Der Nationalismus ist ein Reservat überholter Männlichkeit – Zur Resurrektion nationalistischer Gewaltbereitschaft
Heinz Markert
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Der Nationalismus beginnt verbal als schleichend verderbliches Phänomen eines lässlichen Lasters, das leicht zu haben ist. Geht er in den besinnungslosen Stolz der Überheblichkeit über, wird er zur Todsünde.
Zunächst ist er ein schwelendes Produkt der den Hass ausbrütenden Stammtische und wendet sich gegen die anderen Nationen, Länder und Völker. Er kann im Massentaumel die zur Geschichte werdende Walze aus Dummheit und Unvernunft werden.
Woraus entsteht Nationalismus? Er entsteht dadurch, dass die moderne Zivilisation die Menschen so sehr einschnürt, zurichtet und ihnen so tiefes Leid antut, dass sie danach sinnen, den Kulturzustand wiederaufzuheben, indem es sie nach gewalttätigen Ausbrüchen drängt und sie beginnen sich als Nationen hasserfüllt gegeneinander zu wenden. Der offene Nationalismus beginnt mit einem Fieber, das sich zur Epidemie auswächst und Millionen ins Verderben reißt.
Der neue Nationalismus ist auch noch Männersache
Statt die Fehler und Versäumnisse der eigenen Nation zu erkennen, wird die Schuld bei den Anderen gesucht, das Übel im Fremden verortet. Sogleich aber muss man hinzufügen – es ist raus! – dass das Übel der nationalen Überheblichkeit und des Chauvinismus von überwiegend männlicher Art und vielleicht Natur ist. Die Welt wird heute mehr und mehr von männlichen Tätern beherrscht und in den Schwitzkasten genommen. Die Frauen müssen überall ausputzen, was die Männer angerichtet haben. Nicht nur in Afrika, auch in Nordamerika und Europa.
Das Weltproblem ist offenbar ein Männerproblem. Leute wie Putin, Orban, Erdogan, Trump, Kaczyiński und Zeman u.v.m., Macker, Machos und Großtöner, nehmen sich ihre Länder zur Beute und die Welt (sowie Europa) in den Griff. Es wird höchste Zeit, dass das neue 68 vom Feminismus bestimmt wird und nicht mehr von unappetitlichen männlichen Chauvies. Korpsgeist unter Männern sollte beim neuen Mann verpönt sein. Wenn Frauen selbstbewusst auftreten, sind sie sogleich die Furien und Schreckschrauben, während Männer, die sich rücksichtslos durchsetzen, immer als männlich gelten (auch bei dummen Frauen).
Immer noch sollen Frauen sich in Nibelungentreue gegenüber Männern ergehen, ihnen den Rücken freihalten, sich mehr mit Kinder, Kirche und Küche befassen, damit Männer Politik und Wirtschaft machen können. Allerdings: manche Frauen stellen sich der männlichen Logik in den Dienst.
Dünkelmännertum
Übrigens: Wer stoppt in Frankfurt endlich die Autoposer und Profilierungsneurotiker mit ihren getunten Schärpen und Bikes, die partout nicht von der virilen Machtdemonstration lassen können. Und die nimmt täglich zu. Macht ist bei der männlichen Massenkohorte, die wie Untote umhergeistern, ein Ausbund männlichen Eigendünkels.
Das Denken in Machtkategorien entwickelt sich beim schlichten Geist und Charakter schnell zur Nationaleitelkeit, die zur katastrophalen Weltfieberkrankheit ausarten kann. Der dem Dünkel enthobene Mann muss einen neuen Pakt eingehen, um die Welt vor dem Ungeist der Männer-Macho-Machtkrankheit zu retten. Über all den Ungeistern thront momentan ein Horst Seehofer.
Arthur Schopenhauer schrieb: „Die wohlfeilste Art des Stolzes hingegen ist der Nationalstolz, denn er verrät in dem damit Behafteten den Mangel an individuellen Eigenschaften, auf die er stolz sein könnte, da er sonst nicht zu dem greifen würde, was er mit so vielen Millionen teilt“.
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