die Anwesenden. Zur Vernetzung wurden wieder Fachbereichstische bereit gestellt, denn den Hintergrund bildet, daß man sich mit seiner Anmeldung auch zu seinem Fachbereich bekennen soll, damit die Chance besteht, daß sich Ehemalige wiedererkennen und ins Reden kommen.

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Buchumschlag
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Haus der Autorin in Altaussee
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