... wenn man einander verstehen will
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Unsere Zeitung WELTEXPRESSO zeigt durch die obere Köpfeleiste wes Geistes Kind sie ist. Reglionsstifter sind dort nicht abgebildet, wohl aber Kritiker von Ideologien. Nun gibt es zu Religionen zwei Sachverhalte: Wir haben eine Trennung von Kirche und Staat, aber Menschen, die an ihren Gott glauben, haben Glaubensfreiheit, also Freiheit, ihre Religion auszuüben. Kritik an Religionen, gilt daher auch nicht den Gläubigen, sondern den Institutionen, die Religionen vertreten, in Deutschland hauptsächlich die Katholische Kirche, die Evangelisch/Protestantischen Kirchen, inzwischen auch der Islam. Durch den unteren Artikel kam es in der Redaktion zu Diskussionen, zumal der zuständige Redakteur Einspruch erhob. Wir haben uns deshalb entschlossen, die Artikel beider zu veröffentlichen. DIE REDAKTION
Klaus Jürgen Schmidt - Nienburg/Weser (Weltexpresso) – Das hatte vor ein paar Tagen an dieser Stelle „Herr Chen“ falsch verstanden. Sein Freund „Chan“ hatte geraten: „Verdirb's Dir nicht mit deinen Menschen, halte Dich lieber an ihre Gewohnheiten.“ Zu diesen Gewohnheiten scheint leider nicht die Bereitschaft zu gehören, einander zuzuhören, um sich besser zu verstehen. Oder?
Ich mache da gerade eine bessere Erfahrung. Kürzlich hatte ich an dieser Stelle davon berichten wollen, wie in Großbritannien ein junger schwarzer Akademiker aus Zimbabwe seinen Lebensweg „im Schatten von Cecil Rhodes“ reflektiert, jenem Abenteurer und Millionär, der half, für Jahrhunderte das südliche Afrika unter britische Kontrolle zu bringen.
Bei meiner Recherche war ich darauf gestoßen, dass eine noch heute tätige deutsche Missionsgesellschaft sich damals von Rhodes ein Stück geklautes Land im heutigen Zimbabwe hatte schenken lassen. Das fand ich – ganz unreflektiert – in der umfangreichen Eigen-Darstellung der MISSIONARE VON MARIANNHILL. So geschah es, dass ich mich zunächst weiter darin vertiefte.
Ich selber hatte in Zimbabwe während meiner fast 30-jährigen Arbeit als Journalist mit afrikanischen Kolleginnen und Kollegen von diesen erfahren, wie sich das Wirken von christlichen Missionaren und den anschließenden kolonialen Fesseln auf Denken, Fühlen und Organisationsfähigkeit afrikanischer Menschen ausgewirkt hat. Darüber hinaus war ich Zeuge gewesen von Debatten der nachfolgenden Generation wie ich sie jetzt wieder im Londoner „Guardian“ las.
Aber statt dies an den Anfang meines Artikels zu stellen, der ja den Titel trug „Fällt bald die Rhodes-Statue in Oxford?“ hinterfragte ich zunächst das auf der Webseite der Missionare vorgestellte Projekt, bei dem ein neunjähriges, krebskrankes, deutsches Mädchen mit Foto und geschliffenem PR-Text vorgestellt wird. Es geht, so sind die dazu gehörenden Weblinks zu verstehen, um Spendengelder für Hilfsmaßnahmen der Missionare in Afrika.
Von dem weissen Mädchen in der Spendenwerbung hatte ich dann übergeleitet zum Lebensweg eines schwarzen Jungen, erzählt aus der Perspektive des jetzt in Oxford lehrenden Wissenschaftlers aus Zimbabwe.
Diese Reihenfolge hat sich als Fehler herausgestellt, betroffene Leser waren hängen geblieben bei meinem Versuch, das Motiv hinter einer Spendenwerbung auf der Website von Missionaren zu verstehen, deren Aufarbeitung der eigenen Geschichte in Kolonialzeiten mir fragwürdig erschien.
