Constanze Weinberg
Buxtehude (Weltexpresso) – Vor drei Wochen bin ich an dieser Stelle der Frage einer Moderatorin des Deutschlandfunks nachgegangen, ob wir uns über eine Fußball-WM in Putins Russland freuen können. Durch die Blume gesprochen sollte das heißen, dass die Weltmeisterschaft dort eigentlich nicht stattfinden dürfte, weil in Russland die Menschenrechte missachtet würden. Als ob die FIFA schon jemals danach geragt hätte. Hauptsache, die Kasse stimmte. Als Deutsche können wir uns aus ganz anderen Gründen nicht so recht freuen an dieser WM, sind wir doch schon in der Vorrunde ausgeschieden, wir als Weltmeister! Wenn das mal mit rechten Dingen zugegangen ist.
Geschlagen wurde unsere Mannschaft in ihrem letzten Vorrundenspiel von den Südkoreanern. Das muss man sich einmal vorstellen – von den Südkoreanern, die als Fußballzwerge gegen den Weltmeister Deutschland als völlig chancenlos galten. Muss man sich - um hinter das Geheimnis ihres Erfolges zu kommen - vielleicht vor Augen halten, dass Südkorea neuerdings ein Techtelmechtel mit Nordkorea angefangen hat, von dem man weiß, dass es am Tropf des kommunistischen China hängt, das in wilder Ehe mit Putin lebt. Der hat es doch bekanntlich darauf abgesehen, Europa zu unterjochen. Der Weg dahin führt über die Niederwerfung Deutschlands. Bildlich gesprochen natürlich.
Dass die südkoreanischen Spieler als verlängerter Arm Putins Deutschland diese Schmach zugefügt haben, ist natürlich Unsinn. Andererseits muss man sich bewusst machen, dass der Austragungsort Kasan muslimisch geprägt ist. Dort steht die größte Moschee Europas. Konnten die deutschen Spieler als Gäste angesichts der Gefahr, als rassistisch zu gelten, in so einer Stadt ganz aus sich herausgehen? Eines steht auf jeden Fall fest: Russland war von Anfang an kein gutes Pflaster für die deutsche Mannschaft. Schon wegen der hohen Temperaturen in manchen Städten. Andererseits hat die deutsche Nationalmannschaft auch ein Testspiel im idyllischen Wörthersee-Stadion gegen Österreich verloren, als es dort gewittert und heftig geregnet hat.
Irritierend ist das Verhalten von Jogi Löw nach dem Spiel gegen Südkorea. Der deutsche Trainer verdrückte sich wortlos und ließ seine Mannschaft mit der Niederlage allein im Stadion zurück. Tapfer äußerte sich Mats Hummels an seiner Stelle zu den Ursachen des Ausscheidens seiner Mannschaft, während die Mitspieler das Geschehene stumm und fassungslos auf sich einwirken ließen. War Jogi Löw sauer auf die verhätschelten deutschen Fußball-Millionäre, dass er fürchtete, im Interview aus der Rolle zu fallen? Ging ihm zu viel durch den Kopf, seit zwei seiner Spieler sich an der Seite des türkischen Alleinherrschers Erdogan für ein Wahlkampffoto ablichten ließen und damit für Verwirrung in der Mannschaft sorgten? Wir werden es vielleicht noch erfahren. Einstweilen können wir nur darauf hoffen, dass der Fußballgott für Gerechtigkeit sorgt. Aber davon gibt es bekanntlich mehrere. Ob die sich einigen können?
Foto:
© sportschau.de
© sportschau.de