Neueste Ausgabe des Wissenschaftsmagazins Forschung Frankfurt thematisiert Facetten des Umgangs mit dem Fremden

Hubertus von Bramnitz

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Wir bringen sehr oft Hinweise auf Publikationen oder Veranstaltungen der Goethe-Universität, die als Schriftzug auf ihrem schönen Gebäude, dem ehemaligen IG Hochhaus immer noch stehen hat: Johann Wolfgang Goethe-Universität. Wem Goethe Uni weniger gefällt, dem sei gesagt, daß das nur aus Marketinggründen verwendet wird. Man könne es sich leichter merken.

Ob das wissenschaftlich erforscht ist, wollen wir mal bezweifeln. Denn der Zweifel ist der Ursprung jeder Wissenschaft, hat man uns mal beigebracht. Aber anderes auch. Deshalb geben wir immer gerne weiter, was das Wissenschaftsmagazin Fortschung Frankfurt wieder einmal herausgefunden hat, bzw. die Autoren in ihm. Und wer es nicht abonniert hat, kann trotzdem lesen. Siehe unten.

Die Fähigkeit, zwischen „eigen“ und „fremd“ zu unterscheiden, ist in der Natur überlebenswichtig. Bodenbakterien überlisten ihre Nahrungskonkurrenten, das Immunsystem fahndet nach fremden Zellen, eingeschleppte Arten verschieben ökologische Gleichgewichte. Auch der Mensch lernt früh, zwischen sich und Fremden zu unterscheiden und sein soziales Umfeld in Gruppen einzuteilen. Galten andere Kulturen im 19. Jahrhundert noch eher als fremd und exotisch, macht die fortschreitende Globalisierung die Integration des Fremden zur neuen Herausforderung.

Den unterschiedlichen Facetten des Umgangs von „eigen“ und „fremd“ widmet sich die soeben erschienene Ausgabe des Wissenschaftsmagazin Forschung Frankfurt (2/2016).
 

Hier einige Höhepunkte des Magazins:
 

·         Nähe auf Distanz – so gestaltet sich heute das nachbarschaftliche Verhältnis. Der Kulturanthropologe Prof. Dr. Heinz Schilling hat sich auf Spurensuche begeben und u.a. festgestellt, dass Begegnungen mit Nachbarn heute oft nahezu kommunikationsfrei bleiben. Sind die Nachbarn von nebenan längst Fremde geworden? Haben Nachbarschaften ihren sozialen Verpflichtungscharakter verloren? Der „Feldforscher“ zeigt auch andere Beispiele, wenn es beispielsweise darum geht, Flüchtlinge in der unmittelbaren Nachbarschaft zu integrieren, sich im Alltag auszutauschen.

 

·         Befremdlich sind für Außenstehende die Symptome von Menschen mit schizophrener Störung: Sie hören Stimmen, vermuten Botschaften in bedeutungslosen Ereignissen oder fühlen sich ferngesteuert. Warum diese Menschen „eigen“ und „fremd“ oft verwechseln, können neurowissenschaftliche Modelle inzwischen immer besser erklären, wie der Psychiater Dr. Robert Bittner berichtet.

 

·         „Der deutsche Ursprung liegt im Fremden“, betont der Historiker Prof. Dr. Johannes Fried in einem Interview mit Bernd Frye. Die Vorstellung einer ruhmreichen Linie von den „alten Germanen“ zu den heutigen Deutschen hält sich zwar hartnäckig. Doch als „wissbegierige Barbaren“ seien sie erst spät in ihr nationales Dasein „geschlittert“, so der Historiker, dessen Buch „Die Anfänge der Deutschen“ in einer Neuausgabe vorliegt.

 

·         Der Film lebt von Erfahrungen des Eigenen und Fremden, wie der Filmwissenschaftler Prof. Dr. Vinzenz Hedinger in seinem Beitrag belegt. Zeigten die Reisefilme früher bewusst die „wunderbare Differenz“ zur eigenen Wirklichkeit, verfolgen die Hollywood-Blockbuster inzwischen die Strategie, das kulturell Fremde so zu minimieren, dass daraus der für alle verständliche „Dialekt der Moderne“ wird.

 

·         Organspenden sind erst möglich, seitdem Mediziner gelernt haben, die Abwehrmechanismen des Immunsystems zu kontrollieren. Unter dem Titel „Leben mit der Niere des Partners“ erzählt Dr. Anne Hardy die bewegende Geschichte von Tim Pillar, der seiner Frau mit seiner Nierenspende ein fast normales Leben beschert hat. Heute überleben dank neuster Forschung 90 Prozent der Transplantate das kritische erste Jahr.

 

·         Der Klimawandel birgt auch die Gefahr, dass die wärmeliebenden Überträger exotischer Krankheiten wie die Asiatische Tigermücke bei uns heimisch werden. Wird sie aufgrund des Klimawandels weiter nach Norden wandern? Mit ökologischer Nischenmodellierung und genomischen Analysen entwirft die Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Sven Klimpel künftige Szenarien, um rechtzeitig gegensteuern zu können.

 

Foto: (c) Goethe-Uni
 
Info:
 

Die aktuelle Ausgabe von „Forschung Frankfurt“ (2/2016) kann kostenlos bestellt werden: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!. Im Internet steht sie unter: www.forschung-frankfurt.uni-frankfurt.de.