Hans Weißhaar
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - „Mit tiefer Trauer nehmen wir Abschied von Professor Albert Speer. Er war einer der bedeutendsten Städteplaner seiner Generation und hat die Entwicklung Frankfurts in den vergangenen Jahrzehnten maßgeblich beeinflusst“, erklärten Oberbürgermeister Peter Feldmann und Planungsdezernent Mike Josef zum unerwarteten Tod von Albert Speer. „Unsere Gedanken sind bei der Familie.“
Albert Speer hatte in Frankfurt eine große Rolle gespielt. Und bei Architekten bedeutet das ja, daß man ihr Wirken noch Jahrzehnte, Jahrhunderte lang sehen kann, es sei denn, man stößt auf einen Architekten und Planer, der Altes als erstes mal abreißt. Nein, das kann man Albert Speer nicht vorwerfen. Eher ging er mit allem erst einmal vorsichtig zu Werke, setzte aber Vollzug, wenn er die Bedingungen richtig fand. Er fing klein an im Frankfurter Westend. Da war er gerade mal 30 Jahre und ein Büro mußte her, auch wenn erst einmal keine Aufträge da waren, aber immerhin schon Preise in Wettbewerben. Heute, bei seinem Tod, betrifft das nicht nur rund 180 Mitarbeiter in Sachsenhausen, wo das Hauptbüro angesiedelt ist, sondern auch in der Dependance in Shanghai in China, wo Speer wohlgelittern war.
Was er in Frankfurt in Bewegung setzte, ist zu viel, um es aufzuzählen, aber sicher sind schon die meisten über den Holbeinsteg gegangen, der das Städel mit der Innenstadt verbindet. Und neben vielen Einzelmonumenten wird es das Europaviertel bleiben, daß er maßgeblich konzipierte, wobei nur noch die alten Frankfurter wissen, daß dies früher ein emsiges Viertel war, das aber für die allermeisten unbekannt blieb. Es war der Hauptgüterbahnhof der Bundesbahn, der wie eine Krake in die Gegend ausstrahlte, viele Arbeitsplätze schuf und ein Gewerbe anzog, daß die angekommenen Güter schnell verwertete oder wegschickte. Spannend war es dort. Wie das Europaviertel dereinst bewertet wird, ist heute noch nicht abzusehen. Speer baute aber nicht nur, er sanierte auch, beispielsweise das Schmuckstück der Stadt: die Festhalle an der Messe. Die ist schön geworden, man müßte sagen: schön geblieben.
So erfolgreich Albert Speer wurde, hatte er doch zeitleibens sich aus dem Schatten seines gleichnamigen Vaters befreien müssen, der als Hitlers Architekt dessen Machtvisionen in Stein wiedergab und zudem noch Rüstungsminister war. Das wünscht man wirklich nicht mal seinem Feind und angesichts solch schwieriger Verhältnisse hat sich Albert Speer nicht nur in gesellschaftliche Verantwortung begeben, sondern ist immer sehr zurückhaltend, aber zugewandt und eben auch bescheiden aufgetreten.
„Er war ein Querdenker, mit dem man sich wunderbar und anregend unterhalten konnte. Die Entwicklung unserer Stadt lag ihm besonders am Herzen. Er hat Frankfurt geprägt“, sagte Feldmann. „Die Entstehung des Museumsufers, die Entwicklung an der Messe und im Osten der Stadt wären so ohne seinen Einfluss nicht denkbar gewesen. Auch international, insbesondere im arabischen Raum und in China, haben er und sein Planungsbüro AS+P mit über 200 Mitarbeitern an der nachhaltigen Weiterentwicklung zahlreicher Städte gearbeitet.“
„Albert Speer war ein wunderbarer Mensch ohne jegliche Allüren. Gespräche mit ihm fanden immer auf Augenhöhe statt. Seine Neugier und seine offene, unprätentiöse Art haben mich sehr beeindruckt. Er hat sich früher als viele andere für eine verantwortungsvolle Stadtplanung eingesetzt. Er dachte urban und ökologisch. Sein großer Verdienst um Frankfurt war, dass er mit seiner Planung unserer Heimatstadt ein lebenswertes Antlitz gegeben hat", sagte Mike Josef, der heutige Planungsdezernent der Stadt.
„Wir werden Albert Speer, der 2003 mit der Goetheplakette ausgezeichnet wurde, ein ehrendes Gedenken bewahren“, so Feldmann und Josef. „Er hat große Spuren in der Stadt hinterlassen."
Foto: © albert-speer.de