Auf Lanzarote, Teil 1
Hanswerner Kruse
Lanzarote (Weltexpresso) - ...Ich wartete, wer als Erstes „wie auf dem Mond“ sagen würde. „Wie auf dem Mond“, sagte Jola. „Erhaben“, sagte Theo“ (...)
"Wenn man Geröll mag“, sagte Jola. „Du hast keinen Sinn für die Ästhetik des Erhabenen“, erwiderte Theo...
Wir brauchten etwas Zeit, uns diese „Ästhetik des Erhabenen“, von der Theo in Julie Zehs Lanzarote-Psychothriller „Nullzeit“ spricht, zu erschließen. Am ersten Tag war die karge Insel Grau in Grau, der kalte Wind wehte heftig und wir waren deprimiert. Doch dafür ist unser Appartement, das direkt in den Hof, ach, den verzauberten grünen Garten übergeht, wunderbar. Der Vermieter Severino ist ein kreativer und handwerklich versierter Gestalter. Überall Steinbeete mit Kakteen, Rosen, kleinen Bäumen. Katzen streichen zwischen Lampen, Kaminöfen, metallenen Windspielen, Sitzgelegenheiten, Spiegeln und fremdartigen Objekten herum. Dazwischen ein altersschwacher Hund...
Heute am fünften Tag haben wir versucht, unseren Aufenthalt hier zu verlängern, aber natürlich ist diese Oase im Steinland längst neu vermietet. Gefunden haben wir sie mit airbnb, der Vermittlungsgesellschaft für private oder halbprivate Zimmer, mit der wir noch nie zu tun hatten. Es ist oder soll so sein, als würden Freunde ihre Zimmer vermieten. Die Preise sind moderat, man zahlt an airbnb eine geringe Gebühr für die Vermittlung. Wir waren fasziniert von der Landschaft und dem Licht hinter dem riesigen Bett auf dem Foto - und genauso sah es hier auch aus. Der erste Sonnenuntergang war faszinierend wie ein Vulkanausbruch oder der Weltuntergang...
Fotos: Hanswerner Kruse