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Klaus Hagert
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Für den franzöischen Staatspräsidenten Emmanuele Macron der dritte Streich an diesem regnerischen Dienstag in Frankfurt. Nach dem Eintrag ins Goldene Buch der Stadt und seinem Auftritt an der Frankfurter Universität kam der Anlaß, warum er überhaupt gestern nach Frankfurt kam.
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Als erster hatte Hausherr Juergen Boos gesprochen. Er wiederholte das, was Autoren und Verlage von ihm hören wollen und was er seit Jahren auch im Ausland betont: daß nämlich die Literatur die passenden Antworten gegen die in der Gesellschaft befindliche Angst und den wütenden Haß und Ausgrenzung von anderen habe. Eine adäquate und souveräne Begründung lieferte er auch: "Wir haben die besseren Geschichten." Und damit dies nicht nur in Worten rüberkam, gab es gleich eine Einspielung eines Sommercamps von Jugendlichen aus Deutschland und Frankreich hier in Frankfurt, das unter dem Motto lief: Meinungsfreiheit und Demokratie.
Für diese Veranstaltung war der Börsenverein des deutschen Buchhandels verantwortlich und sein Vorsteher, der formale Hausherr der Buchmesse, Heinrich Riethmüller, fand lobende und die rechten Worte zu den Ergebnissen dieses Jugendcamps. Der Buchhandel sei der Garant für Pluralität, Austausch, Meinungsfreiheit. Dies um so mehr, wenn Parteien wie die AfD mit deutlich rechtsextremen Zügen etwas anderes wolle. Wie auf der Pressekonferenz forderte er die Bundeskanzlerin Merkel auf, das neue Gesetz zum Urheberrecht für die Wissenschaft umgehend zu ändern, denn es bedrohe die Existenz von Autoren, Verlage und Buchhandlungen. Dabei geht es darum, daß aus wissenschaftlichen Werken, auch Schulbüchern schon fast gewerbsmäßig kopiert werden darf, ohne daß ein Entgelt an die VG Wort gezahlt wird, die dies dann ausschüttet.
Als das "größte Gefängnis für Journalisten und Autoren weltweit" kennzeichnete er die Situation für diese in der Türkei, für die der Börsenverein täglich öffentlich eintritt und von der Politik erwartet, hier wandte er sich an die Kanzlerin, daß gegenüber der Türkei entsprechende Schritte erfolgten, damit die Inhaftierten, die nur ihre Meinung sagen, wieder freikämen. Die nach vielen Apellen aus Deutschland freigelassene türkische Schriftstellerin und Journalistin Asli Erdogan begrüßte er unter den Gästen, wobei beide großen Applaus erhielten. Auch der saudische Blogger Raif Baldawi sei immer noch in Haft.
Er ging auch darauf ein, daß nicht wenige von der Buchmesse gefordert hatten, rechtsextreme Verlage von der Buchmesse auszuschließen. Die halte die Buchmesse aus und man wolle keinen Vorwand liefern, daß sich diese in den Vordergrund spielten.
Präsident Macron sprach über die deutsch-franzöische Freundschaft, die auch bedinge, daß man die Sprache des anderen kenne, was im Fremdsprachenunterricht, aber noch besser in bilingualen Schulen zu erreichen sei. Man müsse die guten Ergebnisse der Zusammenarbeit auf universitäter Ebene, Bologna, auf die Schulen übertragen, eine entsprechende Vereinbarung hinbekommen. Er ging auch auf die EU als europäisches Projekt ein, das davon lebt, daß wir alle uns daran beteiligen und nicht den Gegner das Feld überlassen, so daß eine gute Sache auf einmal in schlechtem Licht dastünde.
Kanzlerin Merkel hatte zu Macrons Satz zu Beginn "Bücher sind die besten Waffen, die wir haben", beigetragen, daß sie das ja gut kenne: "Wer einmal wie ich in der DDR erlebt hat, daß man ein Buch nicht lesen darf, kämpft sein Leben lang dafür, daß jeder jedes Buch lesen darf." Ach, dachte man da bei sich, hoffentlich sagt sie genau diesen Satz auch Präsident Erdogan und hoffentlich wird ihm dieser Satz aus Frankfurt auch so berichtet.
Aber das nur nebenbei. Es ging hauptsächlich um Frankreich und um Frankreich und Deutschland. Frankreich ist buchstäblich derzeit also in Frankfurt in aller Munde. Am kulturellen Rahmenprogramm rund um das Ehrengastland sind eine Vielzahl unterschiedlichster Institutionen beteiligt.
Fotos:
Titel: Macron/Merkel© deutschlandfunk.de
2.+3. Foto: Merkel/Macron/hessenschau.de
4. Foto: Feldmann/Macron © Stadt-Frankfurt Bernd Kammerer