F bomplanEin Lob für die Berichterstattung des Hessischen Rundfunks über Evakuierung der Bevölkerung und Entschärfung der Luftmine, Teil 2

Hans Weißhaar

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Für Frankfurt bedeutete dies also, daß eine Zone im Radius von 1, 5 Kilometern rund um den Bombenfund zum Sperrgebiet erklärt wurde, weil beim Mißglücken der Entschärfung schlimmstenfalls die Explosion der Mine diesen Bereich erfaßt, der vor allem aus dem Stadtteil Westend und nach Westen Teilen Bockenheims und nach Osten Teilen des Nordends besteht.
Damit sind insgesamt rund 65 000 Bewohner betroffen, die evakuiert werden müssen, was dieses Ereignis in Frankfurt zum größten Evakuierungsfall Deutschlands nach 1945 machte.

Die Evakuierung der Häuser und Wohnungen sollte bis Sonntagmorgen um 8 Uhr abgeschlossen sein. Im Sperrgebiet befinden sich auch zwei Krankenhäuser – darunter die größte Geburtsklinik Hessens - und zehn Altenheime, die aufgechickt heute Seniorenresidenzen heißen. Seit Freitag waren schon Frühchen und Kranke in andere Krankenhäuser verlegt, Seniorenheime umgesiedelt worden und seit 6 Uhr morgens sollte die betroffene Bevölkerung ihr Zuhause verlassen.

Aber in diesem Gebiet liegen auch große Institutionen wie die Alte Oper, einige Hochhäuser, die Frankfurter Universität und - ganz wichtig! - der Hessische Rundfunk. Dieser mußte ausziehen, Sendungen wie TTT, die am Sonntagabend gesendet werden, wurden am Samstag vorproduziert und tatsächlich war der ganze Sender evakuiert, Kassel hatte die Koordination übernommen und schaltete auch alle Radioprogramme zusammen, so daß von hr 1- bis hr 4, tatsächlich hr 10 zusammenkam, was als hr 8 witzig verkauft wurde, aber nicht stimmte.

Offizielle Sperrzeit war von 8 Uhr bis 20 Uhr. Zwölf Stunden! Die Stadt hatte sowohl in der Frankfurter Messe wie auch in Höchst für Essen und Trinken und sogar Betten gesorgt. Ansonsten hatten die Betroffenen freien Eintritt in Museen, von denen zumindest das Filmmuseum und das benachbarte Architekturmuseum ab 8 Uhr geöffnet hatten.

Das alles waren Vorgaben, die bekannt waren. Die Berichterstattung im Hessischen Fernsehen konnte nun ab 6 Uhr dies mit Leben füllen. Wir konnten verfolgen, wie einzelne seit Tagen gebacken hatten und die Menschen, die ihre Wohnungen verlassen mußten, zum Frühstück und mehr eingeladen hatten. Glauburgstraße 1 war da das Stichwort und die hr-Reporterin stellte den Einlader so nett vor, daß wir auch kurz überlegten...Auch der berühmte Shantel, Stefan Hantel, Musiker, DC und Erfinder der Bucovinaclubs-Musik, auch Balkan.Pop genannt, hatte eingeladen. Dies Zusammenrücken der Bevölkerung, von dem auch die Bürger in den Gemeinschaftsunterkünften sprachen, wirkte sich auf die Stimmung in der Stadt sehr positiv aus.


Probleme

Aber nur 298 Leute konnten das, was die rund 65 000 Menschen mit ihrem Abzug aus den Wohnungen so wunderbar im Krisenmanagement geleistet hatten, zunichte machen. Es war nämlich von der Polizei sowieso mit vier Stunden Nacharbeiten in den Straßen gerechnet worden, wobei vier Tausend Polizisten aus ganz Hessen die Straßen durchkämmten, an jedem Türschild klingelten, um sicher zu stellen, daß alle Bewohner ihre Wohnungen verlassen haben.

Dies konnte man nun im hr mitverfolgen. Da gab es nicht nur – schlimm genug – völlig Unwissende, die sich auf polizeiliche Aufforderung sofort auf den Weg machten, darunter Ausländer, die nichts mitbekommen hatten, da gab es die, die auf Lautsprecherdurchsagen gewartet hatten, da gab es doch tatsächlich Figuren, die sich als Witzbolde verstanden, aber nur Egomanen sind, die eine Extra-Aufforderung durch die Polizei brauchten, um das gesperrte Areal zu verlassen und da gab es welche, die sich überhaupt weigerten, ihre Wohnung zu verlassen und sich - fälschlich - auf das Grundgesetz, die Menschenrechte und die hessische Verfassung beriefen.

Zu den Lautsprechern. Ja, das konnten wir auch nicht verstehen, daß es keine Durchsagen gab. In Kindertagen wurden Verlautbarungen ja nicht über das Netz oder sonstwie mitgeteilt, sondern früher fuhren Wagen der Polizei oder irgendwelche Werbungen durch die Straßen, die dann laute Durchsagen machten. Das ist nicht nur nützlich, sondern hat wirklich etwas Aufforderndes.

Fortsetzung folgt

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