KOMMENTAR für den Deutschen Olympischen Sportbund ( DOSB)
Franz Brümmer
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Da tauchen, klettern, paddeln, rudern, reiten, laufen, segeln und radeln sie! Wir, die Breitensportaktiven, stecken uns dabei immer wieder sportliche Ziele. Je nach Größe dieser Ziele wollen wir mit viel Engagement darauf hinarbeiten, einen sauberen Schwimmstil, eine herausfordernde Kletterroute, eine lange Radtour, einen Firmenlauf, einen erlebnisreichen Tauchgang zu absolvieren.
Dafür trainieren wir, wenn es sein muss mehr und härter, wir passen unseren Lebensstil an, wir verzichten auf so Manches, um unseren Fokus zu schärfen und – klar doch – unser gestecktes Ziel zu erreichen.
Sich ein Ziel zu stecken, verlangt Mut, denn es kann ja auch verfehlt werden. Jedoch gehört zum Sport auch die Tugend des Scheiterns und das ist völlig in Ordnung ... no matter! Try again. Fail again. Fail better. Entweder du gewinnst – oder du lernst! Und selten müssen wir ja, wir sind ja freiwillig unterwegs und da kann auch mal ein Umweg zum Ziel führen. Zielerreichung im Breitensport ist überwiegend positiv belegt.
Doch beim Klimaschutz ist das anders! Die Ziele, die wir uns hier stecken und auch stecken müssen, sind unbedingte Notwendigkeit! Und wer es immer noch nicht wahr haben mag, der konnte in den vergangenen Monaten eine Reihe heftiger Wetterereignisse fast überall auf unserem Planeten beobachten. Es war weder zu überhören noch zu übersehen! Als Beispiel sei hier nur die großflächige Korallenbleiche am Großen Barriere Riff in Australien aufgrund erhöhter Wassertemperaturen erwähnt!
Klimaschutz ist Aufgabe und Ziel für uns alle! Als Gesellschaft und ganz konkret für uns als Einzelindividuen. Im Gegensatz zum selbstgesteckten Ziel im Sport sind die Auswirkungen von individuellen Anstrengungen nicht schnell spürbar und nicht kausal dem Einzelnen zu zuordnen. Warum dafür den eigenen Lebensstil anpassen? Das fällt zuweilen dann schon schwer. Auch bedeutet Verzicht nicht Zufriedenheit, sondern ist weit verbreitet leider immer noch ziemlich uncool, unmodern. Da wäre ja doch auch reagieren leichter als aktives agieren, oder? Aber Klimaschutz ist mehr als ein Anpassen an die Folgen der Klimaveränderungen. Das kann unter Umständen schon zu spät sein!
Was wir brauchen, sind mehr als positive Absichtserklärungen – wir brauchen konkrete Zielvorstellungen im Sport für den Klimaschutz und aktives Handeln für effektiven Klimaschutz! Klimaschutz ist beispielsweise aktive Vermeidung von Treibhausgasen. Vermeidung braucht Mut und damit auch mutiges Hinterfragen des eigenen – sportlichen – Handelns. „Was kann ich schon bewirken, wenn die anderen so weitermachen?“, darf für uns verantwortungsbewusste Natursportaktive nicht die Frage sein!
An Stellschrauben mangelt es nicht, denken wir über unsere Verkehrsmittel nach, die uns regelmäßig zu unseren Sportstätten oder auf unsere Sportreisen bringen. Entsprechend kritisch können wir unser Konsumverhalten und unseren Lebensstil hinterfragen. Längst ist klimafreundliches Handeln keine Kür mehr. Die Auswirkungen des Klimawandels winken uns mit dem Zaunpfahl in jeder Natursportsparte. Besonders unstete Pegelstände werden zur Herausforderung für Kanuten; mehr Starkwinde bedeuten weniger Flugzeiten für Hängegleiter; Garnelenschwärme verwundern Taucher und Abertausende von Stichlingen verändern das Ökosystem eines immer wärmer werdenden Bodensee, der sich zudem im Durchmischungsverhalten ändert!
Augenöffnendes findet sich in nahezu jeder Natursportart. Nehmen wir das als dringende Aufforderung zu eigenem klimasensiblen Verhalten und bleiben wir sportlich – es sind nicht die anderen die aktiv werden müssen! Wir persönlich sind gefragt! Und unser Tun wird Wirkung zeigen! Mutiges, klimafreundliches Handeln jedes Einzelnen macht einen Verband und übergeordnete Institutionen stark und übt auch den nötigen Druck aus. So können wir uns gemeinsam für klimafreundliche Sportveranstaltungen einsetzen, nachhaltigen Sportstättenbau fordern und lauter Multiplikatoren sein, um zu vermeiden, dass Klimaziele nicht ernst genug genommen werden. Denn den langen Weg oder gar Umweg als Ziel vertragen die jetzt schon spürbaren Auswirkungen des Klimawandels und insbesondere die Leidtragenden in keinem Fall mehr. Klimaschutz ist Aufgabe und Ziel für uns alle!
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Info:
Autor Professor Dr. Franz Brümmer ist Vorsitzender des Kuratoriums Sport und Natur und Präsident des Verbandes Deutscher Sporttaucher. Sein Beitrag erschien als Leitartikel in der jüngsten Ausgabe Nummer 124 des DOSB-Informationsdienstes „Sport schützt Umwelt“.