Noch am Tag der Veröffentlichung hatte ich dem Medienbeauftragten der Missionare von Mariannhill eine Mail mit der Bitte um eine Stellungnahme geschickt. Das sich daraus entwickelnde, unerfreuliche Zwischenspiel, das u.a. zu gerichtlicher Androhung von deren Seite und zu einem „Offenen Brief“ von meiner Seite führte, kann ich hier überspringen, weil:
>>> siehe Überschrift dieses Artikels!
Ich erhielt schließlich von dem Pater, der das Spenden-Projekt der neunjährigen Maxima betreut, die Einladung zu einem Gespräch über alle von mir angesprochenen Aspekte, wenn möglich zu einem Treffen am Sitz der Missiongesellschaft im Münsterland, wo mich dann auch Maxima gerne kennenlernen würde.
Corona wird’s wohl leider verhindern, aber der Gesprächsfaden ist aufgenommen.
Und während ich an diesem Artikel arbeite, erhalte ich von Maximas Mutter folgende Mail:
Sehr geehrter Herr Schmidt,
Ich hoffe Ihre Fragen zu den "Organisatoren" der Aktion Maxima sind damit beantwortet. Die Hauptorganisatorin ist und bleibt Maxima, mein Mann Christian und ich. Und Maxima möchte Ihren Hilfeaufruf nicht als "Kampagne" (zeitlich befristete Aktion) verstehen, sondern grundsätzlich dauerhaft für andere Kinder auf der Welt einstehen.
Ich habe mir heute Nacht viele Gedanken über Ihre Zeilen gemacht. Hätten Sie die Aktion Maxima und den Artikel der Mariannhiller dazu auch so negativ hinterfragt wenn Maxima für die Kinderkrebshilfe aufrufen würde? Bitte trennen Sie Ihre Diskussion über die Auswirkungen von Kolonialisierung und christlicher Missionierung in Afrika mit den Mariannhillern von der Aktion Maxima.
Auch wir haben die Mariannhiller nicht informiert, dass wir uns zu Ihren Vorwürfen geäußert haben. Und das ist auch gut so. Denn die Missionare möchten uns, und vor allem Maxima, da bin ich mir sicher, nicht damit belasten. Und Ich hoffe, dass Sie nun erkannt haben, dass die Mariannhiller Maxima helfen. Helfen, Ihre Dankbarkeit öffentlich zu machen und aufzurufen für andere Kinder.
Sie können meine gesandten Zeilen gerne ungekürzt veröffentlichen.
Eine persönliche Bemerkung: Die Aktion Maxima geht allerdings viel tiefer als Sie es vermuten. Hunderte von Briefen haben Maxima erreicht weshalb auch andere Menschen dankbar in Ihrem Leben sind. Menschen, die sich durch Maxis Aufruf ertappt haben, dass sie sehr dankbar sein dürfen, es aber lange nicht waren. Ganz wenig Mitleid, sondern Kraft, Freude und Mut kommt ihr entgegen. Und die "Öffentlichkeit" hat Maxis Aufruf richtig verstanden. Ich hoffe Sie nun auch.
Mit freundlichen Grüßen
Barbara Wübbeling
... wenn man einander verstehen will!
Liebe Familie Wübbeling, ich las kürzlich in einem Blog folgende Empfehlung, die uns helfen kann, mehr voneinander zu erfahren:
"Begreifen Sie die anderen Blog-Teilnehmer als Diskussionspartner, nicht als Streitgegner. Sie sind Menschen wie Sie. Behandeln Sie sie daher mit dem gleichen Respekt, der Ihnen umgekehrt ebenfalls widerfahren soll. Sehen Sie diesen Menschen nach, dass sie sich möglicherweise nicht immer perfekt, ja, mitunter sogar richtig ungeschickt ausdrücken — jeder macht manchmal Fehler. Begegnen Sie diesen Menschen bitte mit der Bereitschaft, verstehen zu wollen, was sie sagen. Dass Ihnen möglicherweise widersprochen wird, heißt nicht, dass man Ihnen Ihre Meinung nehmen will. Umgekehrt kann es natürlich sein, dass Sie die Anderen nicht überzeugen können. Doch Dissens ist in solchen Diskussionen nichts Ungewöhnliches."
Foto:
KJS
Info:
https://weltexpresso.de/index.php/lust-und-leben/21032-faellt-bald-die-rhodes-statue-in-oxford